Grazer Instahelp will expandieren

Die Grazer Internetplattform Instahelp, die Onlineberatung durch Psychologen anbietet, will nach Großbritannien und Frankreich expandieren. Ein Grazer Therapeut erkennt aber auch kritische Aspekte bei Onlineberatungen.

Das Grazer Unternehmen gilt als Start-up, das sich gerade am Markt etabliert - in Österreich, Deutschland und der Schweiz habe man sich laut eigenen Angaben zum größten Anbieter entwickelt.

Unter Experten umstritten

Man bietet unter Experten umstrittene Onlineberatung an: Kunden können anonym und niederschwellig via Chat oder Videotelefonie im Internet um Rat suchen und bekommen von sogenannten „Ersthelfern“ innerhalb von Minuten Antworten. Sie vermitteln je nach Problemstellung an Gesundheits- oder klinische Psychologen weiter, die sich wiederum innerhalb von 24 Stunden um die Anliegen der Kunden kümmern.

Instahelp will den Fokus der Beratung auf mentale Gesundheit, Beziehungsmanagement und die alltäglichen Herausforderungen in Beruf und Familie legen. Laut Instahelp können die Psychologen in den meisten Fällen innerhalb weniger Wochen helfen oder die Patienten motivieren, eine klassische Therapie aufzusuchen - letztere ist gesetzlich über das Internet nicht erlaubt.

Bisher rund 10.500 Kunden beraten

Seit der Gründung im Dezember 2015 wurden rund 10.500 Kunden beraten. Da Instahelp bereits jetzt 64 Prozent seiner Kunden aus Deutschland und „nur“ 30 Prozent aus Österreich hat, will man nun auch noch in andere Länder expandieren: In der Schweiz begann das Geschäft Ende 2017 mit „großem Wachstum“, für Großbritannien und Frankreich laufen gerade die Vorbereitungen für den Markteinstieg. Besonders die Insel sei ein heiß umkämpfter Markt, auf den sich Instahelp noch gut vorbereiten wolle.

Abzuklärende „Grauzonen“

Der Grazer Psycho-Therapeut Alexander Sadilek sieht die neuen Angebote im Internet „nicht prinzipiell negativ“, er wies aber im Gespräch mit der APA auf einige kritisch zu betrachtende Aspekte hin: Er sei überzeugt, dass die Psychologen von Instahelp qualitativ gute Arbeit leisten, doch er erkannte „Grauzonen“, die abgeklärt gehören.

So müsste noch deutlicher darauf hingewiesen werden, dass die Onlineberatung nicht für akute Krisen oder psychische Erkrankungen wie schwere Depressionen geeignet ist. Wer sich im Gesundheitsbereich in ethischen Rahmenbedingungen bewege, müsse außerdem die Gesundheit des Patienten im Fokus haben. Die Motivation dürfe nicht der finanzielle Erfolg sein.

Geringe Hemmschwelle könnte „Einigeln“ fördern

Dass bei den Onlineberatungen meist auf „Face-to-Face“-Situationen verzichtet wird, sieht der Experte skeptisch - um zu spüren, wie es einer Person geht, müsse man sie sehen: „Therapie lebt vom Beziehungsaspekt“ zwischen Therapeut und Patient. Zudem sei die Grenze zwischen Beratung und Therapie fließend. Die geringe Hemmschwelle etwa bei Instahelp erkennt er überwiegend als Vorteil, doch es fördere auch das „Einigeln“ von Menschen, die ohnehin schon wenig echte soziale Kontakte haben und vorwiegend über das Internet kommunizieren.

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