Hungerlöhne für Erntehelfer - Konter von LWK

Mit Hungerlöhnen würden viele Erntehelfer abgespeist werden - der Lohn mache laut Gewerkschaft teilweise nur die Hälfte der laut Kollektivvertrag zustehenden Summe aus. Die Landwirtschaftskammer weist den Vorwurf zurück.

Bis zu 2.500 Personen arbeiten über das Jahr verteilt in der Steiermark als Erntehelfer; sie kommen vorwiegend aus Bulgarien, Rumänien und Ungarn. Wie bei anderen Berufen sind auch hier Arbeitszeiten und Entlohnung über einen Kollektivvertrag geregelt - in diesem ist ein Brutto-Mindestlohn von 7,50 Euro pro Stunde festgeschrieben.

Weniger Lohn, höhere Abzüge

In der Praxis sieht es laut Hubert Holzapfel von der zuständigen Produktionsgewerkschaft aber oft anders aus: „Da gibt es Entlohungen zwischen 2,50 und 4,50 Euro und keine Überstundenentlohnung. Auch bei den Quartiergebungen sind größere Missstände vorhanden - es wird wesentlich mehr für das Quartier abgezogen als rechtlich vorgesehen“, so Holzapfel. Etwa 70 Euro dürfen monatlich abgezogen werden, es würden aber Abzüge zwischen 250 und 300 Euro getätigt.

Info-Offensive geplant

Für Holzapfel steht fest, dass es sich nicht nur um Einzelfälle handelt. Meist würden die Hungerlöhne stillschweigend akzeptiert werden - aus Angst, die Arbeit zu verlieren. Gemeinsam mit der Landarbeiterkammer wird die Produktionsgewerkschaft nun eine Info-Offensive starten: Mit mehrsprachigen Foldern will man Erntehelfer darüber aufklären, was ihnen zusteht.

Ziel ist es, dass sich mehr Erntehelfer trauen, sich zu melden - damit die Missstände besser aufgezeigt und beseitigt werden können. Sollte die Info-Kampagne nicht die gewünschte Wirkung erzielen, sind weitere Maßnahmen geplant: „Wir werden auch versuchen, mit der Finanzpolizei Kontakt aufzunehmen, damit gewisse Betriebe besser kontrolliert werden können und wir flächendeckender auftreten“, sagt Hubert Holzapfel.

Landwirtschaftskammer: „Nicht nachvollziehbar“

Landwirtschaftskammer-Direktor Werner Brugner weist die Vorwürfe der Gewerkschaft in einer Aussendung „auf das Schärfste“ zurück: "Die heimischen Landwirte sind über die gesetzlichen Vorgaben zur Beschäftigung von Erntehelfern bestens informiert, halten diese ein und setzen sie auch um. Sehr viele Betriebe haben Erntehelfer, die schon jahrelang kommen - das zeigt, dass die Erntehelfer mit den Arbeitsbedingungen sehr zufrieden sind.“

Laut Brugner finden seit Jahren zwischen Landwirtschaftskammer, Gewerkschaft, Landarbeiterkammer, Finanzpolizei und Gebietskrankenkasse Informations- und Austauschgespräche statt, um die Vorschriften zum Lohn- und Sozialdumping einzuhalten: „Gerade deshalb sind diese Vorwürfe nicht nachvollziehbar“, so der Landwirtschaftskammer-Direktor, der das Vorgehen der Gewerkschaft als „unseriös“ verurteilt.

Links: