Murkraftwerk: Protestcamp geräumt

Das Protestcamp auf der Baustelle des Grazer Murkraftwerkes ist am Freitag geräumt worden. Rund 70 Aktivisten hatten hier versucht, die Bau- und Baumschlägerungsarbeiten zu blockieren.

Schon am Donnerstag gab es Proteste an der Baustelle des Kraftwerkes: Eine Aktivistin hielt sich an einem Seil über der Mur, drei weitere Gegner ketteten sich an Bäume; gefasst werden konnte außerdem ein Drohbrief-Verfasser - mehr dazu in Kraftwerksgegnerin hielt sich an Seil über Mur.

Zäune beschädigt

In der Nacht auf Freitag verlagerte sich der Protest dann auf die Baustelle: Rund 70 Kraftwerksgegner errichteten ein Protestcamp - sie bauten Zelte auf und waren auch auf Bäume geklettert; laut Polizei wurden dabei Zäune beschädigt, um auf das Areal zu kommen.

Räumung des Murcamps

APA/Erwin Scheriau

Die Demonstranten forderten eine zumindest vorläufige Einstellung der Rodungen, um ihre Anliegen dem neu gewählten Stadtsenat vortragen zu können, sowie eine gemeinsame Besichtigung der Baustelle mit dem Stadtsenat.

Nach Verhandlungen verlegten die Demonstranten ihr Lager. Eduard Hamedl, langjähriger Verhandler bei der Polizei, führte die Gespräche mit den Aktivisten und meinte, dass sie sich kooperativ gezeigt hätten. Ihnen wurde ein paar Meter entfernt ein Ersatz-Areal für ihr Camp gezeigt, wobei sie aber wohl für ein Zeltlager bei der Stadt um eine Genehmigung anfragen müssen. Die Energie Steiermark sagte zu, den Namen der ökologischen Bauaufsicht zu veröffentlichen, betonte aber, dass dieser ohnehin bereits auf ihrer Website einzusehen sei, so Sprecher Urs Harnik-Lauris.

Räumung des Murcamps

APA/Erwin Scheriau

Der Stadtsenat dagegen ließ sich vorerst nicht auf der Baustelle blicken - zumindest nicht die gewünschten Verantwortlichen wie etwa Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP). Elke Kahr (KPÖ) sowie Lisa Rücker (Grünen) dagegen waren vor Ort, sie zählen aber ohnehin zu den Gegnern des Kraftwerks.

„Die Mur ist noch nicht verbaut“

Clemens Könczöl, Sprecher der Plattform „Rettet die Mur“, unterstrich die Forderung der Aktivisten, dass sich „die Politiker hier blicken lassen“ - egal ob vom Land oder der Stadt -, bisher sei nur die Opposition da gewesen. Er will nach wie vor eine Volksbefragung zum Kraftwerk, denn es sei „noch nicht alles verloren“, auch wenn viele Bäume schon gefallen sind. Die bisher gerodeten Flächen könnten für andere Projekte genutzt werden: „Die Mur ist noch nicht verbaut“, zeigte er sich kämpferisch.

Übergriffe: Laut Polizei „von Gewalt weit entfernt“

Die Verlegung des sogenannten Murcamps verlief dann weitgehend ruhig, immer wieder mussten aber Sicherheitskräfte einzelne Aktivisten aus dem Baustellengelände tragen - die Kraftwerksgegner sprachen von gewaltsamen Übergriffen. Die Polizei dagegen meinte Freitagvormittag, dass es ruhig ablief: „Von Gewalt ist das weit entfernt“, meinte ein Sprecher.

Räumung des Murcamps

APA/Erwin Scheriau

Die Sicherheitskräfte dürfen auf Grundlage des „Hausrechts“ die Demonstranten aus dem Areal tragen. Jene, die ihre Zelte am Ufer abbrechen mussten, verließen zum Teil weinend die Baustelle, andere wiederum redeten den Sprecher der Energie Steiermark darauf an, ob ihm die gerodeten Flächen gefallen. „Es kommen wieder Bäume hierher“, antwortete er, worauf es hieß: „Ja, kleine Fuzzi-Bäume.“

WWF: Würfelnatter nicht vollständig abgesammelt

Die Umweltorganisation WWF sieht die Proteste unterdessen für gerechtfertigt an, "wenn der begründete Verdacht besteht, dass die UVP-Auflagen nicht eingehalten werden und dadurch geschützte Tierarten nachhaltig zu Schaden kommen“, so Gebhard Tschovoll vom WWF. So wurden dem WWF mehrere mutmaßliche Verstöße gemeldet, wie beispielsweise die Rodung ohne die vorgeschriebene vollständige Absammlung und Umsiedlung der geschützten Würfelnatter oder die Lagerung von wassergefährdenden Stoffen im Uferbereich der Mur.

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