Harte Kritik an schwerer Mathematikmatura

In Mathematik könnte es diesmal für viele Schüler ein böses Erwachen geben: Nach ersten Rückmeldungen von Schulen soll die Mathematik-Zentralmatura ausgesprochen schwierig gewesen sein – es könnte Fünfer hageln.

Mit den klassischen Sprachfächern Latein und/oder Griechisch geht die schriftliche Zentralmatura am Donnerstag zu Ende. Nach einigen Wochen Pause folgt dann die mündliche. In der Zwischenzeit werden auch die Noten der schriftlichen Zentralmatura bekanntgegeben.

Schülerin greift sich an den Kopf

Fotolia/Moritz Wussow

Für die schwere Mathematikmatura hagelt es derzeit Kritik

In puncto Mathematik rechnen viele steirische Schulen derweil mit einigen Fünfern: „Die Ergebnisse stehen noch nicht hundertprozentig fest, weil noch korrigiert wird. Im Moment kann ich nur sagen, es sind wesentlich mehr als im Vorjahr“, sagte die Direktorin des Wirtschaftskundlichen Gymnasiums in der Grazer Sandgasse, Eva Ponsold. Selbst gute Schüler seien an den Aufgaben gescheitert.

„Völlig andere Matura erwartet“

Ähnlich sehen die Beobachtungen von Johann Adam aus. Der Direktor des BORG Monsbergergasse in Graz kritisiert das für die Zentralmatura verantwortliche Bundesinstitut für Bildungsforschung (BIFIE). Man habe Spitzfindigkeiten bei den Angaben eingebaut und bei der Probematura mit ganz anderen Beispielen eine völlig andere Erwartung bei den Maturanten hervorgerufen: „Ich glaube, es kann nicht Sinn der Matura sein, dass man solche verbalen Rätsel lösen muss, um das zu lösen.“

Mangel an Praxis kritisiert

Dabei ließ Adam auch Kritik an einer vielleicht zu geringen schulischen beziehungsweise beruflichen Praxisnähe anklingen: „Also, die reine Mathematik ist ja eine Sache, die nur als Wissenschaft an der Uni gelehrt wird. Die Leute müssen jedoch rechnen können. Denn wenn jemand eine Brücke baut, dann sollte sie der Belastung auch standhalten.“ Den Schwierigkeitsgrad anhand einer nationalen Überprüfung zu heben, erscheine auch seiner Kollegin Ponsold nicht sinnvoll.

Grundsätzlich kann es laut dem steirischen Landesschulsprecher Alexander Mohr auch nicht Ziel der Matura sein, dass Schüler wegen verbaler Fallen und Spitzfindigkeiten an Mathematikbeispielen scheitern. Ähnlich die Kritik des Präsidenten des steirischen Landeselternverbands, Andreas Waltenstorfer: „Es herrscht natürlich ziemlich viel Empörung. Das haben wir beim ersten Anlauf im Vorjahr auch bemerkt. Da ist dann, wo die Tendenz war, Fangfragen zu stellen, entschärft worden, was natürlich nicht Zielsetzung einer Prüfung sein kann.“

Kritik an zu wenig Mitspracherecht

Schüler- und Elternvertreter kritisieren auch die mangelnden Mitsprachemöglichkeiten bei der Erstellung von Bildungstests: „Wir würden uns natürlich wünschen, dass wir als Landes- und Bundesschülervertretung stärker eingebunden werden, weil wir doch täglich an den Schulen sind, den Kontakt zu den Leuten haben und das Feedback von den Leuten bekommen.“

So hofft Waltenstorfer, dass sich mit der neuen SPÖ-Bildungsministerin Sonja Hammerschmid etwas zum Positiven wenden könnte: „Bisher waren die Eltern und die Schulpartner nicht so gern gehörte Partner. Wir hoffen natürlich, dass sich das ändern wird.“

Unterschiedliche Rückmeldungen

Die Bandbreite an Rückmeldungen ist groß: „Es gibt Schulen, an denen kaum Leute negativ sind, es gibt Schulen, wo beinahe ganze Klassen negativ sind“, berichtete Mohr.

Sehr unterschiedliche erste Rückmeldungen über das Ausfallen der Zentralmatura hat auch die Bundesschülervertretung (BSV) bisher gesammelt: „Wir tun uns extrem schwer mit der Einschätzung“, so Bundesschulsprecher Maximilian Gnesda. Das reiche von Klassen mit voraussichtlich 70 Prozent Fünfern in Mathematik bis zu anderen, in denen es überhaupt keine Probleme gegeben habe. Die derzeitigen Einschätzungen basieren auf Rückmeldungen der Lehrer an ihre Schüler und noch nicht auf konkret mitgeteilten Noten. Die Notenkonferenzen finden erst in der kommenden Woche statt.

BSV-Umfrage zur Zentralmatura

Am Mittwoch startete die BSV eine Umfrage zur Zentralmatura, bei der genauere Daten erhoben werden sollen. Nach mehr als 200 Rückmeldungen erwartete dabei rund ein Drittel eine negative Note: „Wir warten aber noch auf halbwegs repräsentative Rücklaufquoten“, so Gnesda.

Klar sei jedoch: „Vor allem vonseiten der AHS haben wir die Rückmeldung bekommen, dass die Mathematikmatura schwer war. Das wollen wir mit dieser Umfrage jetzt genauer evaluieren“, so Gnesda. Einen Unterschied sieht er zwischen den Formaten, die zur Übung standen, und den tatsächlichen Prüfungsbeispielen: „Wir wollen hier herausfinden, wie sehr die Schülerinnen und Schüler davon irritiert und verunsichert waren."

„Müssen einheitliche Standards schaffen“

Der Fokus der Umfrage liegt aber auch auf dem unterschiedlichen Einsatz von Hilfsmitteln. Vor allem nach der Mathematikmatura war der Aufschrei groß: „Es wird immer von einer vergleichbaren und fairen Zentralmatura gesprochen. In meinen Augen ist es aber nicht vergleichbar und fair, wenn der eine Maturant ein Computerprogramm für die Mathematikmatura verwenden darf und der andere nur einen einfachen Taschenrechner. Hier müssen einheitliche Standards geschaffen werden“, so der Vorschlag des Bundesschulsprechers in Richtung der neuen Bildungsministerin. Denselben Unterschied gibt es auch bei der Verwendung von Wörterbüchern.

Nicht die Nerven verlieren

Beim steirischen Landesschulrat möchte man zunächst die Zwischenkonferenz abwarten und sich dann die Ergebnisse genau anschauen. Die bei einem Fünfer möglichen Kompensationsprüfungen würden wohl auch noch einiges am Ergebnis ändern, heißt es.

Schüler und Eltern sollten also nicht die Nerven verlieren. Denn es gibt neben der Kompensationsprüfung Anfang Juni noch einige Möglichkeiten, einen Fünfer bei der schriftlichen Matura auszubügeln. Abgesehen davon kann der Schüler bei der mündlichen Matura antreten und alle anderen Maturafächer fertig machen.

Anschließend gibt es noch bis zu drei weitere Möglichkeiten, bei denen man zeigen kann, dass man zumindest einen Vierer verdient: im Herbst, im Frühjahr und – wenn nötig – im darauffolgenden Herbst, wo man zunächst schriftlich – und falls das wieder misslingt, per Kompensationsprüfung mündlich antreten kann.

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