Frauenquote in Aufsichtsräten mit Schlupflöchern

Die seit Jahresbeginn gesetzlich verankerte 30 Prozent-Quote bei Frauen in Aufsichtsräten kann umgangen werden - kritisierte die Arbeiterkammer Steiermark am Montag. Die AK untersuchte den Anteil von Frauen in Top-Positionen.

Seit 1. Jänner 2018 gibt es die gesetzliche Regelung, dass sich Aufsichtsräte aus mindestens 30 Prozent Frauen zusammensetzen müssen. In der Realität sieht das aber noch anders aus, wie die Arbeiterkammer wieder untersuchte.

Seit über zehn Jahren untersucht die Arbeiterkammer den Anteil von Frauen in den Top-Positionen der führenden österreichischen Unternehmen - mehr dazu in Frauen.Management.Report

Betriebe sollen von Quote profitieren

Der Frauenanteil in den 200 umsatzstärksten Unternehmen Österreichs in der Geschäftsführung liegt bei nur 8,4 Prozent; 18,5 Prozent sind es in den Aufsichtsräten. Für den steirischen Arbeiterkammer-Präsident Josef Pesserl ein Zeichen, dass die 30 Prozent-Quote wichtig ist: „Nachdem sich die Gesellschaft fast zu gleichen Teilen aus Frauen und Männern zusammensetzt und Frauen und Männer unterschiedliche Zugänge zu den Dingen haben, ist es ganz wichtig, dass wir diese Ressource, die wir haben, nämlich von den Frauen wie von den Männern, gemeinsam nutzen. Und davon sollen die Betriebe profitieren und das ist auch das Ziel, das damit verfolgt wird.“

Betriebe können Quote umgehen

Trotzdem gebe es Wege für Unternehmen, die Quote zu umgehen: Zum Beispiel muss sie nur angewendet werden, wenn mehr als 20 Prozent der Mitarbeiter weiblich sind und auch nur dann, wenn Nachbesetzungen stattfinden. Für Studienautorin Christina Wieser ist die Quote trotzdem ein Schritt in die richtige Richtung: „Wie der internationale Vergleich zeigt, ist die Quote der Schlüssel. Und zwar der Schlüssel dafür, die Voraussetzungen zu schaffen, dass Frauen und Männer die gleichen Voraussetzungen haben. Es ist so, dass bisher, wenn es um Spitzenpositionen geht, immer aus dem eigenen Freundes- und Vertrauenszirkel rekrutiert wurde. Und jetzt geht es darum, den Blick auf Frauen zu lenken.“

Außerdem brauche es in Unternehmen Experten, die schon bei der Rekrutierung darauf achten, dass ein Gleichgewicht zwischen Männern und Frauen gegeben ist, so Wieser. Um die neue Regelung besser untersuchen zu können, fordert die AK außerdem von der Regierung einen jährlichen Fortschrittsbericht. Deutschland hat die Quote schon länger. Eine Delegation des Landtags reiste nach Berlin, um sich ein Bild zu machen - mehr dazu in Frauenquote: Lernen von Deutschland (26.4.2018).

Link: