Kommt Glyphosat-Verbot in der Steiermark?

Nach der EU-Zulassung für Glyphosat gehen auch in der Steiermark die Wogen hoch: Umweltlandesrat Anton Lang (SPÖ) ist für ein Verbot des Unkrautvernichters, Agrarlandesrat Johann Seitinger (ÖVP) knüpft aber Bedingungen daran.

An Glyphosat - Hauptbestandteil des weitverbreiteten Unkrautvernichters „Roundup“ - scheiden sich die Geister. Entwickelt vom Chemie-Riesen Monsanto wird Glyphosat seit mehr als 40 Jahren weltweit eingesetzt; viele halten es aber für ein gefährliches Gift und wollen es möglichst schnell von den Feldern und aus den Regalen verbannen, etwa das Land Kärnten, das Glyphosat - als europweite Vorreiterregion - per Verordnung verbieten will - mehr dazu in Kärnten plant eigenes Glyphosat-Verbot (kaernten.ORF.at)

„Überlegen, wer die Mehrkosten bezahlt“

Agrarlandesrat Johann Seitinger (ÖVP) bleibt nach dem heutigen Treffen der Landesräte mit Minister Andrä Rupprechter (ÖVP) bei seiner Haltung: Ausstieg ja, aber unter Vorbehalt. Man habe sich verständigt, „dass wir uns auch überlegen müssen, wer die Mehrkosten bezahlt. Es geht hier nicht nur um die Bäuerinnen und Bauern, sondern auch um die Bundesbahnen und die Straßenverwaltung - um alle Anwender bis zu den Gemeinden hin, die ja dann mit Alternativen arbeiten müssen“, so Seitinger.

Und sobald es Alternativen gebe, „sind wir durchaus bereit den Weg zu gehen. Aber es muss selbstverständlich für alle gelten. Ich hoffe nur, dass dann die Regale nicht leer werden, wenn alle sehen, was da in der Extremausformung alles dahintersteckt“, gibt der Landesrat zu bedenken und betont: „Wir müssen sachlich und inhaltlich korrekt vorgehen - und das werde ich auch mit meinem Regierungspartner Toni Lang besprechen.“

Lang: „Menschen, Natur, Boden, Tiere schützen“

Umweltlandesrat Anton Lang (SPÖ) ist der Meinung: „Allein wenn hier von medizinischer Seite der Verdacht ausgesprochen wird, dass Glyphosat krebserregend ist, dann reicht das für mich, um hier nicht nur den Menschen, sondern die Natur, unseren Boden, unsere Tiere zu schützen. Wir werden uns auch mit Kärnten in Verbindung setzen, wie wir dieses Glyphosat nicht mehr in der Steiermark verwenden können. Ich muss mich natürlich auch mit unserem Koalitionspartner - Landesrat Johann Seitinger - abstimmen, aber da gibt es eine sehr gute Abstimmung.“

Seitinger: „Ja, aber“

Während die steirischen Grünen Landesrat Lang bereits volle Unterstützung im Kampf für ein Verbot zusicherten, hatte Agrarlandesrat Seitinger bereits Montagvormittag ein „Ja, aber“ signalisiert: „Wenn es die Rechtstexte auf europäischer Ebene hergeben - derzeit sagen alle Signale ‚Nein, das geht nicht‘ - dann werden wir selbstverständlich über diesen Ausstieg sehr klar diskutieren. Aber dass die Landwirtschaft da überbleibt und gigantische Mehrkosten hat, das kann nicht sein, und dass die Handelsketten nach wie vor Produkte führen, die aus Glyphosat-Ländern oder direkter Anwendung kommen, diese Schweinereien kann es ganz sicher nicht geben.“

Rupprechter kündigt Runden Tisch an

Ein Bündnis von Umweltorganisationen in Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich und Portugal erstattete am Montag Strafanzeige unter anderem gegen die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit: Diese habe die gesundheitlichen Risiken von Glyphosat nicht unabhängig, objektiv und transparent bewertet, so der Vorwurf.

Der Fahrplan auf Bundesebene in Sachen Glyphosat nimmt unterdessen Gestalt an: Am 12. Dezember kommen die Rechtstexte der EU, am 13. wird es eine Nationalratssitzung zum Thema geben, Landwirtschaftsminister Rupprechter wiederum kündigte für den 14. Dezember einen großen Runden Tisch - auch mit externen Experten - zum Thema Glyphosat an. Die derzeitige Glyphosat-Zulassung für die EU läuft am 15. Dezember ab.