Ermittlungen gegen „Charly“ Kahr eingestellt

Das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen ÖSV-Trainer Karl „Charly“ Kahr wegen Missbrauchsvorwürfen ist eingestellt worden. Grund dafür ist laut Staatsanwaltschaft Leoben Verjährung.

Im Februar berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ von Anschuldigungen gegen den mittlerweile 86-jährigen ehemaligen Damen-Cheftrainer des ÖSV: Kahr - der im Bericht namentlich genannt wurde - hätte sich in den 1960er und 70er Jahren an Athletinnen vergangen - mehr dazu in Missbrauchsvorwürfe: Kahr klagt „Süddeutsche“ (15.2.2018).

„Behauptete Tathandlungen verjährt“

Auf Basis dieser Anschuldigungen leitete die Staatsanwaltschaft Leoben ein Ermittlungsverfahren ein - mehr dazu in Jetzt ermittelt StA Leoben gegen Kahr (5.4.2018) -, das nun eingestellt wurde, berichtete Andreas Riedler von der Staatsanwaltschaft: „Das Ermittlungsverfahren wurde von der Staatsanwaltschaft eingestellt, weil die behaupteten Tathandlungen bereits verjährt sind.“

Karl "Charly" Kahr

APA/Barbara Gindl

„Charly“ Kahr

Nicola Werdenigg, die vor einem Jahr die „#MeToo“-Debatte im Skisport mit ihrer eigenen Geschichte ausgelöst hatte und die in dem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ zitiert wurde, sagte am Mittwoch zu der Einstellung des Verfahrens, dass sie das erwartet habe - das bedeute aber nicht, dass Vergewaltigungen durch Kahr nicht stattgefunden hätten. Ihr gehe es allerdings nicht um einzelne Fälle, sondern um das System, das solche Geschehnisse vertuscht und möglich gemacht habe.

Klage gegen „Süddeutsche“ vor Gericht

Nach dem Bericht der „Süddeutschen“ wurde aber nicht nur die Staatsanwaltschaft Leoben, sondern auch Kahr selbst aktiv: Er brachte Klage gegen die Zeitung ein - mehr dazu in Missbrauchsvorwürfe: Kahr klagt „Süddeutsche“ (15.2.2018). Sie hätte seinen Namen nicht nennen dürfen, da er keine Person des öffentlichen Interesses mehr sei, so die Argumentation von Kahrs Anwalt Manfred Ainedter.

Die Klage wegen übler Nachrede, Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und Verletzung des Identitätsschutzes wird am Donnerstag am Wiener Landesgericht behandelt. Werdenigg ist in diesem Verfahren auch Zeugin, weil ihr ihre Mannschaftskolleginnen von den Vergewaltigungen berichtet hätten.