Wirbel um neues Grazer Fernwärmekraftwerk

Das geplante Fernwärmekraftwerk in der Grazer Puchstraße sorgt für Wirbel: In einem Bericht des Umweltbundesamts wird vor zusätzlicher Luftbelastung für die Stadt Graz gewarnt.

Schon im kommenden Herbst könnte in Graz das neue, mit Gas betriebene Fernheizkraftwerk seinen Betrieb aufnehmen. Dadurch würde das jetzige mehr als 50 Jahre alte Kraftwerk Mellach abgelöst werden.

„Erhebliche Auswirkungen für Luft in Graz“

Experten des Umweltbundesamts sehen darin ein Problem: Es würde zu beträchtlichen Zusatzbelastungen der Grazer Luft kommen. „Wird es nur zur Spitzenlastabdeckung verwendet, sind die Auswirkungen relativ überschaubar. Wird allerdings Wärme für die Grundlast bereit gestellt und ersetzt den derzeitigen Standort Mellach, gibt es erhebliche Auswirkungen“, warnt etwa Jürgen Schneider vom Umweltbundesamt.

Schneider spricht dabei von Stickoxidemissionen im Ausmaß von bis zu 100 Tonnen pro Jahr - diese Mehrbelastung würde zwölf Prozent des jetzigen Verkehrsaufkommens ausmachen, und es käme zu einer Versechzehnfachung der jetzigen Emissionen in der Puchstraße.

Puchstraße Graz

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Laut Schneider würde außerdem in Sachen Schadstoffreduktion nicht das technisch Machbare ausgereizt: „Wir glauben, dass man nach dem Stand der Technik durchaus noch weiter runtergehen könnte, was bei einer Anlage mitten in einem Stadtgebiet auch sinnvoll wäre.“

Das Land Steiermark stellte fest, dass für das geplante Heizkraftwerk keine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig ist. „Ob diese Feststellung zu Recht gefallen ist, ist eine juristische Frage“, so Schneider.

„Gesamtbelastung niedriger als durch Mellach“

Beim Bauwerber, der Energie Steiermark, zeigte man sich über die Studie überrascht, würde doch das Verbund-Kraftwerk Mellach ein Vielfaches der Belastungen in die Luft blasen, als es im neuen Kraftwerk Puchstraße der Fall sein werde. Die Gesamtschadstoffbelastung, heißt es bei der Energie Steiermark, würde sogar deutlich zurückgehen.

Global 2000 hofft auf „Strategische Umweltprüfung“

Die Umweltschutzorganisation Global 2000 betonte in ihrer Reaktion zwar, dass laut der Studie die Stickoxidemissionen um den Faktor 16 im bereits belasteten Stadtgebiet von Graz steigen könnten, dafür laufe in Mellach ein Kohlekraftwerk, dessen Abschaltung die Organisation schon mehrfach gefordert habe. Die Kohleverbrennung führe „zu hohen gesundheitlichen Folgekosten“. Global 2000 hoffe auf eine „Strategische Umweltprüfung“ (SUP).

Kritik an Landesregierung und Unternehmen

Seitens der steirischen Grünen hagelte es Kritik an der Landesregierung, die den schon mehrfach öffentlich ausgetragenen Disput zwischen den Energieversorgern nicht schlichten könne: „Die politisch Verantwortlichen haben so getan, als ginge sie das alles nichts an“, sagte Stadträtin Lisa Rücker. Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) dagegen sehe in dem Streit der mehrheitlich in öffentlicher Hand befindlichen Unternehmen eine „peinliche, leider zeitgeistige Posse“: Die Beteiligten sollten sich an einen Tisch setzen.

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