Entführung war fingiert

Die Entführung eines 39-jährigen Geschäftsmannes am Dienstag in Graz war fingiert. Der Grazer hatte angegeben, er sei in einen Kastenwagen gezerrt worden und ihm sei ein erheblicher Bargeldbetrag geraubt worden.

Der Mann hatte am Dienstag um 20:00 Uhr per Notruf die Polizei verständigt: Er sei vor seinem Wohnhaus in Graz-Gösting entführt und in einem Waldstück in Thal bei Graz ausgesetzt worden, sagte der Mann. Zwei unbekannte und maskierte Männer hätten ihn in einen Kastenwagen gezerrt; er sei von den Tätern geschlagen und mit dem Umbringen bedroht worden. Danach sei der Kastenwagen rund 20 Minuten in unbekannte Richtung gefahren.

Wollte Schulden begleichen

In dem Waldstück in Thal bei Graz sei ihm von einem der Täter unter Bedrohung mit einer Faustfeuerwaffe seine Umhängetasche entrissen worden, in der sich ein Bargeldbetrag von mehreren Zehntausend Euro befunden hätte; die hohe Bargeldsumme habe er in der Umhängetasche gehabt, weil er Schulden begleichen wollte, gab der Geschäftsmann an, der eine Firma für Regalsysteme hat, die aber in Konkurs ist. Er sei aufgefordert worden, aus dem Fahrzeug zu steigen und sich auf den Waldboden zu legen. Die Täter seien daraufhin mit ihrem Fahrzeug in unbekannte Richtung davongefahren.

Polizeibeamte trafen den 39-Jährigen in dem angegebenen Waldstück, nachdem er die Einsatzkräfte verständigt hatte. Der Mann wies offensichtliche Verletzungen auf. Er wurde in das UKH Graz eingeliefert und dort ambulant behandelt.

Täuschte auch eigene Familie

Nach umfangreichen Ermittlungen stellte sich nun heraus, dass die Entführung inszeniert war: Der hoch verschuldete 39-Jährige wollte mit der angeblichen Entführung einige Tage Verschnaufpause von seinen Geldgebern erreichen. Diese hätten schon täglich bei ihm angerufen, um die Schulden einzutreiben, er habe nicht mehr weiter gewusst. Dabei ging der 39-Jährige sogar soweit, dass er seine Familie täuschte: Seiner Ehefrau erzählte er nach der angeblichen Entführung, die Gläubiger hätten gedroht, auch ihr und den Kindern etwas anzutun - aus Angst ließ die Frau die Kinder am nächsten Tag nicht in die Schule gehen.

Verletzungen echt, aber selbst zugezogen

Seine Verletzungen zog sich der 39-Jährige selbst bei einem Sturz im Wald zu: Eine Schwellung an der Wade war die Folge eines Wadenbeinbruches, den sich der Mann vor einigen Wochen zugezogen hatte. Wegen der Wadenverletzung ging er noch mit Krücken, als er sich Dienstagabend in den Wald begab, um seine Entführung vorzutäuschen - er sank mit der Gehhilfe im Waldboden ein, kam zu Sturz und zog sich dann Schulter- und Gesichtsverletzungen zu. Er wird nun der Staatsanwaltschaft angezeigt.