Jeder achte Österreicher ist armutsgefährdet

Mehr als 1,2 Millionen Menschen in Österreich gelten als armutsgefährdet. Caritas-Präsident Michael Landau fordert die Bundesregierung bei einem Besuch in Graz auf, in Zeiten von Budgetüberschüssen gegen Armut aktiv zu werden.

Zahlen der Statistik Austria zeigen, dass 14,4 Prozent aller Österreicher armutsgefährdet sind – also inklusive aller Förderungen und Beihilfen weniger als 1.238 Euro pro Monat zur Verfügung haben. Unvorhersehbare größere Ausgaben wie die Reparatur einer Waschmaschine können da schnell zur Katastrophe werden, sagt Caritas-Präsident Michael Landau.

Caritas-Präsident Landau

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Caritas-Präsident Michael Landau

Forderung an die Bundesregierung

„In der aktuellen Situation, wo alle wirtschaftlichen Daten nach oben zeigen, können wir etwas tun, damit die Armut in Österreich kleiner wird. Ich glaube, dass sich alle politischen Maßnahmen, die jetzt diskutiert werden, daran messen lassen müssen, dass Kinderarmut und Altersarmut zurückgehen“, meint Landau bei einem Besuch der Caritas-Einrichtungen in Graz.

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Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 9.10.2018
Caritas-Präsident Michael Landau zu Gast in Graz.

324.000 Kinder und Jugendliche sind in Österreich von Armut betroffen. Ihre Familien haben teilweise nicht genug Geld, um die Wohnung zu heizen, die Stromrechnung zu bezahlen oder Essen zu kaufen. Auch Schulausflüge der Kinder oder ein Kaffeehaus-Besuch sind oft nicht bezahlbar – damit ist auch die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben eingeschränkt. „Mit Kürzungen bei der Mindestsicherung werden wir das Budget nicht sanieren“, so Landau.

„Starke haben Verantwortung für Schwächere“

Der steirische Caritas-Direktor Herbert Beiglböck spricht zwar von einer „Stimmung eines Aufschwungs“, dieser gilt aber nicht für alle. So sei etwa die „Aktion 20.000“ von der Bundesregierung ausgebremst worden. Das hinterlasse eine Lücke. Er betont die Wichtigkeit eines gestützten Arbeitsmarktes. Es sei „unzumutbar“, wenn in Zeiten wirtschaftlichen Erfolgs die sozialen Leistungen zurückgefahren werden: „Die Starken haben Verantwortung für die Schwächeren.“

Hinweis:

Spenden an das Caritas-Spendenkonto können unter
Erste Bank: IBAN AT23 2011 1000 0123 4560 überwiesen werden.
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Heizen oder Essen kaufen?

Die Caritas berät Familien, die in finanzielle Nöte geraten sind in der Beratungsstelle zur Existenzsicherung (BEX). „Die häufigsten Fragen betreffen die Fixkosten, also Miete, Strom, Heizung oder auch Lebensbedarf. Weil oft die Entscheidung ist am Ende des Monats: Bezahle ich den Strom, oder kaufe ich etwas zu essen ein?“, erzählt Iris Eder, Leiterin der Beratungsstelle.

15.000 Menschen gelten in Österreich offiziell als wohnungslos. Für einige von ihnen gibt es in Notschlafstellen der Caritas und anderer Organisationen im Winter wieder Betten. Mit einer neuen Plakataktion macht die Caritas österreichweit auf das Thema Armut aufmerksam.

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