Murkraftwerk: Aktivisten besetzten Baustelle

Die Proteste gegen das Grazer Murkraftwerk reißen nicht ab: Nur Tage nach der Räumung eines Protestcamps besetzten am Mittwoch erneut rund 100 Aktivisten das Baustellengelände. Mittlerweile wurde das Gelände wieder geräumt.

Mit Rodungen begannen vergangene Woche die Vorbereitungsarbeiten für den Bau des Murkraftwerks - mehr dazu in Murkraftwerk: Rodungen haben begonnen (6.2.2017). Immer wieder allerdings wurden diese Arbeiten von Kraftwerksgegnern gestört - mehr dazu in Kraftwerksgegnerin hielt sich an Seil über Mur (9.2.2017); erst am Freitag musste ein Protestcamp sogar von der Polizei geräumt werden - mehr dazu in Murkraftwerk: Protestcamp geräumt (10.2.2017).

Murkraftwerk-Baustelle besetzt

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Zum Teil auch vermummt

Am Mittwoch nun betraten erneut rund 100 Aktivisten das Baustellengelände: Laut einem Polizeisprecher seien in der Früh Zufahrtswege und Baumaschinen „okkupiert“ worden; die Energie Steiermark gibt an, dass Bauzäune niedergerissen wurden und dass sich Personen unter anderem auf die Ketten der Bagger gesetzt hätten, einige der Fahrzeuge seien auch besprüht worden. Viele Gegner des Kraftwerkes brachten ihre Sorge um den natürlichen Lebensraum entlang der Mur zum Ausdruck.

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ORF Steiermark-Reporter Michael Pendl hat mit einigen der Aktivisten gesprochen

Ein Sprecher des Betreibers wolle festhalten, dass es sich „um ein widerrechtliches Eindringen“ auf das Baustellengelände handle. Die meisten der Personen seien auch vermummt; die Arbeiten wurden aber nicht überall eingestellt - dazu sei auch das Baustellengelände von rund 1,5 Kilometer Länge zu ausgedehnt. Über etwaige zusätzliche Kosten durch die seit voriger Woche wiederholt erfolgenden Besetzungen könne er nichts sagen: „Das wird sich weisen“.

Murkraftwerk-Baustelle besetzt

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Behördenleiter Herbert Fuik versuchte unterdessen, die Besetzer dazu zu bewegen, „ihr Verhalten einzustellen“ - man wolle deeskalierend wirken - und das dürfte gefruchtet haben: Am frühen Nachmittag wurde die Baustelle friedlich geräumt: „Sitzstreikende“ wurden weggetragen, die Aktion dauerte rund eine Stunde.

Dennoch war auch die Sondereinheit Cobra angerückt, wie Polizeisprecher Leo Josefus berichtete: „Das braucht man auch schon deswegen, um zum Beispiel eine Person von einem Fahrzeug zu holen, da muss man wirklich geschult sein, damit nichts passiert.“

Neun vorübergehende Festnahmen

Neun Aktivisten wurden zu einer Sammelstelle der Polizei bei der Baustelle gebracht, wo ihre Personalien aufgenommen wurden. Die neun vorübergehenden Festnahmen erfolgten wegen des Verdachts der Sachbeschädigungen - es waren laut Polizei Parolen auf die Baumaschinen und -fahrzeuge geschmiert worden. Die Aktivisten müssen auch mit Verwaltungsstrafen rechnen, weil sie der Aufforderung zum freiwilligen Verlassen der Baustelle nicht nachgekommen waren.

WWF bittet Schützenhöfer umd Runden Tisch

Die Umweltorganisation WWF hat indes den steirischen Landeshauptmann Schützenhöfer (ÖVP) gebeten, als Landeschef kalmierend zu wirken. Aus Erfahrung mit solchen Auseinandersetzungen um Kraftwerksbauten wisse man, wie schnell es in solchen Stimmungslagen zu gefährlichen Situationen kommen könne.

„Nur ein umfassender Runder Tisch mit allen Beteiligten kann aufklären, wie es mit der Auseinandersetzung um das Murkraftwerk weitergeht. Sie tragen die Verantwortung auch für die tausenden besorgten Grazer Bürger, die sich seit vielen Jahren auf friedliche Art und Weise gegen diesen massiven Eingriff in die Flussnatur und den Verlust ihres Naherholungsgebietes engagieren“, so der WFF.