Missbrauchsverdacht in Lehrlingshaus
Die Vorwürfe die am Freitag bekannt wurden wiegen schwer: Vier Burschen im Alter zwischen 16 und 18 Jahren sollen einen 17 Jahre alten Mitschüler und Zimmerkollegen in der Lehrlingsunterkunft in Fürstenfeld mit Gewalt in ein Zimmer gezerrt und sich mit ihm dort eingeschlossen haben. Dort soll es dann zu den Übergriffen gekommen sein.
Polizei ermittelt
Bei der Polizei ging am späten Freitagvormittag eine entsprechende Anzeige ein, bestätigte Joachim Huber von der Landespolizeidirektion. Beamte sind derzeit in Fürstenfeld und nahmen die Ermittlungen auf. Die Polizei spricht offiziell von einem „Übergriff“ - noch sei nicht klar ob es sich um einen sexuellen Übergriff oder gar um einen sexuellen Missbrauch handelt, sagte Huber gegenüber dem ORF Steiermark.
Tat mit Handy fotografiert und gefilmt
Die vier Verdächtigen sollen mit dem Mobiltelefon Fotos und Videos von der Tat gemacht haben. Der Geschäftsführer der Lehrlingshäuser in der Wirtschaftskammer, Franz Kremser, bestätigte die Anzeige: „In einem unserer Lehrlingshäuser, konkret in Fürstenfeld, ist es zu einem sexuellen Übergriff gekommen. Es wurde von der Internatsleitung sehr professionell reagiert und eine Anzeige getätigt. Jetzt laufen die strafrechtlichen Maßnahmen.“
Verdächtige aus Lehrlingsunterkunft ausgeschlossen
Die Übergriffe sollen sich laut Kremser von Montag auf Dienstag ereignet haben, Mitschüler, denen sich das mutmaßliche Opfer anvertraut hatte, erzählten erst am Mittwoch Erziehern von dem Vorfall, die wiederum die Internatsleitung informierten. Der Leiter des Lehrlingshauses erstattete daraufhin Anzeige bei der Polizei. Die Beamten des Landeskriminalamtes nahmen die Ermittlungen direkt im Lehrlingsheim auf. Die vier verdächtigen Schüler wurden aus dem Lehrlingshaus ausgeschlossen, der betroffene Lehrling wurde in einen anderen Lehrgang versetzt. In der Einrichtung sind 160 Schüler, vorrangig Tischler und Textilerzeuger, untergebracht.
Es sei wichtig Sofortmaßnahmen einzuleiten um solche Vorfälle zu verhindern, in der betroffenen Schule soll dieser konkrete Vorfall mit den Schülern, dem Personal und den Sozialpädagogen aufgearbeitet werden, kündigte Franz Kremser an.
Landesrätin fordert lückenlose Aufklärung
Bildungslandesrätin Ursula Lackner (SPÖ) sprach von „erschreckenden Vorwürfen“ und verlangte eine lückenlose Aufklärung: „Wenn Übergriffe passieren, dann sind das für die Betroffenen immer traumatisierende Erlebnisse. Eine umfassende Aufarbeitung ist daher notwendig, um dann auch die erforderlichen Konsequenzen ziehen zu können.“ Ein Krisenteam und die zuständige Lehrlingspsychologin des Landes kümmern sich um alle Betroffenen.
Erst am Donnerstag wurde bekannt, dass das Oberlandesgericht Graz die Strafe für einen ehemaligen Skitrainer wegen Missbrauchs eines 15 Jahre alten Schülers in einer Schule in Schladming auf acht Monate verringerte - mehr dazu in Missbrauch: Acht Monate Haft für Ex-Skitrainer.