„Herbst“ will „Überzeugungen erschüttern“

Donnerstagabend ist in Graz der steirische herbst eröffnet worden. Unter dem Motto „Volksfronten“ sollen „Überzeugungen erschüttert werden“, so Intendantin Ekaterina Degot.

„Der neue steirische herbst nennt sich ‚Volksfronten‘ und handelt von politischen Widersprüchen und Gegensätzen unserer Zeit“, erklärte Degot bei der Eröffnung des Festivals am Donnerstag am Europaplatz in Graz.

„Eine andere Sicht auf die Dinge unterbreiten“

Kunst sollte „unsere Überzeugungen erschüttern und eine andere Sicht auf die Dinge unterbreiten. Sie sollte zerstörend Neues schaffen. Manchmal, wenn wir Glück haben, geht sie dabei so weit, dass unser Leben hinterher nicht mehr dasselbe ist“, betonte Degot in ihrer Eröffnungsrede.

Veranstaltungstipp

Der steirische herbst geht heuer bis 14. Oktober über die Bühne.

Genau hier würde der „neue steirische herbst“ ansetzen - mehr dazu in Der steirische herbst erfindet sich neu. Die Widersprüche und Gegensätze unserer Zeit seien gesellschaftlicher Art und hätten mit Ungleichheit und vorenthaltenen Lebenschancen zu tun. „Sie brüten und nähren die Würmer des Faschismus. Unterdessen geraten wir auf eine falsche Fährte. Man erzählt uns, dass es in diesen Gegensätzen und Kämpfen um Kulturen, Religionen oder Rassen gehe, dass sie den geschniegelten und gebügelten, überkommenen Identitäten unserer Vorfahren und ihrer angeblichen Unvereinbarkeit mit den geringfügig anders geschneiderten Identitäten gewisser anderer entspringen. Das ist nicht wahr, und es hindert uns, gemeinsame Sache zu machen“, sagte die Intendantin.

Eröffnung des steirischen herbstes

APA/Erwin Scheriau

„Dieser Verhinderung wollen wir mit dem Begriff Volksfronten unter Einbeziehung des darin mitschwingenden Unbehagens entgegentreten. Eigentlich ist die Sache ganz einfach. Nicht einfach sind die reichhaltigen, komplexen, vielschichtigen künstlerischen Gesten, die daran anknüpfen - die Projekte, Performances, Installationen und philosophischen Debatten“, meinte Degot abschließend.

Puppenparade zur Eröffnung

Die Gruppe Bread & Puppet Theater gestaltete dann einen Zug durch die Stadt, der vom Europaplatz durch die Keplerstraße bis zum Mariahilferplatz führte. Musik und die großen Stabpuppen sorgten für Aufsehen und lockten an dem warmen Spätsommertag zahlreiche Besucher an.

Eröffnung des steirischen herbstes

APA/Erwin Scheriau

Bread & Puppet Theater

Am Fuße des Schloßbergs zeigte der Dichter und Performer Roman Osminkin „Putsch“: Er bezog den Aufführungsort - die Schloßbergstiege - mit ein, die während des Ersten Weltkriegs unter anderem von russischen Kriegsgefangenen gebaut wurde. Zu sehen waren auf der Stiege nur große Buchstaben, der Text kam über Lautsprecher. Es begann mit dem Wort „Revolution“ und endete mit „Es ist Zeit“. Die Wortspielereien wurden ergänzt von Liedern, die Darsteller mitten unten den Zuschauen flüsterten, sangen oder über Megafon ertönen ließen.

Den Abschluss der Eröffnung bildete schließlich Laibachs „Sound of Music“. Für diese Aufführung ging es auf den Schloßberg hinauf, wo in den Kasematten gespielt wurde.

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