Tätowierer stellt Brustwarzen wieder her

Plastische Chirurgen des Grazer Uniklinikums holen Promi-Tätowierer Mario Barth aus Los Angeles nach Graz. Dieser soll die rekonstruierte Brust von ehemaligen Brustkrebspatientinnen wiederherstellen. Mehr als 5.000 Brustwarzen-Tattoos hat Barth bereits angefertigt.

Nach einer Brustkrebs-Operation ist für viele Frauen der Wiederaufbau der Brust wichtig für ihr Selbstwertgefühl. Dazu gehört auch die Nachbildung der Brustwarzen. Während diese bisher auf chirurgischem Weg mit körpereigenem Gewebe rekonstruiert wurden, setzen Plastische Chirurgen am Grazer LKH-Universitätsklinikum auf die Möglichkeit, diese zu tätowieren.

Tätowierer von Kravitz, Stallone und Anderson

Zu seinem Berufsalltag gehört es Drachen, Tiger und Adler unter die Haut zu stechen: Dem vor über 20 Jahren aus der Steiermark in die USA ausgewanderten Tätowierer Mario Barth haben sich schon Promis wie Sylvester Stallone, Pamela Anderson oder Lenny Kravitz unter die Nadel gelegt. Seit rund fünf Jahren setzt er seine Kunstfertigkeit auch bei ehemaligen Brustkrebspatientinnen ein, um der rekonstruierten Brust den letzten Schliff zu geben. Mit verschiedenen Brauntönen versucht er, die Illusion einer echten Brustwarze wiederherzustellen.

Mario Barth, Lars-Peter Kamolz, Thomas Rappl LKH Graz

ORF.at

Von links: Thomas Rappl, Mario Barth, Lars-Peter Kamolz

Früh genug erkannt, lässt sich Brustkrebs zwar gut bekämpfen, aber oft um den Preis einer Brustamputation. Von den 90 Brustrekonstruktionen pro Jahr, die an der Klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie am Klinikum durchgeführt werden, sei bei mehr als 90 Prozent auch das Wiederherstellen der Brustwarzen erforderlich, schildert Abteilungsleiter Lars-Peter Kamolz.

„Abseits der normalen Wege gehen“

Der Brustwarzenhof könne mit Teilen der gesunden Brustwarze oder mit einem Hauttransplantat aus der Leiste, wo die Hautfarbe dunkler ist, rekonstruiert werden. „In manchen Fällen muss man etwas abseits der normalen Wege gehen, um ein befriedigendes Ergebnis zu erzielen - und da kommt dann die Tätowierung zum Einsatz“, meinte Kamolz.

Rund eine Stunde benötigt Mario Barth, der laut eigenen Angaben in seinem Studio in Las Vegas in den vergangenen fünf Jahren mehr als 5.000 Brustwarzen-Tattoos angefertigt hat. Im Jahr 1989 eröffnete er in Graz das österreichweit erste Tätowierstudio, das einen Gewerbeschein bekommen hat, 1994 übersiedelte er in die USA, wo er seit 2008 eines der größten Tattoo-Studios führt.

Alle sechs Wochen in Graz

„Die Ergebnisse, die Barth erzielt, wären aus unseren Händen nicht möglich“, betont der Grazer Plastische Chirurg Thomas Rappl, der im Vorjahr für das Grazer Spital den Kontakt zu Barth hergestellt hat. Die Möglichkeit, den Frauen von der ersten Krebsoperation bis zur Pigmentation der Brustwarze das gesamte Behandlungsspektrum in einem Haus anzubieten, sei in Österreich neu.

Derzeit werde die Brustwarzentätowierung an Patientinnen, denen kein anderer Rekonstruktionsweg offen steht, kostenlos im Rahmen einer Studie angeboten. Geplant sei, den Auslandssteirer alle sechs Wochen nach Graz zu holen. In Las Vegas müssten Kundinnen rund 1.500 US-Dollar pro Warze auf den Tisch legen, schilderte Barth. „Wir wollen uns die Langzeitergebnisse ansehen. Dann müssen wir darüber reden, wie das Ganze finanziert werden kann“, räumt Kamolz ein.

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