Doppelmord: Stiwoll im Ausnahmezustand

Auch am vierten Tag der Suche nach dem mutmaßlichen Doppelmörder von Stiwoll fehlt von dem 66-Jährigen jede Spur. Die Wiener Sondereinheit WEGA wurde hinzugezogen; in der Gemeinde Stiwoll herrscht Angst.

Die Suche der Polizei bleibt nach wie vor intensiv - am Mittwoch wurde auch ein unterirdisches Stollensystem durchsucht - mehr dazu in Doppelmord: Cobra durchsuchte Stollensystem.

Suche geht weiter

Auch am Donnerstag wurde weitergesucht. „An der Suche sind nach wie vor das Einsatzkommando Cobra und einige weitere Züge beteiligt. Wir haben wieder alles in die Waagschale geworfen. Die Hinweise aus der Bevölkerung sind so weit abgearbeitet“, so Polizeisprecher Leo Josefus. Mehrere hundert Beamte sind nach wie vor im Einsatz.

Verunsicherung in Stiwoll ist groß

In Stiwoll im westlichen Teil des Bezirks Graz-Umgebung ist die Verunsicherung unter der Bevölkerung enorm. Was sich die Menschen in Stiwoll vor allem wünschen, wäre eine Rückkehr zur Normalität. Die Ungewissheit sei schwer zu ertragen, sagten die Einwohner am Donnerstag. „Man weiß nicht, wo er ist und was er vorhat. Man hört immer nur den Hubschrauber kreisen und sieht Lichter in der Nacht. Das macht Angst“, sagte eine Einwohnerin.

Kriseninterventionsteam informierte Bevölkerung

Am Donnerstagvormittag gab es in Stiwoll eine Veranstaltung des Kriseninterventionsteams (KIT), um die örtliche Bevölkerung zu unterstützen. Mehr als 100 Bewohner kamen in die Volksschule. Sie wurden unter anderem über die Sicherheitsmaßnahmen der Polizei informiert. „Ich glaube schon, dass das der Bevölkerung gutgetan hat“, sagte ein Mann.

„Das Schwierige ist die Unsicherheit, dass man sich nicht mehr so frei bewegen kann wie man möchte, dass man nicht mehr so unbeschwert seinen Alltag leben kann“, sagte Elisabeth Lienhart vom KIT-Team. Die meisten Einwohner waren in den vergangenen Tagen zuhause geblieben, die Allerheiligenprozession wurde abgesagt. Der Gottesdienst am Mittwoch war von starken Polizeikräften gesichert worden.

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Viele fragen sich seit Tagen, was hinter dieser Wahnsinnstat von Stiwoll steckt. Helmut Schöffmann hat sich die Vorgeschichte und die Hintergründe näher angeschaut.

Durchsuchung der Stollen ergebnislos

Laut Polizei gibt es noch einige Gebiete vor allem rund um Stiwoll, die noch durchkämmt werden müssen. Das Gelände ist unwegsam und bewaldet. Die Durchsuchung des Stollensystems sei negativ verlaufen, sagte Polizeisprecher Jürgen Haas am Donnerstag. „Natürlich besteht die Wahrscheinlichkeit, dass er noch da ist, im Großraum der Tatörtlichkeit“, so Haas.

Fluchtauto im Wald entdeckt

Der gesuchte Mann hatte am Sonntag mit einem Gewehr das Feuer auf seine Nachbarn eröffnet: Eine 55 Jahre alte Frau und ein 64-jähriger Mann starben, eine weitere Anrainerin wollte fliehen und wurde schwer verletzt, sie ist außer Lebensgefahr - mehr dazu in Zwei Tote: Fahndung ausgeweitet.

Karte zeigt Tatort und Fundort des Fluchtautos

Grafik: Omniscale/OSM/ORF.at

Am Montag konnte die Polizei dann das Fluchtfahrzeug sicherstellen: Der Kleinbus wurde in einem Waldstück in Södingberg - in unmittelbarer Umgebung des Tatorts - gefunden - mehr dazu in Doppelmord: Suche nach Täter weiter ohne Erfolg.

Der gesuchte Täter

Polizei

Der gesuchte Mann

Intensive Fahndung weiter aufrecht

Wie lange die Polizei die derart intensive Fahndung - Hunderte Beamte sind im Einsatz - aufrecht halten werde, ist noch unklar, auf jeden Fall aber noch die nächsten Tage, sollte der Verdächtige nicht gefunden werden, hieß es von der Einsatzleitung.

Auch das Kriseninterventionsteam des Landes bezog in Stiwoll Stellung. Freiwillige Mitarbeiter wie etwa Cornelia Forstner machen Hausbesuche und beantworten Fragen am Telefon. Volksschule und Kindergarten bleiben laut Bürgermeister bis kommenden Montag geschlossen.

Polizei unterhält „Gefährdetenliste“

Zum Schutz von möglicherweise gefährdeten Personen hält sich die Polizei allerdings weiter an ihre Gefährdetenliste. „Darauf stehen zum Beispiel Staatsanwaltschaften und Bezirkshauptmannschaften, mit denen der Verdächtige immer wieder Probleme hatte.“ Auch einzelne Personen, die mit dem Mann zu tun hatten, werden vermehrt durch Streifen überwacht - mehr dazu in Doppelmord: Verdächtiger „kein Unbekannter“.