Engpass: Zu wenige Ärzte für Drogenabhängige

Mit einer nahenden Pensionswelle soll es laut Experten bald zu einem Engpass bei Ärzten in der Substitutionsbehandlung von Drogenabhängigen kommen. Derzeit sind acht Ärzte für rund 450 Abhängige zuständig.

Für suchtkranke Menschen ist ein Drogenersatzprogramm oft überlebenswichtig, betonen die Experten der Interdisziplinären Kontakt- und Anlaufstelle in Graz (IKA), die Drogenabhängige betreut. Eine Substitutionstherapie ermögliche vielen ein weitgehend normales Leben mit Arbeit und Familie, zudem würden Risiken wie eine mögliche Ansteckung mit Hepatitis oder HIV reduziert.

Drogensucht

APA/dpa/Frank Leonhardt

In der Steiermark gibt es derzeit 1.400 Drogenabhängige, die sich in einer Substitionsbehandlung befinden, also von einem Arzt legale Drogenersatzpräparate verschrieben bekommen. Allein in Graz sind es rund 950.

„Veritables Versorgungsproblem“

Allein in Graz befinden sich derzeit rund 950 Personen in einem Drogenersatzprogramm. Die drei Ärzte des IKA betreuen rund ein Drittel von ihnen. Ein weiterer großer Teil geht regelmäßig zu einem der acht niedergelassenen Ärzte, die Substitutionspräparate verschreiben.

Doch genau hier drohe bald ein echter Versorgungsengpass, warnt IKA-Leiter Max Foissner: „Auf längere Frist gesehen ist das Problem, dass wir acht niedergelassene Ärztinnen und Ärzte haben, die ein Durchschnittsalter von 65,6 Jahren aufweisen. Das heißt, wenn die in Pension gehen - und bei denen werden über 450 Patientinnen und Patienten betreut, dann haben wir ein veritables Versorgungsproblem.“

„Zu wenig Anerkennung dieser Leistungen“

Michael Hiden, ärztlicher Leiter der IKA, wünscht sich daher, dass mehr Ärzte Substitutionstherapien anbieten: „Für den Großtraum Graz wäre idealerweise eine Anzahl von 15 niedergelassenen Ärzten wünschenswert, die maximal je 50 Patienten betreuen sollten.“

Dazu müssten Substitutionstherapien aus Ärztesicht aber attraktiver werden, sagt Hiden. So solle schon im Medizinstudium mehr Augenmerk auf Suchterkrankungen gelegt werden: „Zum einen ist eine absolut fehlende Akzeptanz des Krankheitsbildes erkennbar, zum anderen gibt es weder von der Ärztekammer Bestrebungen, die Behandlung zu bewerben und auch von der Gebietskrankenkasse gibt es zu wenig Anerkennung dieser Leistungen.“

Unbegründete Ängste

Sprich - die GKK müsse mehr bezahlen. Manche Ärzte hätten zudem Sorge, dass andere Patienten ausbleiben, wenn sie auch Suchtkranke betreuen, erklärt Max Foissner. In der Anonymität einer Stadt sei das aber unbegründet. Wenn es nicht gelinge, junge niedergelassene Ärzte für die Substitutionstherapie zu interessieren, brauche man eine zweite Einrichtung wie die IKA, so Foissner. Sie wird finanziell von Land und Stadt Graz unterstützt.

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