Luftfahrt: Steirer setzen auf Nachrüstmarkt
Die internationale Luftfahrtindustrie steht vor vielen Herausforderungen. Vor allem der Nachrüstmarkt wird Schätzungen zufolge in den nächsten 20 Jahren zwei Billionen Dollar schwer sein - das sind umgerechnet rund 1.700 Milliarden Euro. Von diesem Kuchen erhoffen sich auch viele steirische Unternehmen ein großes Stück.
Beheizte Sitze, Name auf Rückenlehne
Flugpassagiere wollen immer einfacher und bequemer reisen und da kommen die steirischen Luftfahrtzulieferer ins Spiel - etwa Wollsdorf Leder, so Geschäftsführer Andreas Kindermann: „Möglichkeiten sind zum Beispiel, dass wenn der Passagier das Flugzeug betritt und seinen Sitz sucht, dass ihm zum Beispiel auf der Sitzrückenlehne möglichst gut sein Name oder die Sitznummer angezeigt wird. Eine andere Möglichkeit ist, dass, wenn ich im Winter in das Flugzeug einsteige, ich dort, wenn ich mich hinsetze, eine möglichst angenehme Klimatisierung habe, dass ich mich in einen Sitz setzen kann, der schon eine gewisse Temperatur hat, die ich selbst auch einfach regeln kann."
Digitalisierung als Zukunftsthema
Auch die Digitalisierung hält immer stärker Einzug im Flugzeug: So könnte der Pilot künftig digital erkennen, welcher Passagier nicht angeschnallt ist oder seine Rückenlehne beim Starten und Landen nicht senkrecht gestellt hat. Von der Kabine bis zum Triebwerk müssen alle Flugzeugsegmente gewartet, repariert und nachgerüstet werden. Luftfahrtingenieur Holger Lipowsky erwartet vor allem auf dem Nachrüstmarkt hohe Wachstumsraten: „Modelle für den Wartungsmarkt sagen, dass der weltweite Markt dafür in der Größenordnung von 65 Milliarden Euro liegt, und dass er in den nächsten zehn Jahren auf knapp über 100 Milliarden Euro wachsen wird, das sind 4,6 Prozent."
Steirische Teile in jedem Flugzeug
Die etwa 80 steirischen Zuliefererbetriebe in der Luftfahrtindustrie erhoffen sich dadurch enormen Aufwind, schon jetzt profitieren sie enorm, sagt Christa Zengerer, Geschäftsführerin des steirischen Mobilitätsclusters AC Styria: „Es ist ein aufstrebender Markt und es werden dort Umsätze generiert in der Höhe von etwa 650 Millionen Euro und da sind immerhin 3.000 Mitarbeiter in diesem Segment beschäftigt. Wir spielen eine sehr große Rolle in diesem Bereich. Man findet Teile aus der Steiermark in jedem Flugzeug wieder."
So kommen etwa die Trennwände zwischen der Business und der Economy Class aus Peggau oder die Federn für die Schubumkehr aus Gußwerk. Auch in Bordküchen und den Toiletten sind steirische Teile verbaut. Seit März müssen Flugzeuge bei einer Flugdauer von mehr als neun Stunden mit Erholungsbereichen für die Crew ausgestattet sein. Von der Gesetzesnovelle profitieren drei steirische Luftfahrtzulieferer - mehr dazu in Steirer profitieren von Luftfahrt-Gesetzesnovelle (6.4.2018).