Metaller-Einigung: „Nahe an oberer Grenze“

Der Grazer Volkswirt Michael Steiner von der Universität Graz bezeichnet die Metaller-Einigung aus ökonomischer Sicht als gerade noch vertretbar: Man sei damit nahe an die obere Grenze gegangen, so der Ökonom.

Ein durchschnittliches Lohn- und Gehaltsplus von knapp 3,5 Prozent und Überstundenzuschläge in der Höhe von 100 Prozent für die elfte und zwölfte Arbeitsstunde: Darauf einigte man sich bei den Kollektivvertragsverhandlungen der Metaller. Die von der Gewerkschaft angedrohten unbefristeten Streiks konnten damit noch abgewendet werden - mehr dazu in 100-Prozent-Zuschlag ab elfter Stunde (news.ORF.at) und in Metaller einigten sich - Streik abgewendet.

Ergebnis „gerade noch verträglich“

Die Gewerkschaft habe sich in den Verhandlungen als sehr stark erwiesen, sagt der renommierte Grazer Volkswirt Michael Steiner, für die Arbeitgeber sei das Ergebnis „gerade noch verträglich“: „Wir haben 2018 drei Prozent Wachstum. Dieses Wachstum wird sich ab 2019 aber abschwächen: Statt drei Prozent wird es auf nur mehr zwei Prozent und bis 2020/21 vielleicht auf 1,7 Prozent zurückgehen. Wir haben die Hochkonjunktur überschritten, da muss aufgepasst werden. Darum sage ich mit aller Vorsicht, es ist an eine obere Grenze gegangen worden.“

Obergrenze laut Steiner bei 3,6 Prozent

Die Obergrenze würde laut Steiner bei 3,6 Prozent liegen - angesichts zwei Prozent Inflation und eines Produktivitätszuwachses bei den Metallern in der Höhe von 1,6 Prozent. Dazu kommen aber die Überstundenzuschläge bei der elften und zwölften Arbeitsstunde: „Die Unternehmen müssen sich jetzt sehr gut überlegen: Zahlt es sich aus, die elfte und zwölfte Stunde arbeiten zu lassen. Das bleibt dann im unternehmerischen Entscheidungspotenzial. In dem Sinn sind stärkere Kalkulationen notwendig, wie weit ich diese Flexibilisierung auch wirklich nutze."

KV-Erhöhungen und maßgebliche Inflation seit 2014 – Säulengrafik

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Statistik Austria

Hätte es am Sonntag keine Einigung gegeben, hätte die Gewerkschaft bereits am Montag mit Streik begonnen - mehr dazu in Wieder Warnstreiks der Metaller (13.11.2018). Von Seiten der Wirtschaft wurde das Vorgehen der Gewerkschaft kritsiert - mehr dazu in Warnstreiks: Wirtschaftsbund übt scharfe Kritik (13.11.2018).

Nicht Vorbild für andere Branchen

Dass die Metaller mit dem Kollektivvertragsabschluss tatsächlich ein „Schneepflug“ für die anderen Branchen sind, so wie das die Gewerkschaft formulierte, glaubt Steiner eher nicht: „Die müssen schauen, wie viel Schnee schon gefallen ist, und wie stark ist unser Pflug. Ich würde sagen, dass die Metaller wie immer die Spitzenreiter sind, aber in der absoluten Höhe nicht Vorbild für andere Branchen sein können“, weil sie eben nicht solche Produktivitätszuwächse wie die Metaller haben, so Steiner; die Ergebnisse in Zusammenhang mit dem Zwölfstundentag könnten aber sehr wohl Signalwirkung für die Lohnverhandlungen in den anderen Branchen haben, so der Grazer Volkswirt.

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