Der Grazer Amokfahrer vor Gericht

Ende September ist das Urteil im Grazer Amokfahrerprozess gefallen: Der 27-Jährige hatte Ende Juni 2015 mit seinem Wagen drei Menschen getötet, über hundert wurden teils schwer verletzt - und er war zurechnungsfähig und ist demnach schuldig.

Der Betroffene musste sich für seine Amokfahrt durch die Grazer Innenstadt verantworten - mehr dazu in Nach Amokfahrt: Die Stadt trauert (22.6.2015).

Verhandelt wurden 113 Taten

Gegen den Mann wurde ein Geschworenenprozess unter der Leitung von drei Berufsrichtern geführt. Der Betroffene tötete bei seiner Amokfahrt am 20. Juni 2015 drei Menschen - zwei Erwachsene und ein Kind -, indem er „mit hoher Geschwindigkeit und gezielt“ auf sie zufuhr.

Ein Stück der Amokfahrt

Das Video zeigt Bilder einer Überwachungskamera - es verdeutlicht die Geschwindigkeit, mit der der Amokfahrer durch Graz raste.

Außerdem versuchte er, zwei Personen vorsätzlich zu töten, indem er sie mit dem Fahrzeug niederstieß und sie dann mit einem Messer attackierte. In 108 Fällen - sechs davon betreffen Kinder - wurde dem Mann versuchte Tötung vorgeworfen.

Lebenslange Haft

Über 100 Zeugen wurden gehört, dazu sieben Sachverständige. Aufgrund der Ergebnisse der Hauptverhandlung entschieden die acht Geschworenen, dass der 27-Jährige zurechnungsfähig war und demnach schuldig. Das Urteil: Lebenslange Haft, Einweisung in eine spezielle Abteilung einer Justizanstalt - mehr dazu in Lebenslange Haft für Grazer Amokfahrer.

Das war Tag acht

Vor dem Urteil war am achten Verhandlungstag noch eine Psychologin am Wort, anschließend folgten die Verlesung der Fragen und die Plädoyers.

Das war Tag sieben

Am Mittwoch - dem siebenten Verhandlungstag - standen die noch ausstehenden Gutachten im Mittelpunkt.

Das war Tag sechs

Am Dienstag sagte auch die Ex-Frau des Betroffenen aus - ihr erster Satz: „Meine Aussage ist, dass er alles nur spielt.“

Das war Tag fünf

Bei der Fortsetzung des Prozesses am Montag schilderten weitere Zeugen, wie sie die Horrorfahrt erlebt hatten, ein Sachverständiger bescheinigte dem Mann eine „paranoide Schizophrenie“.

Das war Tag vier

Am Freitag wurde in Graz die erste Verhandlungswoche im Amokfahrerprozess abgeschlossen. Auf dem Programm standen weitere Zeugenaussagen - und wie auch schon in den vergangenen Tagen zeichneten sie Bilder des Horrors.

Das war Tag drei

Am Donnerstag standen Zeugenaussagen auf dem Programm, und ihre Schilderungen waren auch über ein Jahr nach der Amokfahrt immer noch geprägt von Fassungslosigkeit, einige kämpften mit den Tränen, manche fühlten sich außerstande, im Gericht zu erscheinen.

Das war Tag zwei

Am Mittwoch waren zunächst die ersten Gutachter - Gerichtsmediziner, Verkehrssachverständiger, Toxikologe - am Wort: Dabei ging es um Cannabis, technische Details und medizinische Fakten des Schreckens. Am Nachmittag gab es dann zahlreiche Zeugenaussagen.

Das war Tag eins

Die Eröffnungsplädoyers am ersten Tag waren knapp, zwei Staatsanwälte und die Verteidigung fanden mit insgesamt 23 Minuten ihr Auslangen. Der Beschuldigte sagte aus, dass der Grund für die Wahnsinnsfahrt „ein Schuss“ gewesen sei, den niemand sonst gehört hatte. Die Zeugen - unter ihnen der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) - gaben an, der Mann sei gezielt auf Passanten und Radfahrer zugefahren, während sich der Beschuldigte selbst als Opfer sah.