Unwetter-Katastrophe: Leichte Entspannung

In den obersteirischen Unwetter-Katastrophengebieten gibt es eine erste vorsichtige Entspannung: Gegen Mitternacht hörte es auf zu regnen, seit Montagfrüh gehen die Pegelstande der Bäche langsam wieder zurück.

In den frühen Morgenstunden hoben in der Obersteiermark wieder die Hubschrauber ab, damit man sich ein Bild von der Situation machen kann. Sonntagnachmittag war noch einmal eine Starkregenfront über die von den Unwettern bereits schwer betroffenen Gebiete gezogen. Besonders betroffen war einmal mehr Oberwölz: Weil der Schöttlbach wieder anstieg, mussten am Abend die Bewohner der Bereiche Schöttlbach Siedlung, Unter Schütt Neu in Sicherheit gebracht werden; außerdem wurden die Bewohner eines Altersheimes in die oberen Stockwerke verlegt.

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„Man hofft und betet“

Agnes Hansmann aus Oberwölz ist seit Tagen damit beschäftigt, ihr Hab und Gut so gut es geht zu retten.

Dabei hat gerade Oberwölz noch mit den Folgen der letzten beiden Tage zu kämpfen: Laut Feuerwehrsprecher Walter Horn war es keine 24 Stunden nach dem ersten Unwetter von Freitagabend - mehr dazu in Oberwölz: Aufräumen nach dem Unwetter -, als Samstagabend erneut eine Gewitterfront mit Sturm und Starkregen im Wölzertal eintraf: „Der Schöttlbach trat binnen kürzester Zeit wieder über die Ufer, und die Häuser entlang des Wölzerbaches mussten erneut evakuiert werden.“

Reißende Bäche verhinderten Evakuierungen

Ein Haus im Ortsteil Brombach wollten die Feuerwehrleute evakuieren, doch nachdem sie angekommen waren, war der nahe Bach zu einem reißenden Gewässer geworden, der die Glattjoch Straße (B75) überschwemmte - die Helfer mussten mit den Bewohnern warten, bis andere die Straße geräumt hatten.

Weitere Evakuierungen gab es in den Ortsteilen Hinteregg, Schönberg und Salchau - sofern die Einsatzkräfte noch zufahren konnten. Vorübergehend war Oberwölz über die Straßenwege weder von Niederwölz noch über St. Peter am Kammersberg erreichbar und damit abgeschnitten.

Knittelfeld: „Sintflutartige Regenfälle“

In Knittelfeld, das auch schon in der Nacht davor von Unwettern getroffen wurde, kam es Samstagabend zu „sintflutartigen Regenfällen“, erklärte Feuerwehrsprecher Thomas Zeiler. Dutzende Keller mussten ausgepumpt und umgestürzte Bäume beseitigt werden.

Straßensperren

Die B75 ist im Bezirk Liezen zwischen Donnersbach und Donnersbachwald und im Bezirk Murau zwischen Niederwölz und Oberwölz gesperrt. Die Umfahrung ist nur großräumig über das Katschtal oder Murau möglich. Ein Zufahren nach Oberwölz über St. Peter am Kammersberg ist ebenfalls nicht möglich.

Ebenfalls gesperrt ist die B114a, zwischen Pöls und St. Georgen und die B96, die Murtal-Straße, zwischen Seetal und Tamsweg.

Sperren gibt es weiters:

  • zwischen St. Peter am Kammersberg und Oberwälz
  • bei Oberzeiring. Im Bereich Lachtal ist die Fahrbahn frei.
  • in der Gemeinde Seckau bei Neuhofen.
  • die Kobenzerstraße und die Murtal-Begleitstraße bei Kobenz
  • der Sölkpass zwischen Schöder und Gröbming (704)
  • die Verbindung von der B114 beim Gasthof Brotjäger ins Triebental.

„Hotspot“ war die Ortschaft Flatschach, wo der Flatschacher Bach über die Ufer trat und ein Auto mit zwei Insassen mitriss - die Feuerwehr rettete die beiden über Streckleitern aus dem Wagen und brachte sie in Sicherheit. Der Kobenz-Bach überflutete ebenfalls Straßen und riss 15 neben dem Gewässer geparkte Fahrzeuge einige Meter mit; außerdem beschädigte er einige kleinere Brücken, weshalb eine Zivilschutzwarnung an die Bevölkerung ausgegeben wurde, sagte Zeiler.

Red-Bull-Ring unter Wasser

Auch am Red Bull-Ring in Spielberg, wo in einer Woche der MotoGP über die Bühne gehen soll und ein Zuschaueransturm erwartet wird, kam es zu Überschwemmungen. Die Feuerwehr musste zu Auspumparbeiten ausrücken, für das Motorradrennen am kommenden Wochenende besteht aber keine Gefahr.

Schwer getroffen hat das Unwetter auch die benachbarten Gemeinden St. Marein-Feistritz, Seckau und Bischoffeld: Die Murtal Schnellstraße (S36) war vorübergehend zwischen Feistritz und Knittelfeld in Fahrtrichtung Klagenfurt aufgrund von Überschwemmungen gesperrt.

Gröbming: Rückhaltebecken lief über

Neben den Bezirken Murau und Murtal zog die Gewitterfront auch über den Bezirk Liezen, wo neuerlich rund 350 Feuerwehrleute im Einsatz waren. Bereits am Nachmittag hatte ein Rückhaltebecken am Gröbminger Hausberg, der Kammspitze, den Wassermassen nicht mehr standgehalten - in Folge trat der Hofmanningbach über die Ufer und überschwemmte Keller in Gröbming.

Besonders hart von den Unwettern an diesem Wochenende wurde das Sölktal getroffen: In der Sölk trat in der Nacht auf Sonntag der Bach über die Ufer und überflutete weite Teile des Ortsteils Fleiß, weshalb Bewohner aus ihren Häusern mussten; ebenso wurde der Ortskern von Öblarn durch eine Verklausung überflutet.

„Bach donnerte mit geballter Ladung durch den Ort“

Erwin Grangl von der Feuerwehr Kobenz im Bezirk Murtal schildert die Ereignisse des vergangenen Wochenendes so: „Der Kobenzbach ist über die Ufer getreten, hat den Sportplatz, die Infrastruktur, die Brücken, alles weggerissen, ist dann mit geballter Ladung durch das Ortsgebiet gedonnert, hat die Gemeinde, das Feuerwehrrüsthaus, eine komplette Landwirtschaft, alles überflutet und natürlich massive Schäden angerichtet.“

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„Der Hof ist kaputt“

Die angesprochene Landwirtschaft gehört Eva Pickl - ihr Hof wurde von dem Unwetter stark getroffen.

Am Montag helfen 50 bis 60 Feuerwehrleute aus dem Bezirk Graz-Umgebung in Kobenz aus, auch Feuerwehren aus dem Bezirk Südoststeiermark helfen bei den Aufräumarbeiten mit.

Sölkpass-Straße weggerissen

Die Gemeinden Sölk, Öblarn und Donnersbachwald wurden - wie auch Flatschach und Kobenz sowie Schöder und St. Peter am Kammersberg - behördlich zu Katastrophengebieten erklärt. Der Liezener Feuerwehrsprecher Christoph Schlüßlmayr bestätigte, was schon sein Kollege aus dem Bezirk Murau befürchtete: „Die Nacht auf Sonntag war heftiger als die Nacht davor.“

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Das Katastrophengebiet aus der Luft

Ein Video aus der Luft zeigt die ganze Dramatik der Lage in Öblarn und Sölk.

Die Sölkpass-Straße wurde auf einer Länge von zumindest 100 Metern komplett weggerissen und wird laut Schlüßlmayr wohl erst wieder im kommenden Jahr repariert und wieder befahrbar sein. Vom Stausee taleinwärts ist kein Stromnetz mehr vorhanden - mehr dazu in Unwetter: Sölkpass-Straße weggerissen.

Die weggerissene Sölkpassstraße

BH Liezen

Die Sölkpass-Straße

Ein Wanderer, nach dem am Sonntag am Sölkpass stundenlang gesucht wurde, wurde am Nachmittag unverletzt geborgen. Vier Almen in der Sölk sind nicht erreichbar - mehrere Menschen wurden mit dem Hubschrauber ausgeflogen. Mit dem Hubschrauber eingeflogen wurde dagegen ein Baggerfahrer in das Walchental: Dieser war eigentlich am Samstag mit den Aufräumarbeiten nach den Unwettern vom Freitag fertig gewesen, musste am Sonntag aber erneut Verklausungen beseitigen.

Leoben: Blitz schlug in Kirche ein

In Leoben verursachte der Starkregen ebenfalls Überschwemmungen, zahlreiche Keller mussten von den Feuerwehren ausgepumpt werden. Außerdem hatte ein Blitz in den Turm der Waasenkirche eingeschlagen - es kam zu einem Brand in der Kirchturmspitze, der von den Einsatzkräften über eine Drehleiter mit Wasserwerfern bekämpft wurde; die Flammen waren rasch gelöscht.

Eine Mure ging am Nachmittag auch in Wald am Schoberpass im Bezirk Leoben ab: Die Geröll- und Schlammlawine überschüttete den Stocksportplatz und verlegte die Zufahrt zum Freizeitsee; verletzt wurde niemand.

Murpegel bei Graz steigt

Die Regenfälle in der Obersteiermark sorgten in der Nacht auf Sonntag auch in Graz für erste Auswirkungen: Die Mur erreichte hier mittlerweile einen Pegelstand, der einige Sperren der Uferpromenade zur Folge hat - mehr dazu in Unwetterfolge: Murpegel in Graz stark gestiegen.

Michael Schickhofer und Hermann Schützenhöfer

ORF

Michael Schickhofer und Hermann Schützenhöfer

Politik sichert Hilfe zu

Die Schäden, die am gesamten Wochenende an Häusern, Straßen, Brücken und der Ernte entstanden sind, lassen sich noch nicht beziffern. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) und sein Stellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ) - auch Katastrophenschutzreferent des Landes - machten sich am Sonntag in Kobenz ein Bild von der Lage und sagten dabei rasche Hilfe zu - mehr dazu in Unwetter: Politik sichert Hilfe zu.

Bundesheer startet Assistenzeinsatz

Dementsprechend startete das Bundesheer am Sonntag einen Assistenzeinsatz: Der Baupionier- und Katastrophenhilfeeinsatzzug der Stabskompanie des Militärkommandos Steiermark unterstützt mit 35 Kräften die Aufräumarbeiten in Öblarn.

Unwetter in der Obersteiermark

APA/APA/HBF/PUSCH

Zusätzlich soll am Montag eine Pionierkompanie mit rund 200 Kräften und mit schwerem Gerät aus Villach in den Bezirk Liezen kommen, um Hänge zu stützen, Verklausungen zu entfernen und Behelfsbrücken zu bauen. Wie lange der Assistenzeinsatz dauern wird, ist noch unklar - aufgrund der schweren Schäden ist aber von Wochen auszugehen.

Schwere Unwetter auch im restlichen Österreich

Aber nicht nur in der Steiermark, auch in anderen Teilen Österreichs gingen an diesem Wochenende heftige Unwetter mit Hagelschauern und Starkregen ab. In der Nacht auf Montag klangen die Unwetter ab, das Wetter bessert sich, die Pegel sinken wieder - mehr dazu in Entspannung nach heftiger Unwetterserie (news.ORF.at).

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