Schickhofer: „Darf sich nicht wiederholen“

SPÖ-Chef Christian Kern hat sich am Dienstag überraschend selbst als SPÖ-Spitzenkandidat für die EU-Wahl ins Spiel gebracht. Damit hat er auch den steirischen SPÖ-Chef Michael Schickhofer überrascht.

Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer hat am Mittwoch mit Radio Steiermark-Redakteurin Brigitte Reisinger über den Wechsel von Christian Kern nach Brüssel, sowie die Turbulenzen innerhalb der SPÖ gesprochen. Viele Parteikollegen haben sich nach Kerns Vorgehen verstimmt gezeigt – mehr dazu in Steirische SPÖ von Kern irritiert.

Radio Steiermark: Herr Schickhofer, was sagen Sie zu den Vorkommnissen von Dienstagnachmittag?

Michael Schickhofer: So wie das gestern abgelaufen ist, darf sich das nie mehr wiederholen. Es hilft jetzt aber nichts, die Vergangenheit zu analysieren, wir haben klare Schritte für die Zukunft zu setzen. Wir haben heute gemeinsam festgelegt, dass Christian Kern Spitzenkandidat für die EU-Wahl wird und dass wir umgehend die Sozialdemokratie neu aufstellen werden und eine neue Vorsitzende oder einen neuen Vorsitzenden finden werden.

Sie haben gesagt, es hätte anders laufen müssen. Was genau?

Schickhofer: Es hätten überhaupt keine Informationen rausgehen dürfen. Wenn Halbinformation – nämlich dass Christian Kern zurücktritt – um 15 Uhr über die Medien gespielt wird und nicht dazugesagt wird, dass er EU-Spitzenkandidat werden möchte, dann ist das natürlich ein Problem und hat Christian Kern auch gezwungen, zu agieren. Die richtige Vorgangsweise ist, dass zuerst, so wie geplant, zuerst mit den Landesparteivorsitzenden gesprochen wird, dann eine Vorgangsweise festgelegt wird und umgesetzt wird. Ich bin nicht der Richter dafür, wer die Letztverantwortung dafür hat, was gestern abgegangen ist. Jedenfalls war das ein absolut falsches Vorgehen. In Hinkunft muss klar sein, es braucht dieses Vertrauen innerhalb der Partei, dass zuerst intern diskutiert wird und dann die Dinge nach außen präsentiert werden. Der steirische Stil sollte da auch in die Sozialdemokratie auf Bundesebene einziehen.

Die SPÖ sollte sich ja eigentlich auf ihre Oppositionsrolle konzentrieren, jetzt hat man Personaldiskussionen vor sich. Schwächt das die Rolle der SPÖ?

Schickhofer: Dass das momentan eine schwierige Situation ist, die viele auch nicht nachvollziehen können ist klar. Aber so ein Schritt muss umgewandelt werden in eine Chance. Christian Kern ist natürlich ein Typ Bundeskanzler und nicht ein Oppositionspolitiker wie man ihn üblicherweise sieht. Das hat er neben anderen Dingen glaube ich für sich erkannt. Wir werden jetzt jemanden finden, der sehr kantig, aber auch konstruktiv für die Sozialdemokratie und damit für die Menschen in Österreich Oppositionspolitik betreibt.

Wer könnte das sein?

Schickhofer: Sie werden von mir kein Wort zu Personalspekulationen hören. Ich kläre, so wie sich das gehört, die Dinge intern und werde klar sagen, wen ich mir für die Zukunft vorstelle und wir werden das dann zum richtigen Zeitpunkt präsentieren.

Wären Sie selbst ein möglicher Kandidat? Es ist Ihnen ja erst vor wenigen Tagen mit hundert Prozent das Vertrauen in der Steiermark ausgesprochen worden.

Schickhofer: Dieses Vertrauen verpflichtet und ich arbeite für die Steirerinnen und Steirer unglaublich gerne. Daher werde ich meine Verantwortung für die Menschen in der Steiermark und für die Sozialdemokratie weiter wahrnehmen.

Christian Kern hat gesagt, ihm liege die Rolle des Oppositionsführers nicht so sehr. Andere können besser den „Bihänder“ auspacken. Muss das der künftige Parteichef tun?

Schickhofer: Ich kann das nachvollziehen. Ich bin auch ein Mensch, der gerne gestaltet und umsetzt und nicht nur kritisiert. Aber klar ist, wir haben jetzt bis 2022 aller Voraussicht nach die Oppositionsrolle und wir werden eine Persönlichkeit finden, die diese Opposition auch sehr konsequent und klar wahrnimmt.

Was halten Sie von Pamela Rendi-Wagner?

Schickhofer: Wir haben viele sehr gute Kandidatinnen und Kandidaten, viele sympathische Frauen. Sie wissen, ich setze nicht nur in der Steiermark auf Frauen, aber entscheiden werden das die Parteigremien. Wir brauchen jemanden, der Österreich vorwärts bringen kann. Auch dann als Bundeskanzler, wenn wir wieder erfolgreich sind.

Ist es sinnvoll, dass Christian Kern selbst diese Sondierungsgespräche über seine Nachfolge führt?

Schickhofer: Wer sagt, dass er zurücktritt, hat auch die Verantwortung für eine geregelte Nachfolge zu sorgen.

Wie war die Stimmung in den Gremien?

Schickhofer: Natürlich ist das emotional einigen nahe gegangen. Bei einigen war Enttäuschung da, bei anderen eine anständige Wut im Bauch. Aber wir alle sind verantwortungsbewusste Menschen. Daher haben wir gesagt, es geht um die Zukunft der Sozialdemokratie und des Landes und daher volle Konzentration auf die Suche nach einem oder einer neuen Vorsitzenden.

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