Burschenschaft: Mit NS-Bild gegen Homo-Ehe

Mitglieder der Burschenschaft Leder haben Anfang Jänner an der Montanuniversität Leoben Flyer mit dem Bild eines NS-Malers verteilt. Die Uni selbst distanziert sich von rechtem Gedankengut.

In der Causa der Nazi-Lieder in der Burschenschaft des FPÖ-Spitzenkandidaten in Niederösterreich, Udo Landbauer, ermittelt die Staatsanwaltschaft derzeit gegen vier Personen. Justizminister Josef Moser (ÖVP) ist unterdessen bemüht, Bedenken bezüglich politischer Einflussnahme zurückzuweisen: Die Justiz werde in der Causa „zu tausend Prozent“ unabhängig arbeiten, so Moser - mehr dazu in Moser garantiert unabhängiges Verfahren (news.ORF.at).

„Perverser Etikettenschwindel“

Steirische Burschenschaften hatten sich schon am Donnerstag von rechtsextremem Lied- und Gedankengut distanziert - mehr dazu in Nazi-Lieder: Burschenschaften gehen auf Distanz. Nun allerdings steht auch eine steirische Burschenschaft im Kreuzfeuer der Kritik.

Für Wirbel sorgt ein Flyer der Burschenschaft Leder, der am 10. Jänner an der Montanuni Leoben verteilt worden war: Zu sehen ist eine Gegenüberstellung eines Familienbildes des nationalsozialistischen Malers Wolfgang Willrich und ein schwules Paar bei einer Parade - dazu die Überschriften: „Das ist eine Familie“ und „Das sicher nicht“. Auf dem Flyer waren außerdem mehrere Zeilen zu lesen, in denen die Ehe zwischen Mann und Frau angepriesen wurde: „Eine Verbindung, bei der es keine Möglichkeit auf neues Leben geben kann, als Ehe zu bezeichnen, ist ein perverser Etikettenschwindel.“

Montanuni distanziert sich von rechtem Gedankengut

Der Pressesprecher der Universität, Erhard Skupa, bestätigte am Freitag, dass die Zettel verteilt wurden - es handle sich um Aussagen gegen die Ehe von gleichgeschlechtlichen Paaren: „Damit äußern Studierende ihre Meinung zu einem tagesaktuellen politischen Thema, und dies ist rein rechtlich gesehen nicht verboten“, meinte Skupa.

„Dass es sich bei einem der dabei verwendeten Bilder um eine Zeichnung des deutschen Nationalsozialisten Wolfgang Willrich handelt, war für den Laien auf den ersten Blick nicht erkennbar. Die Montanuniversität Leoben distanziert sich jedenfalls offiziell von der Verwendung derartigen Bildmaterials und lässt derzeit prüfen, ob damit geltendes österreichisches Recht verletzt wurde.“

Rektor entscheidet über interne Konsequenzen

Skupa zufolge soll es in der Burschenschaft Leder derzeit vier aktive Mitglieder geben - insgesamt studieren rund 4.000 Männer und Frauen an der Montan-Uni. Jene, die die Flyer ausgeteilt haben, müssen am Montag zum Rektor, sagte Skupa; nach einer ersten Einschätzung der Juristen der Universität handle es sich nicht um einen Strafbestand, doch man wolle den Sachverhalt noch genau überprüfen.

Politiker sprechen von offenem Rassismus

Die Grüne Bundesrätin Ewa Dziedzic sprach am Freitag von einer „neuerlichen Ungeheuerlichkeit aus Burschenschafter-Kreisen“: Die schlagende Burschenschaft habe mit dem Bild von Wolfgang Willrich „offen Propaganda gegen Homosexuelle betrieben“. Zwar sei die ablehnende Gesinnung von Burschenschaften gegenüber Minderheiten weithin bekannt, neu und erschreckend sei aber, dass diese Einstellung nun offen und ohne jede Skrupel gezeigt werde.

Mario Lindner, SPÖ-Sprecher für Gleichbehandlung, kommentierte den Flyer am Freitag in einer Aussendung: „Der braune Sumpf wird immer tiefer.“ Die Flyer wurden ihm zufolge vom Bundesobmann der RFS (Ring Freiheitlicher Studenten) Lukas Feichtenschlager verteilt. „Was sagen der FPÖ-Vizekanzler sowie der FPÖ-Innenminister zu einem weiteren Parteikollegen, der offenbar kein Problem mit Antisemitismus und Rassismus hat und damit die Opfer des Holocaust verhöhnt?“, so Linder.

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