Die Reaktionen der Landesparteien

Hohe Verluste für SPÖ und ÖVP, massive Zugewinne für die FPÖ - die Landtagswahl 2015 hat die steirische Politlandschaft zum Beben gebracht. Dementsprechend unterschiedlich fielen auch die Reaktionen in den steirischen Parteizentralen aus.

Die FPÖ verzeichnete am Sonntag gewaltige Zugewinne und bringt die Vorherrschaft der „Reformpartner“ SPÖ und ÖVP, die das Land in den vergangenen Jahren regiert haben, in Gefahr - mehr dazu in SPÖ, ÖVP und FPÖ fast gleichauf und in Politbeben erschüttert Steiermark: FPÖ nur knapp hinter SPÖ und ÖVP (news.ORF.at). FPÖ-Spitzenkandidat Mario Kunasek sprach von einem „blauen Erdrutsch“, Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) will das Ergebnis in den Gremien diskutieren - mehr dazu in Spitzenkandidaten: Freude und Entsetzen. Ähnlich unterschiedlich sind auch die Reaktionen im Bund - mehr dazu in Die Reaktionen der Bundesparteien.

SPÖ: „In keinster Weise damit gerechnet“

SPÖ-Landesgeschäftsführer Max Lercher sprach in einer ersten Reaktion von einem „für uns schmerzlichen Ergebnis“: „Mit dem Ergebnis haben wir in keinster Weise gerechnet. Wir werden das morgen in den Gremien besprechen.“ Er hält das Ausländerthema für einen Schwerpunkt im Wahlkampf: „Da haben wir wohl nicht so gepunktet“, versuchte er erste Ursachen für das schlechte Abschneiden der SPÖ und die großen Zuwächse der FPÖ zu nennen.

Wahl 2015

APA/ Erwin Scheriau

Alle Ergebnisse, alle Daten

Insgesamt waren 964.665 Steirer in 287 Gemeinden aufgerufen, einen neuen Landtag zu wählen - bei der letzten Landtagswahl vor fünf Jahren waren es noch 542. Hier finden Sie alle Ergebnisse und Vergleichsdaten - mehr dazu in Alle Ergebnisse, alle Daten.

Soziallandesrat Siegfried Schrittwieser (SPÖ) räumte knapp nach Wahlschluss ein, dass die SPÖ bei der Landtagswahl eine Niederlage erlitten habe: „Da gibt es nichts zu diskutieren, das müssen wir analysieren“, so der Landesrat in der Parteizentrale in Graz-Eggenberg.

ÖVP: Schockiert über Plus der FPÖ

Wie viele andere in der steirischen Volkspartei rechnete auch Landesrat Christopher Drexler nicht mit einem derartigen Ergebnis bei der Landtagswahl: „Nach dem ersten Schrecken“ stelle man fest, dass am Sonntag zwei Abstimmungen stattgefunden haben, nämlich über die Reformarbeit und die Asylpolitik.

Die starken Verluste der ÖVP in den Hochrechnungen wurden von den Anhängern der Volkspartei in der Zentrale am Karmeliterplatz mit starrer Miene verfolgt; schockierte Reaktionen löste das gewaltige Plus der Blauen aus: „Der Gewinn der Freiheitlichen muss seine Gründe haben“, und diese seien in der Asylpolitik zu finden, meinte Drexler. ÖVP-Landesgeschäftsführer Detlef Eisel-Eiselsberg sagte, „dass wir jetzt diese Reformpartnerschaft in eine Zukunftspartnerschaft führen“. Er gehe nicht davon aus, „dass wir diesen Weg verlassen werden“.

FPÖ: „Das muss uns erst einmal einer nachmachen“

Hocherfreut zeigte sich dagegen über die ersten Ergebnisse FPÖ-Landesparteichef Gerhard Kurzmann: „Spitzenkandidat Mario Kunasek ist es gelungen, jene Themen anzusprechen, die der Bevölkerung unter den Nägeln brennen. Unter ihm hat auch ein Verjüngungsprozess innerhalb unserer Partei stattgefunden, der nun Früchte trägt." Kurzmann verwies auch auf die schwierige Ausgangslage für die steirischen Freiheitlichen nach der verlorenen Landtagswahl im Jahr 2005: „Vor zehn Jahren hätte niemand einen Euro auf die FPÖ gesetzt, heute sind wir auf Augenhöhe mit SPÖ und ÖVP. Das muss uns erst einmal jemand nachmachen.“

Grüne: „Haben natürlich mehr erhofft“

„Wir haben uns natürlich mehr erhofft. Unser sehr ambitioniertes Wahlziel war ja zweistellig“, sagte der Landesgeschäftsführer der Grünen, Wolfgang Rabak. Man hoffe auf Graz, sagte Rabak, man werde weiterhin „sehr konstruktive Oppositionspolitik“ machen und den grünen Kernthemen treu bleiben. Zu den Zugewinnen der FPÖ sagte Rabak: „Man darf sich nicht wundern, dass 60.000 Arbeitslose ein sehr guter Nährboden für einfache Botschaften sind.“

NEOS: „Nicht so erfreulich“

NEOS schafft den Einzug in den Landtag nicht - dementsprechend enttäuscht ist Spitzenkandidat Uwe Trummer: „Es ist nicht so erfreulich für NEOS. Die Vorverlegung der Wahl hat uns sicher nicht gutgetan, auch haben die ‚Reformpartner‘ damit der Demokratie nicht unbedingt einen guten Dienst erwiesen. Wir werden schauen, dass die Weltoffenheit in der Steiermark weiterhin vorhanden ist, und dafür werden wir auch kämpfen.“

Team Stronach: Weitermachen jenseits des Landtags

Ähnlich Josef Kaltenegger, der für das Team Stronach antrat: „Es ist schwer, großartig Erklärungen zu finden. Aufgefallen ist, dass jene Partei, die am meisten mit Gräuelplakaten Wahlwerbung gemacht hat, jetzt den Wahlerfolg hat, das ist sehr bedenklich. Wir haben gespürt, dass es eine Riesenunzufriedenheit gibt bei den Leuten, wir hatten die Hoffnung, dass sie uns als Alternative sehen. Aus unserer Sicht ist wahrscheinlich die Zeit zu kurz gewesen, wir wollen keine Ausreden suchen, aber es war eine sehr kurze Wahlkampfzeit."

„Für die Zukunft heißt es, dass wir uns besser organisieren müssen und mehr Vorlaufzeit brauchen für eine Wahlgang. Wir wollen und werden uns auch in Zukunft politisch aktiv betätigen. Es gibt viele Möglichkeiten, auch wenn man nicht im Landtag sitzt, man kann auch die Bürger einbinden.“

„SPÖ und ÖVP noch nie so schlecht“

Der Politologe Peter Filzmaier analysierte das Wahlergebnis: Er sprach von dramatischen Veränderungen und einem historischen Tiefststand für SPÖ und ÖVP, die aber ihre Partnerschaft wohl fortsetzen würden - mehr dazu in Filzmaier: „SPÖ und ÖVP noch nie so schlecht“. Und die FPÖ ist die neue Arbeiterpartei, zumindest in der Steiermark: Laut einer ISA-Wahlbefragung gaben bei der Landtagswahl nicht weniger als 61 Prozent der Arbeiter den Freiheitlichen ihre Stimme - mehr dazu in Wahltagsbefragung: FPÖ neue Arbeiterpartei. Außerdem konnte die FPÖ fast drei Viertel ihrer Wähler von 2010 erneut mobilisieren - mehr dazu in FPÖ mobilisierte viele Stammwähler. Laut einer Analyse der FH Joanneum könnten auch die Gemeindefusionen mit dem Ergebnis etwas zu tun haben - mehr dazu in Die Auswirkungen der Gemeindefusionen.

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