Kapellari: Papst akzeptierte Rücktritt

Der Papst hat am Mittwoch den Rücktritt des steirischen Diözesanbischofs Egon Kapellari angenommen - damit ist Graz-Seckau vorerst ohne Bischof. Zum Diözesanadministrator wurde Generalvikar Heinrich Schnuderl bestellt.

Die "Cathedra", der Sitz des Bischofs im Dom von Graz

Diözese Graz-Seckau

Die „Cathedra“, der Sitz des Bischofs im Dom von Graz, ist ab sofort sedisvakant

Vier Jahre, nachdem er in Rom um die Beendigung seiner Amtszeit angesucht hat, verkündete Kapellari am vergangenen Samstag in einem Hirtenbrief seinen endgültigen Abschied - mehr dazu in Diözesanbischof Egon Kapellari legt Amt zurück (23.1.2015) und in Kirche und Politik zollen Kapellari Respekt (24.1.2015). In seinem täglichen Bulletin am Mittwoch verkündete nun der Vatikan, dass der Papst diesen Rücktritt annahm - mehr dazu in Tägliches Pressebulletin des Vatikans.

„Der Bischofssessel ist leer“

Damit ist die Diözese Graz-Seckau sedisvakant, wie Kirchenrechtsexperte Franz Hasenhütl betont: „Sedisvakant bedeutet wörtlich übersetzt, der Bischofssessel ist leer, das heißt, die Diözese Graz-Seckau hat keinen Bischof mehr, der sie leitet.“ - mehr dazu in Dienstältester Bischof in Österreich zurückgetreten (religion.ORF.at)

Schnuderl zum Administrator bestellt

Das Domkapitel, ein Gremium aus acht hochrangigen Priestern, bestellte schon am Mittwoch Generalvikar Heinrich Schnuderl zum Diözesanadministrator. In einer ersten Stellungnahme dankte Schnuderl dem emeritierten Kapellari für sein Wirken: „Wir danken unserem Bischof für seinen mit Geist und Kraft ausgeübten Dienst als 57. Bischof unserer 1218 gegründeten Diözese. Er hat in den Jahren seiner Amtsführung immer wieder Bedrückte im Gespräch aufgerichtet und oft zu neuen Wegen Mut gemacht. Menschen in materieller Not konnten auf seine diskrete Hilfe zählen. In unzähligen Predigten und Ansprachen hat er unseren Glauben zur Sprache gebracht und in einer ganzen Reihe von Büchern wegweisende Antworten zu Gegenwartsfragen vorgelegt.“ Für die Kirche in der Steiermark habe er „prägende Entscheidungen gefällt“ - etwa bei der Neuausrichtung des Augustinums.

Schnuderl will den 2012 begonnenen „diözesane Weg“ weitergehen und meinte: „Wir streben die Ziele an, die wir uns gesetzt haben. Diese werden sicher auch mit einem kommenden Bischof Gültigkeit haben: Die Freude am Glauben erneuern, die Seelsorge in der Diözese neu auszurichten und als Kirche unsere Gesellschaft mitgestalten. Ich bitte um Ihr Gebet für den kommenden Bischof und für unseren gemeinsamen Weg.“

Appell an alle in der Kirche Aktiven

Der Diözesanadministrator hat einem Bischof ähnliche Gewalten und Pflichten, das Amt erlischt aber automatisch mit der Besitzergreifung der Diözese durch einen vom Papst bestellten neuen Diözesanbischof. Schnuderl richtete seine ersten Worte als Administrator auch an alle in der Kirche Aktiven: „Wie lange diese Übergangszeit währt, wissen wir nicht. Ich bitte Sie aber alle, die Sie ehrenamtlich oder hauptamtlich, in den Pfarren, Orden oder Gemeinschaften, in den vielfältigen Werken oder auf der Diözesanebene tätig sind, Ihr Engagement für unsere Kirche konsequent weiterzuführen, und ersuche auch die Mitglieder der gewählten diözesanen Gremien weiterhin um Unterstützung und Beratung in den kommenden Wochen oder Monaten.“

In Österreich gab es zuletzt einen ähnlichen Vorgang in der Diözese Feldkirch, nachdem im November 2011 Papst Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch von Bischof Elmar Fischer angenommen hatte. In der Folge wählte das Feldkircher Domkapitel den damaligen Generalvikar Benno Elbs zum Diözesanadministrator - seine Ernennung zum Diözesanbischof erfolgte erst durch Papst Franziskus.

Vielleicht bald vier Bischöfsstühle vakant

Für die Steiermark ist vorgesehen, dass der Papst einen Bischof ernennt. Der Nuntius sandte auch einen Dreiervorschlag nach Rom, wobei der Papst nicht an diesen Dreiervorschlag gebunden ist. Der neue Bischof muss mindestens 35 Jahre alt sein und sich durch Wissen und Klugheit auszeichnen, wie es heißt.

Laut Franz Hasenhütl dürfte Rom bei der Ernennung die gesamtösterreichische Situation betrachten: „Der Militärbischof hat seinen Rücktritt eingereicht, die Bischofe von Linz und St. Pölten werden heuer 75-jährig ihren Rücktritt einreichen, die Diözese Graz-Seckau ist vakant. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass in Rom auf diese Gesamtsituation geschaut wird und dann entsprechende Entscheidungen getroffen werden.“

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