Skiflug-WM: Bilanz eines Kulm-Wochenendes

Mit einer Goldmedaille für Norwegen hat am Sonntag die Skiflug-WM auf dem Kulm geendet. Österreichs Team holte Bronze. Veranstalter, Einsatzkräfte und Touristiker zogen gute Bilanz. Wermutstropfen: der Sturz von Lukas Müller.

Die Mannschaft von Heinz Kuttin bilanziert daher die Heim-WM mit zwei Bronze-Medaillen.

Im Teambewerb holten die Österreicher auf dem Kulm am Sonntag den dritten Platz hinter Norwegen und Deutschland. Österreichs Skiflug-Quartett waren mit Einzel-Bronzegewinner Stefan Kraft, Manuel Poppinger, Manuel Fettner und Michael Hayböck auf die Schanze auf dem Kulm bei Bad Mitterndorf gegangen - mehr dazu in sport.ORF.at.

Kulm

APA/ Erwin Scheriau

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Neuper: Lassen Routine weg

Hubert Neuper und sein Team brachten mit den Weltmeisterschaften schon die elfte Skiflug-Veranstaltung auf dem Kulm über die Bühne. Dennoch ist beim Mitterndorfer kein Platz für Routine. „Das wäre der Tod der Qualität, die eine Weiterentwicklung ermöglicht. Wir lassen die Routine weg und machen alles mit Begeisterung“, erklärte Neuper. Für die Nummer zwölf im März 2017 ist er voll motiviert.

Das Stadion an der Riesenschanze war am Samstag mit der behördlich genehmigten Maximalzahl ausverkauft.

Tränen der Rührung

Der Organisator zeigte sich begeistert von seinem Team mit rund 1.500 Helfern. Vom Schanzenarbeiter bis zum Feuerwehrmann zögen alle an einem Strang, sagte Neuper. „Ich höre immer ‚mach dir keine Sorgen, wir haben alles im Griff‘.“ Als er am Samstag die Konkurrenz und das riesige Fahnenmeer mit 25.000 Zuschauern beobachtete, waren bei dem 55-Jährigen sogar Tränen der Rührung zu sehen. „Ich war einfach beeindruckt von dem, was hier passiert ist“, so Neuper. Neuper zeigte sich auch mit dem Kartenverkauf zufrieden, auch wenn die im Vorfeld genannte Zahl von 100.000 Besuchern bei weitem nicht erreicht wurde. „Diese Zahl hatten wir früher, da war es egal, wo die Zuschauer gestanden sind.“

Touristiker zufrieden

Auch die Touristiker zeigten sich sehr zufrieden mit dem Event auf dem Kulm. „Ja, es beneiden uns auch alle in den Bundesländern und auch im Ausland - diese Dichte an Veranstaltungen, dass wir als einzige Destination alle sieben FIS-Weltmeisterschaften hier abhalten durften und jetzt wieder dieses Highlight, das ist schon etwas Besonderes“, sagte Erich Neuhold vom Steiermark Tourismus.

Anfragen steigen sofort

Dank des gerade noch rechtzeitigen Wintereinbruchs habe man auch winterliche Bilder in die Welt hinausschicken können, eine unbezahlbare Werbung für den Tourismus, bestätigte Neuhold: „Das ist unbezahlbar. Die Verhältnisse für die Sportler waren immer schon sehr gut, da wurde gute Arbeit geleistet. Dazu jetzt eben noch dieses Wintermärchen, das ist sehr schön.“ Großereignise würden eine werbliche Kraft entwoikeln, die weit über das einzelne Event hinausgehen, sagte Neuhold. „Das spüren wir auch bei den Anfragen, dass die nach solchen Events sofort ansteigen.“

Peter Prevc

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Prevc Weltmeister

Der Slowene Peter Prevc kürte sich am Samstag am Kulm zum Skiflug-Weltmeister. Silber ging an den Norweger Kenneth Gangnes, der Salzburger Stefan Kraft holte sich Bronze - mehr dazu in Kulm: Prevc kürt sich zum Skiflug-Weltmeister. Stefan Kraft wirdmete Lukas Müller, seinem Trainingspartner in Rif, die Bronzemedaille der Skiflug-WM - mehr dazu in Kraft widmete gestürztem Müller WM-Bronze.

Unterstützung für Müller

Tief betroffen war Hubert Neuper vom Sturz und der schweren Halswirbelverletzung von Lukas Müller. „Das ist fast nicht auszuhalten“, erklärte Neuper, dessen Vater nach einem Sturz vom Dach querschnittsgelähmt war. „Unser Beitrag an Lukas ist eine moralische und wirtschaftliche Unterstützung.“

So erhält der 23-jährige Kärntner, dem angesichts einer inkompletten Querschnittslähmung eine lange Rehabilitation bevorsteht, aus den Einnahmen der „Winner’s Party“ am Samstagabend 25.000 Euro. Damit soll laut Neuper der erste Teil der Kosten abgedeckt werden, bevor Zahlungen der Versicherung eintreffen.

„Haben überdimensionale Leistungen gesehen“

Die Skiflieger seien wirkliche Helden, sagte Hubert Neuper, der selbst 1982 im Weltcup in seiner Heimat zweimal gewonnen hat. Der Steirer hält sogar eine Steigerung des von Weltmeister Peter Prevc fixierten Schanzenrekordes von 244 m für möglich. „Wenn man unten mit wenig Geschwindigkeit flach hinkommt und dann eine Aufwindbrise erwischt, wäre sogar ein Weltrekord möglich“, so Neuper. „Aber wir haben hier überdimensionale Leistungen gesehen.“

Frühlings-Weltcup 2017

Die nächste Kulm-Konkurrenz wird nicht im Jänner, sondern im März 2017 im Rahmen des Weltcups in Szene gehen. „Da machen wir ein Frühlingsfest“, kündigte Neuper an. „Wir haben eine perfekte Eisspur und der Kunstschnee hält sehr lange. Wir sind sehr motiviert.“ Die Errichtung eines Flutlichts wird angedacht. „Das wäre ideal, aber wir sind an einer Grenze angekommen, wir müssen schauen, wie wir das finanzieren.“ Die nächste Skiflug-WM soll es 2026 geben.

Appell zur Steuerbefreiung

Freilich gibt es für die Organisatoren auch negative Begleiterscheinungen wegen der gesetzlichen Vorgaben. „Normal müsste man aufgeben“, sagte Neuper, der sich als „Bettler“ betätigte und nach der WM selbst 500 Dankesbriefe an Unterstützer und Sponsoren schreibt. „Aber das muss man aushalten, Flucht ist schlecht.“

Neuper erneuerte einmal mehr seinen Appell zu einer Steuerbefreiung für einzelne wichtige Events in Österreich. Ein TV-Marktanteil von 56 Prozent in Österreich und europaweit Millionen an TV-Kontakten seien Anlass genug für ein Umschwenken der Politik. Die WM brachte laut Neuper eine Steuerleistung von fast einer Million Euro.

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An- und Abreise reibungslos

Vertreter von Polizei, Rotem Kreuz und Feuerwehr zogen Sonntagnachmittag eine positive Bilanz nach der Skiflug-WM. Besonders bewährt habe sich das neue Parksystem, so Polizei-Einsatzleiter Herbert Brandstätter: „Durch die Zugshuttles ist die An- und Abreise reibungslos abgelaufen.“

Rotes Kreuz: Ruhig und gesittet

Rot-Kreuz-Einsatzleiter Norbert Pichler blickte am Sonntag auf eine „wundervolle Veranstaltung“ zurück, bei der sich auch die Arbeit der Sanitäter in Grenzen gehalten hat: „Während der gesamten Veranstaltung mussten wir 70 Personen versorgen, schwere Verletzungen waren aber keine darunter. Es hat auch nur acht Transporte ins Krankenhaus gegeben. Alles ist sehr ruhig und gesittet über die Bühne gegangen“, so Pichler. Von Dienstag bis Sonntag waren insgesamt 320 Rot-Kreuz-Helfer im Einsatz.

Löschtrupps im Zuschauerbereich

Mit 450 Einsatzkräften waren auch rund zwei Dutzend Feuerwehren beim Kulm. Neben Feuerwehrleuten, die die Besucherströme lenkten, waren auch mobile Löschtrupps im Zuschauerbereich unterwegs: „Sie hatten die Aufgabe, pyrotechnische Gegenstände abzunehmen und zu löschen“, sagte Christoph Schlüßlmayr. Diesbezüglich waren die Florianis besonders am Samstag gefordert.

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