Pflegeskandal: Kommission beginnt mit Arbeit

Die unabhängige Expertenkommission, die sich mit den Misshandlungsvorwürfen im LKH Graz-Südwest, Standort Süd, beschäftigt, hat sich am Freitag konstituiert. Nun sollen die Vorfälle aufgeklärt und neue Ansätze gefunden werden.

Mitte Juli sind Vorwürfe bekannt geworden, dass vier Pflegemitarbeiter des LKH Graz-Südwest, Standort Süd, Patienten mehrfach misshandelt haben sollen - mehr dazu in Schwere Vorwürfe gegen vier LKH-Mitarbeiter (14.7.2018) und in LKH Graz Süd West: Patientin bestätigt Vorwürfe (15.7.2018).

Unabhängige Expertenkommision eingerichtet

Als Reaktion richtete das Land Steiermark eine unabhängige Expertenkommission unter der Leitung des Grazer Altbürgermeisters Alfred Stingl (SPÖ) ein, die die Vorfälle aufklären soll - mehr dazu in Pflegeskandal: Kommission angekündigt (17.7.2018) und Pflegeskandal: Stingl soll Kommission leiten (18.7.2018). Am Freitagvormittag konstituierte sich diese Kommission, die sieben Mitglieder wurden vorgestellt.

Die unabhängige Expertenkommission, die sich mit den Misshandlungsvorwürfen im LKH Graz-Südwest, Standort Süd, beschäftigt, hat sich am Freitag konstituiert.

Land Steiermark/ Streibl

Vier Frauen und drei Männer gehören der Kommission an. Neben dem Leiter Alfred Stingl, der seine kranke Frau selbst jahrelang pflegte, wurden Persönlichkeiten aus dem medizinischen, dem kirchlichen und dem gerichtlichen Bereich gewählt. Auch die steirische Patienten- und Pflegeombudsfrau Renate Skledar, deren Abteilung auch als anonyme Anlaufstelle gilt, ist Teil der Kommission.

Kontakt zur Kommission:

Die Patienten- und Pflegeombudschaft Steiermark ist in der Friedrichgasse 9 in Graz angesiedelt und über die Telefonnummer 0316 877-3350 oder -3318 oder -3191 erreichbar. Die Mailadresse lautet ppo@stmk.gv.at

„Lückenlose“ Aufklärung soll folgen

Gesundheitslandesrat Christopher Drexler (ÖVP) spricht von einer eindrucksvoll zusammengesetzten Gruppe, die Vorschläge ausarbeiten soll, um solche Vorfälle wie zuletzt, nach Möglichkeit zu verhindern: „Es geht darum zu überlegen, sind auch im System, sind in den Strukturen Verbesserungen vorzunehmen.“

Drexler erwarte sich volle Transparenz, eine lückenlose Aufklärung, am wichtigsten sei es aber daraus für die Zukunft zu lernen: „Die KAGes allein betreut im Jahr 1,2 Millionen Patientinnen und Patienten. 99,9 Prozent unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen mit viel Einsatz und auch mit Empathie diesen Dienst am Menschen. Nun geht es darum, die letzten Lücken zu schließen.“

Zwischenbericht für Jahresende geplant

„Warum Menschen, die sich einer humanitären Arbeit verschrieben haben, plötzlich inhuman reagieren - das ist ja nicht ein geplantes Verbrechen, da muss irgendetwas im Menschen vorgehen“, so Stingl, der dieser Frage auf den Grund gehen will. Als ersten Arbeitsschritt wird die Kommission nun das Gespräch mit der Klinikleitung und der Personalvertretung suchen. Stingl hofft aber auch, Gespräche mit Pflegepersonal führen zu können, um so mehr über den oft schweren Arbeitsalltag zu erfahren.

Wichtig sei es aber auch, über Verbesserungen der zu Pflegenden zu reden, denn es gehe um den Menschen und seine Lebenswürde, betont Stingl: „Das sind dann immer die sogenannten Kleinigkeiten, die in Wirklichkeit aber das Entscheidende für das Wohlbefinden des Menschen sind, zum Beispiel Essen, Essen können oder Hygiene.“ Stingl erhofft sich durch die Arbeit der Kommission nachhaltige Ergebnisse und neue Projekte. Ende des Jahres will die Kommission einen ersten Zwischenbericht vorlegen.