Nach Unwettern: Kritik an Bodenverbauung

Nach den schweren Überschwemmungen kritisiert die steirische Umweltanwältin Ute Pöllinger die zunehmende Bodenverbauung. Die Schäden seien deswegen groß, weil das Wasser nach einem Starkregen nicht abfließen kann.

Die starken Regenfälle und Überflutungen der vergangenen Tage richteten in der steirischen Landwirtschaft schwere Schäden an. Erste Schätzungen der Hagelversicherung gehen von einer halben Million Euro aus - mehr dazu in 500.000 Euro Schaden nach Überschwemmungen. Für die steirische Umweltanwältin Ute Pöllinger ist auch die zunehmende Bodenversiegelung mitverantwortlich. Sie appelliert an die Gemeinden schon bei der Flächenwidmung darauf zu achten, dass nicht zu viel Fläche verbaut wird.

„Geringe Wertschätzung gegenüber dem Gut Boden“

Ob neue Parkplätze, Supermärkte oder gleich ein Einkaufszentrum auf der grünen Wiese - pro Tag verschwinden in Österreich laut Studien der Hagelversicherung 20 Hektar Ackerland. Die Steiermark liege sogar noch über dem Bundesdurchschnitt. Das führt laut Umweltanwältin Ute Pöllinger dazu, dass bei starken Regenfällen immer öfter große Schäden entstehen, weil das Wasser nicht mehr abfließen kann. „Aus meiner Sicht ist das Hauptproblem eine absolut geringe Wertschätzung gegenüber dem Gut Boden. Man reduziert den Boden darauf, dass er Gewerbezentren, Einkaufszentren tragen könnte und übersieht die anderen wichtigen Funktionen wie zum Beispiel den Hochwasserrückhalt oder den Abbau von organischen Subtanzen“, so Pöllinger.

Mehr in die Höhe bauen, zuerst Leerstände nützen

Da der Boden in Ballungszentren schon knapp sei, sei das Bewusstsein hier sogar höher als in kleinen Gemeinden, wo man nach wie sorgloser agiere, kritisiert Pöllinger weiter. Sie schlägt vor, auch auf dem Land mehr in die Tiefe und - wenn das Landschaftsbild es zulässt - in die Höhe zu bauen. „Und es gibt in der Steiermark enorme Leerstände, vorhandene Strukturen, alte Gewerbegebiete, Einkaufszentren, vorhandene Wohnungen. Ich bin der Meinung, dass man zuerst diese Leerstände nutzen muss, bevor man darüber nachdenkt, neue Wohnbauländer, neue Gewerbegebiete auszuweisen, auf derzeit noch unverbrauchtem Boden.“

Gemeindebund: „Regen war Großereignis“

Gemeindebundpräsident Erwin Dirnberger bezeichnet den Regen der vergangenen Tage als „Großereignis“, die Böden hätten kein Wasser mehr aufnehmen können, weil sie schon sehr gesättigt gewesen seien. „Generell achten die Gemeinden aber sehr wohl darauf, dass das Wasser abfließen kann. Eigene Sickerbecken bei Neubauten sind mittlerweile Standard“, so Dirnberger. Er sei auch dafür, zuerst den Leerstand zu nutzen, die vorhandenen Strukturen würden aber nicht immer passen.

Die steirischen Grünen begrüßen die Kritik der Umweltanwältin. „Den Boden als Ressource zu schützen, ist auch eine der wichtigsten Maßnahmen im Kampf gegen die Erderwärmung“, so Umweltsprecherin Sandra Krautwaschl. Die Grünen fordern „ein konkretes Programm zur Verminderung der Bodenversiegelung und des Bodenverbrauches, sowie zum Schutz hochwertiger landwirtschaftlicher Böden mit konkreten mess- und überprüfbaren Zielen“, so Krautwaschl.

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