Weichenstellung nicht für Unfall verantwortlich

Eine falsche Weichenstellung als Ursache für das Zugsunglück in Niklasdorf kann laut ÖBB ausgeschlossen werden - vielmehr hätten sich die Züge nicht überschneiden dürfen. Ein weiterer Sachverständiger wird hinzugezogen.

Die Spurensicherung der Polizei wurde am Dienstagnachmittag beendet. Die Staatsanwaltschaft Leoben beauftragte einen zusätzlichen Sachverständigen, um die Ursache für das Zugunglück zu klären.

Sonderkommission hat Ermittlungen übernommen

Für die ÖBB stehe fest: Eine falsch gestellte Weiche sei nicht für die Kollision zwischen einem Regionalzug und einem Personenzug der Deutschen Bahn verantwortlich. Die beiden Züge hätten sich im Bereich des Bahnhofes Niklasdorf gar nicht erst überschneiden dürfen, so ein ÖBB-Sprecher. Ob und welcher Zug tatsächlich falsch gefahren ist, ob menschliches oder technisches Versagen den Unfall ausgelöst hatte, wird eine Sonderkommission des Infrastrukturministeriums zu klären haben.

Diese übernahm am Dienstag die Ermittlungen. Die Untersuchungen könnten mehrere Wochen dauern. „Es werden Spuren gesichert, in weiterer Folge ausgewertet, die ganzen Datenspeicher. Hier gibt es eine Fülle an Material, und das dauert natürlich noch“, sagt ÖBB-Sprecher Roman Hahslinger.

Vernehmung der Opfer dauert an

Am Dienstag fanden zudem Vernehmungen von Opfern und Zeugen statt; die Befragung nimmt wegen der unterschiedlichen Nationalitäten bzw. des Verletzungsgrades der Opfer erhebliche Zeit in Anspruch. Eine Befragung der Lokführer wird erst in einigen Tagen möglich sein: Sie stehen unter Schock und werden psychologisch betreut.

Kollision im Bereich einer Weiche

Der Regionalzug hatte auf dem Bahnhof Niklasdorf einen Halt, der Eurocity Durchfahrt - er hätte den Bahnsteig mit geringer Geschwindigkeit passieren sollen. Die Züge waren in entgegengesetzter Richtung unterwegs. Offenbar befanden sich beide Züge für kurze Zeit auf einem Gleis, wodurch sich der folgenschwere Unfall ereignete, so Hahslinger. Die Kollision passierte im Bereich einer Weiche.

Ein Todesopfer, 28 Verletzte

Bei der Toten handelt es sich um eine 58 Jahre alte Frau aus Ludwigsburg in Deutschland - sie war auf Besuch bei ihrer Tochter in Graz und befand sich auf der Heimreise Richtung Saarbrücken, so die Polizei. Der Eurocity kollidierte seitlich mit einer S-Bahn, ein Waggon des EC wurde seitlich komplett aufgeschlitzt - mehr dazu in Zugsunglück: Südbahn bleibt unterbrochen.

Bezüglich der Todesursache könne man noch nichts sagen, man müsse das Obduktionsergebnis abwarten, hieß es von der Polizei. Ihre Angehörigen wurden mittlerweile verständigt und werden vom Kriseninterventionsteam betreut.

80 Menschen waren in den beiden Zügen, 28 Personen - und nicht wie es zunächst hieß 22 - wurden verletzt; eine 19-Jährige und eine weitere Person erlitten schwere Verletzungen. Die Passagiere mussten zum Teil über die Fenster aus den Zügen gerettet werden.

Strecke ab Mittwoch eingleisig befahrbar

Die Bahnstrecke zwischen Bruck an der Mur und Leoben wird laut Hahslinger voraussichtlich bis Mittwoch gesperrt bleiben. Dann sei die Strecke wieder eingleisig befahrbar. „Es sind Teile der Oberleitung beschädigt und des Unterbaus, das ist doch einiges an Aufwand“, so Hahslinger über die Schäden. Ein Schienenersatzverkehr ist eingerichtet - laut ÖBB müssen die Fahrgäste mit Verzögerungen von etwa 40 Minuten rechnen.

Mit den Aufräumarbeiten wurde noch in der Nacht auf Dienstag begonnen: Mit Bergekränen wird versucht, die Waggons aufzustellen, in Gleise zu heben und abzutransportieren; erst dann wird - laut ÖBB - der Schaden an den Gleisen sichtbar. Bevor die Strecke dann wieder freigegeben wird, werden umfangreiche Sicherheitschecks durchgeführt, so Hashlinger: „Dann gibt es genaue Messungen. Jene Gleise, die durch den Unfall beschädigt worden sind, müssen nach der Sanierung technisch überprüft werden. Die gesamten Signalanlagen und die komplette Elektronik werden überprüft, und erst, wenn alles von technischer Seite freigegeben ist, dürfen wieder Züge durchfahren.“ Über die Höhe des Sachschadens lasse sich noch nichts sagen, so der ÖBB-Sprecher.

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