Obstbau: 100 Mio. Euro Schaden durch Frost

Die vergangenen frostigen Nächte haben Obstbauern in weiten Teilen der Steiermark massive Frostschäden beschert: Laut Schätzungen sind bis zu 80 Prozent der Obstkulturen vernichtet, die Schäden betragen rund 100 Mio. Euro.

Nach den witterungsbedingt sehr schwierigen Jahren 2014 und 2015 befürchtet Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher nun eine weitere Enttäuschung für die diesjährige Ernte: „Es wäre sehr bitter, wenn die Obstbauern erneut sehr große Ausfälle hätten.“

„Riesenkatastrophe vor allem für die Apfelbauern“

Besonders betroffen sind die rund 2.000 steirischen Apfelbauern, viele müssen mit einem Totalausfall rechnen: Nach ersten Berechnungen wird der Schaden - nur bei Obstkulturen ohne Wein und Kürbis - auf rund 100 Mio. Euro geschätzt.

Agrarlandesrat Johann Seitinger (ÖVP) will nun prüfen, inwieweit die Schäden durch Versicherungen abgedeckt werden können: „Es ist tatsächlich eine Riesenkatastrophe, denn man muss sich vorstellen, dass hier über 2.000 Bauernfamilien in einer Nacht das gesamte Jahreseinkommen entzogen worden ist. Und man muss hier auch die wirtschaftliche Dynamik, die da dahintersteht, sehen: Wir müssen schauen, dass wir jeden überzeugen können durchzuhalten, dass wir helfen, und dass wir hoffen, dass die Naturkatastrophen zurückgehen und auf der anderen Seite die Versicherungsmöglichkeit besser wird.“

„Bei einem Grad minus sind die meisten Blüten tot“

Hauptsächlich betroffen sind jene Obstsorten, die die Blüte abgeschlossen und schon zarte Früchte entwickelt haben - das sind neben den Äpfeln Birnen, Kirschen, Marillen, Zwetschken und Beerenobst. Diese jungen Früchte sind besonders frostempfindlich, wie der Obmann der steirischen Erwerbsobstbauern, Rupert Gsöls, erklärt: „In der Phase, in der wir gerade sind - Vollblüte oder knapp danach - vertragen sie gerade ein halbes Grad minus; bei einem Grad minus sind schon die meisten Blüten tot.“

Größenvergleich: Fingernagel und winziger Marillen-Fruchtkörper

ORF

Größenvergleich: Fingernagel und winziger, empfindlicher Marillenfruchtkörper

Katastrophenfonds soll helfen

Agrarlandesrat Seitinger will nun mit dem zuständigen Finanzministerium klären, ob Mittel aus dem Katastrophenfonds freigegeben werden können, denn durch den Frost fehle den Obstbauern heuer nicht nur das Einkommen, sondern auch der Umsatz. „Wir müssen ja die Pflege der Obstgärten weiterführen, damit wir nächstes Jahr wieder etwas haben, und das wird jetzt zwei, drei Jahre dauern, um diesen Einkommensverlust kompensieren zu können“, so Gsöls.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Einer der betroffenen Bauern ist Hannes Leitner, der auf einer Fläche von 20 Hektar Apfel und Wein anbaut. Im Gespräch mit ORF-Steiermark-Reporter Hannes Kargl zieht er eine katastrophale Bilanz.

Es bleibt frostig

Gefährdet sind laut Landwirtschaftskammer übrigens auch Weinreben in einigen Gebieten der Steiermark sowie früh angebaute Kürbiskulturen, die bereits erste Blätter entwickelt haben. Da auch für die Nacht auf Donnerstag wieder Minustemperaturen vorhergesagt werden, befürchten die steirischen Obstbauern, dass auch die bis jetzt noch nicht geschädigten Obstkulturen vernichtet werden könnten. Um das Schlimmste zu verhindern, werden daher in der Nacht unter den Pflanzen Paraffinölkerzen aufgestellt, um die Temperaturen zu erhöhen; dadurch habe man in manchen Obstgärten Rauchwolken gesehen, die aber keineswegs bedenklich seien.

Auch im Burgenland hat der Frost seine Spuren hinterlassen. Vor allem Äpfel, Birnen, Trauben, Marillen, Kirschen, Zwetschken und Holunder sind betroffen – mehr dazu in Frostschäden im Obst- und Weinbau (burgenland.ORF.at).

Links: