Hautkrebs-Diagnose via Foto-App: Arzt mahnt

US-Computerwissenschaftler haben ein lernfähiges Programm entwickelt, das Hautkrebs anhand von Fotos diagnostiziert. Der Grazer Arzt und Forscher Rainer Hofmann-Wellenhof mahnt, Vorsorge dürfte deshalb nicht vernachlässigt werden.

Die Wissenschaftler im amerikanischen Stanford haben ein lernfähiges Programm entwickelt, das gelernt hat, Hautkrebs anhand von Fotos mit hoher Genauigkeit zu diagnostizieren. Während die Studienautoren auch vom Potenzial sprechen, mithilfe von Smartphones so die Hautkrebsvorsorge verbessern zu können, geben sich Mediziner zurückhaltender.

Erscheinungsbild wichtiger Diagnosefaktor

Gut belichtete Nahaufnahmen reichen für eine dermatologische Einschätzung oft, sagte Hautarzt und Telemedizinforscher Rainer Hofmann-Wellenhof von der Medizinischen Universität in Graz. Das Erscheinungsbild - egal ob auf einem Bildschirm oder in der Arztpraxis - sei auch für den Arzt der wichtigste Diagnosefaktor.

„Wir benutzen auch unseren Tastsinn, manche Läsionen sind weicher, manche sind fest, aber sicher 90-95 Prozent geht rein über das Visuelle“, so Hofmann-Wellenhof.

Nicht empfehlenswert

Ein Screening in der Bevölkerung via Smartphone-App sei trotzdem nicht empfehlenswert, selbst wenn die App gut erkennt, was ihr vorgelegt wird, denn das setzt einen Diagnoseschritt zu spät an, erklärt Hofmann-Wellenhof: „Weil oft sind die Dinge, die den Leuten auffallen, gar nicht das Gefährliche, sondern das Gefährliche schaut dann oft ganz harmlos für die Leute aus, also man sollte den ganzen Körper anschauen.“

Unterstützung für Spezialisten

Das passiert bei einer Vorsorgeuntersuchung beim Arzt routinemäßig. Das soll nicht heißen, dass die Technologie nicht ihren Nutzen im Rahmen der medizinischen Einrichtungen haben könnte - viellicht etwa Kabinen, die Ganzkörperaufnahmen machen und Voreinschätzungen liefern. „Ich würde das sicherlich begrüßen, weil es auch für uns Spezialisten eine Unterstützung ist - ich glaube nicht, dass es uns ersetzen wird. Man hat früher die ganzen Blutbilder händisch ausgezählt, machen jetzt auch Maschinen, wenn aber doch was Besonderes ist, kommt doch noch der Labormediznier und schaut sich das händisch an“, so der Mediziner.

Vorsorge muss trotzdem sein

Eine Vorsorgeuntersuchung beim Arzt müsse trotzdem routinemäßig erfolgen, sagte Hofmann-Wellenhof. Es zählt auch das Abtasten der Hautveränderungen zur Vorsorge.

Anpassen gefordert

Eine gewisse Anpassungswilligkeit der Ärzteschaft ist da natürlich gefordert. Keiner der Spezialisten will sich von einer Maschine so wie in der Studie mehr oder weniger austricksen lassen. Wie immer muss man ein bisschen seinen eigenen Stolz vielleicht in den Griff kriegen", so Rainer Hofmann-Wellenhof. Denn schließlich geht es ja nicht darum welcher Arzt besser diagnostizert, sondern wie ein Patient richtig behandelt werden kann.