ÖVP stärkt Buchmann auch ohne Titel den Rücken

Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann (ÖVP), dem am Mittwoch der Doktortitel aberkannt worden ist, bekommt von allen Seiten Rückendeckung, zumindest in der eigenen Partei. Rufe nach einem Rücktritt kamen von der FPÖ.

Allen voran ist es Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, der Buchmann innerhalb der ÖVP den Rücken stärkt und Buchmann sogar dazu ermuntert haben soll, weiterzumachen - mehr dazu auch in Landesrat Buchmann muss Doktortitel abgeben (5.4.2017).

Drexler: „Respektiere Entscheidung“

Gesundheitslandesrat Christopher Drexler, der Buchmann eigenen Angaben zufolge seit über 30 Jahre kennt, bezeichnet Buchmann als erfolgreichen Wirtschaftslandesrat, „der bisher viel für die Steiermark und darüber hinaus bewegt hat.“ Dass er im Zusammenhang mit seiner Dissertation Fehler gemacht hat, die er bedauert, respektiere Drexler daher ebenso, wie die Entscheidung Buchmanns, dennoch im Amt zu bleiben.

Nagl: „Anonyme Heckenschützen am Werk“

Massiv verteidigt wird Buchmann sogar vom Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl, der vermutet, dass in der Plagiatsaffäre rund um den steirischen Wirtschaftslandesrat „anonyme Heckenschützen am Werk waren, die ganz offensichtlich zu feig sind, öffentlich zu den Motiven ihrer sündteuren Gutachten-Aufträge zu stehen.“

Buchmann Titel Aberkennung Reaktion Nagl

ORF

Nagl zeigt in einer Aussendung kein Verständnis für die Plagiatsjäger

Buchmann habe nach Einschätzung der Gutachter zwar Fehler „in einer Grauzone unseres Bildungssystems" gemacht“, sagt Nagl, für eine korrekte und objektive Einschätzung einer 20 Jahre alten Arbeit, müsste man laut Nagl aber „den damaligen Standard, im Vergleich zum heutigen, an allen zu dieser Zeit verfassten Arbeiten messen.“

Herk: „Ändert nichts an Wertschätzung“

Auch den Präsidenten der Wirtschaftskammer, Josef Herk, interessiert die Frage brennend, wer Auftraggeber für das ursprüngliche Gutachten des Plagiatsjägers Stefan Weber war - mehr dazu in Plagiatsvorwürfe gegen Landesrat Buchmann (23.6.2016).

Für ihn persönlich ändere die Aberkennung des Titels jedenfalls „nichts an meiner Wertschätzung für seine Person und sein Wirken“, sagt Herk, für den deshalb auch klar ist: „Für mich stellt sich die Frage nach einem Rücktritt Buchmanns auf jeden Fall nicht“.

FPÖ fordert Konsequenzen

Kein Verständnis für Buchmann kommt seitens der steirischen Freiheitlichen, da Buchmann eine „Vorbildfunktion“ habe und der Vertrauensverlust „nicht hinnehmbar" sei. Wirtschaftssprecher Gerald Deutschmann geht wörtlich davon aus, „dass Landesrat Buchmann die nötigen persönlichen Konsequenzen ziehen wird und auch die steirische Volkspartei nicht zur Tagesordnung übergeht.“

Die Aufforderung zum Rücktritt kommt auch von der Jungen SPÖ Steiermark. "Für junge Menschen wird die Entscheidung, sich politisch zu engagieren immer schwieriger, da genau solche Aktionen das Image der Politik zerstören“, so Mustafa Durmus, Landesvorsitzender der Jungen SPÖ.

NEOS: „Rücktritt unerlässlich“

Ähnlich sehen das NEOS Steiermark. Dort heißt es, der „Rücktritt von Landesrat Buchmann ist unerlässlich." Es reiche nicht, einen Fehler nur einzugestehen. Hier gehe es auch um Vorbildwirkung, sagt Landessprecher Uwe Trummer. Zwar sei es als Landesrat nicht notwendig einen Doktortitel zu führen, jedoch verlangt die akademische Verantwortung einen Rücktritt aus der Politik, wie es auch in der Plagiatsaffäre Guttenberg der Fall war.