Steirische Wirtschaft verliert an Dynamik

Die Konjunkturdaten für die steirische Wirtschaft liegen deutlich im positiven Bereich, allerdings wächst die Konjunktur nicht mehr so dynamisch wie zuletzt. Das zeigt das aktuelle Wirtschaftsbarometer der Wirtschaftskammer Steiermark.

Umsatz, Auftragslage, Preisniveau, Investitionen oder Beschäftigung: sämtliche Konjunkturdaten liegen im aktuellen Wirtschaftsbarometer deutlich im positiven Saldobereich, bilanzierte die Wirtschaftskammer Steiermark am Montag. Es gibt aber auch eine Kehrseite der Medaille: sowohl was die Einschätzung der bisherigen Entwicklungen, als auch die künftigen Geschäftserwartungen betrifft, entwickeln sich die Zahlen weniger dynamisch als zuletzt.

Betriebe nicht mehr ganz so optimistisch

Ein Trend, der sich auch bei der Frage nach dem allgemeinen Wirtschaftsklima widerspiegelt: 51,4 Prozent der befragten Unternehmer in der Steiermark melden eine Verbesserung, 9,5 Prozent eine Verschlechterung. Unter dem Strich ist die Stimmung also bei knapp 42 Prozent der Unternehmen positiv, dieser Wert liegt aber um 10,8 Prozentpunkte unter jenem der letzten Umfrage. „Alles in allem solide Konjunkturdaten, die aber von einer abgeschwächten Dynamik zeugen“, bilanzierte Josef Herk, Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark. Beim bisherigen Umsatz wie auch bei der Auftragslage beträgt der Positivsaldo 46,8 Prozentpunkte, bei der letzten Umfrage waren es noch mehr als 57 Prozentpunkte. Ein ähnliches Bild gibt es bei der Auftragslage: Auch hier beträgt der Positivsaldo aktuell 46,8 Prozentpunkte, im Vergleich zu 52,2 Prozentpunkte bei der letzten Umfrage. Konkret rechnen 38 Prozent der befragten Unternehmen in der Steiermark in den kommenden Monaten mit einer Umsatzsteigerung und zwölf Prozent mit einem Rückgang.

Investitionsbereitschaft geht zurück

Der konjunkturelle Aufwärtstrend beflügelte zuletzt die Investitionsbereitschaft der steirischen Unternehmen, nun setzte es allerdings einen Dämpfer. Gegenüber der letzten Umfrage sank der positive Saldo von 37,9 auf 23,9 Prozentpunkte und auch bei den Investitionserwartungen zeigt der Trendpfeil nach unten, bleibt aber im positiven Bereich. Im Detail: 26,7 Prozent gehen von einem steigenden Investitionsvolumen aus, 13,3 Prozent von einem sinkenden. Damit fällt der positive Erwartungssaldo von 23 Prozentpunkte auf 13,4 Prozentpunkte, nicht zuletzt auch deshalb, weil viele anstehende Investitionen bereits getätigt worden sind.

Keine Krisenstimmung

Insgesamt 768 steirische Unternehmer nahmen an dieser großen Konjunkturumfrage teil. „Sie spiegelt sämtliche Branchen, Regionen und Betriebsgrößen wider und lässt darüber hinaus auch einen Vergleich mit bundesweiten Daten zu“, erklärte Karl-Heinz Dernoscheg, Direktor Wirtschaftskammer Steiermark. Für Dernoscheg zeigen die Daten ein klares Bild: „Auch wenn sich die Wirtschaftsdynamik im kommenden Jahr verlangsamen dürfte, ist zum jetzigen Zeitpunkt keine Krisenstimmung zu spüren.“

Trotz einer geringeren Wachstumsdynamik dürfte die Beschäftigungsentwicklung in der Steiermark positiv bleiben. Bisher haben 41,8 Prozent die Zahl ihrer Mitarbeiter aufgestockt, künftig gehen immerhin noch 28,5 Prozent von einer Steigerung aus. Die Saldenwerte liegen damit klar im Positivbereich, und zwar bei 30,6 Prozentpunkten – was die bisherige Entwicklung betrifft – und bei 17,5 Prozentpunkten, was die Erwartungen für die kommenden Monate anbelangt. Generell entwickelt sich der steirische Arbeitsmarkt weiterhin positiv. Auch im November ging die Arbeitslosigkeit weiter zurück. Mehr dazu in Arbeitslosenzahlen weiter zurückgegangen.

Rückgänge beim Export

In den vergangenen Monaten profitierte der heimische Außenhandel stark von einer dynamischen Entwicklung der Weltwirtschaft. Durch zunehmende Risikofaktoren, wie den handelspolitischen Kurs der USA oder den Brexit, trübt sich die Konjunktur auch im Export etwas ein. Aktuell verzeichnen 43,9 Prozent der steirischen Exporteure einen Anstieg ihrer Außenhandelsumsätze, künftig dürften es jedoch nur mehr 28,8 Prozent sein. Trotz dieses Rückgangs überwiegen unter den steirischen Exporteuren aber nach wie vor klar die Optimisten.

Optimisten in der Oststeiermark und rund um Graz

Das Stimmungsbarometer zieht sich durch alle steirischen Regionen. Sowohl das bisherige als auch das erwartete allgemeine Wirtschaftsklima wird größtenteils positiv eingeschätzt. Die vergangenen zwölf Monate werden vor allem von den Unternehmen in der Oststeiermark, im Großraum Graz und in der Süd-/Weststeiermark besonders positiv beurteilt. In Bezug auf die kommenden Monate zeigen sich ebenfalls insbesondere die Betriebe in der Oststeiermark sowie im Großraum Graz, aber auch in Liezen optimistisch.

Kleinunternehmer optimistischer

Die steirischen Kleinunternehmen weisen auch zu Jahresende ein positives Konjunkturbild auf. Konkret verbuchen 55 Prozent der befragten Betriebe einen Anstieg und lediglich 11,8 Prozent einen Rückgang ihres Gesamtumsatzes in den letzten zwölf Monaten. Auch die Erwartungen bleiben überwiegend optimistisch. Bei den mittleren Unternehmen weisen die Trendpfeile überwiegend nach unten, hieß es am Montag bei der Wirtschaftskammer Steiermark. Das Ausgangsniveau sei jedoch ein sehr hohes, womit auch die aktuellen Ergebnisse als gut einzustufen seien, so die Wirtschaftskammer.

Die zunehmenden Risiken im internationalen Umfeld wirken sich besonders auf die Geschäftstätigkeit der steirischen Großunternehmen aus. Die Saldorückgänge fallen in dieser Größenklasse deutlich stärker aus als bei den Klein- und Mittelunternehmen.

Fachkräftemangel als Konjunkturbremse

Damit es zu keiner konjunkturellen Vollbremsung kommt, fordert Herk die Unternehmer im Zuge der geplanten Steuerreform 2020 spürbar zu entlasten. „Weiters braucht es rasche Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel, dieser bremst die Konjunktur in vielen Branchen nachhaltig“, sagte Herk am Montag - mehr dazu in Schladming-Dachstein bemüht sich um Fachkräfte. Er forderte eine deutliche Senkung der Unternehmensbesteuerung, etwa was Abschreibungen oder Steuer-Pauschalierungen von Kleinbetrieben, aber auch die Einkommens- und Körperschaftssteuer betrifft.

Regionale Liste für Mangelberufe

Große Sorgen bereitet der Wirtschaft der Fachkräftemangel, der sich mittlerweile quer durch alle Branchen und Regionen zieht, so Herk: „Auch wenn die Konjunktur jetzt etwas an Fahrt verliert, der Mangel an Fachkräften wird allein schon wegen der demographischen Entwicklung in unserem Land akut bleiben. Aus diesem Grund plädieren wir zum einen für mehr Flexibilität am Arbeitsmarkt, speziell was die innerösterreichische Vermittlung betrifft, und zum anderen für eine Regionalisierung der Mangelberufsliste und eine Öffnung unseres Arbeitsmarkts für Kroatien“, so Herk. Was die Regionalisierung der Mangelberufsliste betrifft kommt nun österreichweit Bewegung in die Sache. Mehr dazu in Eigene Mangelberufe für sieben Bundesländer.