Primärversorgungszentren: Kritik bei Ärzte-Gipfel

Gegen ausschließliche Primärversorgungszentren im Land will man am Mittwoch bei einem Ärzte-Gipfel in Wien mobil machen. Auf dem Podium ist u.a. der Bundesobmann der Turnusärzte in der Kammer - der Steirer Karlheinz Kornhäusl.

Am Dienstag verabschiedete der Nationalrat mit den Stimmen von Koalition und Grünen ein umstrittenes Gesundheitspaket, gegen das von der Ärztekammer bereits mit Kampfmaßnahmen mobilisiert wird.

Am Mittwoch veranstalten nun die niedergelassenen Ärzte einen Gipfel im Wiener Museumsquartier, den die Ärztekammer auch als Krisengipfel bezeichnet - denn die Ärzte sehen in der angestrebten Gesundheitsreform nach wie vor keine Verbesserungen: Vor allem wehren sie sich gegen ausschließliche Primärversorgungszentren, die in der Steiermark auch als Gesundheitszentren bekannt sind.

Karlheinz Kornhäusl

Ärztekammer Steiermark/Schiffer

Karlheinz Kornhäusl

„Zukunft nur in der Vielfalt“

Dabei handelt es sich um geplante Zentren, die mehrere Ärzte, Pfleger und Leistungen unter einem Dach vereinen sollen. Natürlich sei man laut dem Steirer Karlheinz Kornhäusl - Bundesobmann der Turnusärzte, der die steirische Delegation in Wien anführen wird - an einer bestmöglichen Versorgung der Patienten interessiert: „Wir brauchen Primärversorgungszentren.“

Aber, so der Experte weiter: „Wir brauchen sie zusätzlich zu den bestehenden Einzelordinationen, zu den funktionierenden Netzwerken. Die Zukunft kann nur in der Vielfalt liegen. Und wenn die Politik glaubt, sie fahren mit dem Radierer über das ganze Land und setzen nur mehr solche Zentren hin, dann wird sie Schiffbruch erleiden.“

„Wird immens viel Geld kosten“

Der steirische Gesundheitsplan 2035 sieht in einer ersten Stufe rund zehn Primärversorgungszentren vor - mehr dazu in Weniger Spitäler, mehr Gesundheitszentren (14.11.2016). Österreichweit laufen bereits Zentren im Pilotversuch, eines davon in Mariazell - mehr dazu in Gesundheitszentrum Mariazell: Erfreuliche Bilanz (1.11.2016).

Für Kornhäusl ist das Augenauswischerei: „Ich fürchte, dass es sich um ein Demoversion handelt, wo man versucht vorzugaukeln, wie gut das funktioniert. Aber wenn ich das ganze Land mit solchen Zentren überziehen will, dann wird das immens viel Geld kosten. Und dann werden internationale Konzerne kommen, die geldgetrieben sind.“

Experte fordert Verhandlung auf Augenhöhe

Der wiederholten Versicherung der Politik, die Reform sei keine auf Kosten der Hausärzte, traut die Ärzteschaft nicht über den Weg: „Das Ziel ist, dass wir weiterhin den Hausarzt brauchen. Ziel ist es, am Verhandlungstisch auf Augenhöhe zu sitzen und nicht, dass über die Ärzteschaft drübergefahren wird.“ Den Ärzten steht nun eine neue Gesundheitsministerin gegenüber - für Pamela Rendi-Wagner ist der heutige Gipfel auch ein erster Härtetest.

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