Grazer Studie: Arbeit wird weniger wichtig

Wissenschaftler der Uni Graz haben an einer Studie zum Thema Arbeit teilgenommen. Arbeit gehöre mit Familie und Partnerschaften zu den wichtigsten Lebensbereichen, allerdings werden Freizeit und Freunde immer wichtiger.

Arbeitszeit, Studie, Graz,

APA/Georg Hochmuth

Mehr als ein Fünftel möchte mehr arbeiten, dennoch klagen immer mehr über Stress als zunehmende Belastung am Arbeitsplatz

Unter dem Titel „Sozialstruktur und Wertewandel in Österreich. Trends 1986–2016“ entstand der Sammelband in Zusammenarbeit von Forschern aus Graz, Innsbruck, Linz und Wien; aus Graz war Franz Höllinger vom Institut für Soziologie der Universität Graz an der Studie beteiligt.

Die 26 Autoren erhoben Daten zu grundlegenden Werteorientierungen und Einstellungen zu zentralen gesellschaftlichen Lebensbereichen. Mehr als 2.000 Teilnehmer wurden interviewt, sie bekamen rund 200 Fragen gestellt. Zentraler Aspekt im Zusammenhang mit der Arbeitszeit ist demnach die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit, Familie und Privatleben.

Die Mehrheit ist mit der Arbeitszeit zufrieden

Die Studienautoren kamen zu dem Schluss, dass sich sich die Arbeitszeitwünsche in den vergangenen 30 Jahren wenig veränderten. „Die meisten Befragten sind mit der Arbeitszeit zufrieden, ihr Anteil ist von 68 Prozent im Jahr 1986 auf 72 Prozent im Jahr 2016 sogar leicht gestiegen“, so Höllinger. Mehr arbeiten möchten demnach 22 Prozent, nur sechs Prozent wünschen sich eine kürzere Arbeitszeit.

Teilzeitbeschäftigte mit Lösung zufrieden

Bei den Vollzeitbeschäftigten nahm der Wunsch nach einer Arbeitszeitreduktion etwas ab. Die Vermutung, dass Teilzeitbeschäftigte gerne mehr arbeiten würden, lässt sich anhand der Erhebung aber nicht bestätigen: Insbesondere Frauen mit Kindern seien mit dieser Lösung sehr zufrieden. „Die Arbeits- und Berufszufriedenheit ist in Österreich generell hoch, allerdings wird Stress zunehmend als belastende Bedingung genannt“, ergänzt Höllinger. 2016 machten bereits 45 Prozent der Befragten diese Angabe, 30 Jahre früher waren es nur 36 Prozent. „Stresserfahrungen am Arbeitsplatz stehen mit einem reduzierten gesundheitlichen Befinden in Zusammenhang“, sagt der Soziologe.

Freizeit und Freunde werden immer wichtiger

Laut der Studie gehört Arbeit neben Familie und Partnerschaft zu den wichtigsten Lebensbereichen, daran änderte sich in den vergangenen drei Jahrzehnten nichts. Allerdings sank der Anteil der Menschen, die sie als sehr wichtig oder wichtig einstufen, von 86 auf 63 Prozent, während Freizeit und Freunde deutlich an Bedeutung gewannen.

Frauenteilzeitquote in Österreich besonders hoch

In Bezug auf die Arbeit erhoben die Autoren der Studie einige neue Befunde. Österreich weist demnach im europäischen Vergleich heute eine hohe Beschäftigungsquote auf, wobei die Erwerbsquote von Frauen seit den 80er Jahren von 50 auf 72 Prozent stieg. Ein Spezifikum in Österreich, das nur mit den Niederlanden vergleichbar ist, ist laut Franz Höllinger die hohe Teilzeitquote der Frauen von 47 Prozent.

Neben den Einstellungen zur Arbeit analysiert der Sammelband viele weitere Veränderungen der Lebensbedingungen und Wertorientierungen vor dem Hintergrund des gesamtgesellschaftlichen Strukturwandels, bedingt durch die Digitalisierung und Globalisierung, die Entwicklung von einer Industrie- zu einer Dienstleistungsgesellschaft sowie durch die großen politischen Veränderungen durch den Fall des Eisernen Vorhangs und den Beitritt zur EU. Themenfelder sind unter anderem Bildungs- und Aufstiegschancen, soziale Ungleichheit, Familie, Partnerschaft, Politik und Gesellschaft.

Link: