Kraftwerk Voitsberg: Sprengung im Nebel

Dichter Nebel hat die Sprengung des Kraftwerks Voitsberg am Sonntag kurz verzögert. Um einige Minuten verspätet wurde schließlich gesprengt. Das Kesselhaus wurde dem Erdboden gleichgemacht.

Sprengung Kraftwerk Voitsberg

ORF

Dichter Nebel hüllte das Kraftwerk am Sonntag ein

Der neue Anlauf zur Sprengung des ehemaligen Kohlekraftwerks in Voitsberg am Sonntag stand zunächst wieder unter keinem guten Stern. Schuld war das Wetter. Und es war fraglich, ob die Sprengung über die Bühne gehen würde. Schließlich fand die für 14.00 Uhr angesetzt gewesene Sprengung dann gegen 14.20 Uhr statt. Das Bundesheer rückte dem Bau mit weniger Sprengstoff, dafür aber mit besseren Vorkehrungen zu Leibe.

Unter Applaus

Unter dem Applaus von Hunderten Zuschauern stürzte das Gebäude ein. Im dichten Nebel war in den ersten Minuten nicht zu erkennen, ob das Bauwerk nun endgültig dem Erdboden hatte gleichgemacht werden können. Während der Vorbereitungsarbeiten waren 50 Soldaten des Bundesheeres im Einsatz, am Tag der Nachsprengung am Sonntag 65. Das Kraftwerksgelände war auch diesmal großräumig abgeriegelt worden.

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Finale Sprengung am Sonntag

Auf vier Ebenen zündeten 521 an den Stahlträgern angebrachte Einzelsprengladungen in 60 Millisekunden exakt getaktet nacheinander.

Auf die Seite gelegt

Wie beabsichtigt, wurde das ursprünglich rund 100 Meter hoch aufragende Kesselhausgerüst am Sonntag nahezu vollständig zur Seite gelegt. Durch das Kippen des Objekts reduzierte sich die Bauwerkshöhe auf rund 40 Meter, sodass nun mit der mechanischen Demontage begonnen werden kann.

Erfahrungsgewinn für Bundesheer

„Wir freuen uns gemeinsam mit allen Beteiligten über die erfolgreiche Sprengung. Entsprechend dem Leitsatz ,Sicherheit als oberstes Gebot‘ haben wir die neuesten Methoden und die modernste Spreng- und Zündtechnik angewendet – eine bewusste Entscheidung der PORR, obwohl kostengünstigere Alternativen zulässig gewesen wären“, erläuterte Oberstleutnant Walter Voglauer das Konzept für die Sprengung. „Unsere Sprengprofis haben durch diese Sprengung in den letzten Wochen einen riesigen Erfahrungsschatz gewinnen können, der direkt in die Sprengausbildungen des Bundesheeres einfließen wird“, so Voglauer.

Panne im August

Das Kohlekraftwerk hatte sich bisher erfolgreich gegen seine Zerstörung gewehrt: Anfang August gab es eine Panne beim Abbau des 180 Meter hohen Kamins - als „schiefer Turm von Voitsberg“ sorgte das Kraftwerk damals für Schlagzeilen - mehr dazu in „Schiefer Turm“ von Voitsberg gefallen (8.8.2015).

Kesselturm blieb stehen

Mitte November war die größte Bauwerkssprengung des Bundesheeres in der Zweiten Republik geplant - und sie schlug gewaltig fehl: In wenigen Sekunden sollte das Gebäude mit Hilfe von 666 Kilogramm Sprengstoff Geschichte sein, doch nur kleine Teile stürzten ein; das Kesselhaus stand noch immer - mehr dazu in Voitsberg: Kraftwerkssprengung schlug fehl (7.11.2015).

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Sprengung des ÖDK Voitsberg November

Beim ersten Sprengversuch Anfang November blieb das Mittelgebäude schwer beschädigt stehen.

Weniger Sprengstoff, bessere Vorkehrungen

Am Sonntag, sechs Wochen nach dieser missglückten Sprengung, hatte man es unbedingt besser machen wollen, sagte Bundesheer-Sprecher Gerhard Schweiger: „Die Erfahrung war einfach die, dass bestimmte Ladungen in dieser Serie zu früh aus ihren Verankerungen gesprungen sind und dabei im freien Raum detoniert sind.“ Nun wurden zusätzlich Holzverschalungen und Sandsäcke angebracht, die sicherstellten, dass der Druck aus den Ladungen zum richtigen Zeitpunkt an die richtige Stelle kommt.

Der Rückbau soll am 11. Jänner beginnen.

„Sehr erleichtert“

„Wir sind sehr erleichtert, dass heute alles reibungslos geklappt hat. Es war die richtige Entscheidung, erneut auf die Sprengexperten des Österreichischen Bundesheers zu setzen. Natürlich war die Nachsprengung unerfreulich – für die Gemeinden und Anrainer genauso wie für uns. Gut, dass dieses Kapitel nun abgeschlossen ist. Morgen werden wir die nächsten Schritte des weiteren Rückbaus im Detail festlegen. Unser Plan ist, die Arbeiten am 11. Jänner fortzusetzen“, sagte Kurt Lackner, Geschäftsführer der PORR Umwelttechnik GmbH, zur erfolgreichen Sprengung.

Abbruch- und Rekultivierungsarbeiten

Im Anschluss an die Sprengung beginnt die PORR nach den Feiertagen mit der Demontage und Zerkleinerung der Stahlträger des Kesselhauses und den restlichen Abbrucharbeiten. Danach starten die Rekultivierungsarbeiten des 250.000 Quadratmeter großen Geländes: Auf dem alten Kraftwerksstandort sollen Flächen für Gewerbe und Industrie geschaffen werden, das Projektende ist für Juni 2016 vorgesehen.

Die Fläche solle Mitte des nächsten Jahres zur Verfügung stehen, so der Voitsberger Bürgermeister Ernst Meixner. Auf der Fläche sollen Gewerbebetriebe und Handelsunternehmen errichtet werden. 2017 soll mit dem Bau neuer Gebäude begonnen werden - mehr dazu in Gemeinde Voitsberg kauft ÖDK-Gelände (23.2.2015).