Handels-KV: Betriebsversammlungen angelaufen

Im Ringen um einen neuen Kollektivvertrag für die Handelsangestellten haben am Wochenende die ersten Protestmaßnahmen der Gewerkschaft stattgefunden. Am Montag liefen auch Betriebsversammlungen an.

Nach vier Verhandlungsrunden liegt man bei den Gehaltsvorstellungen noch immer um ein ganzes Prozent auseinander.

Arbeitnehmer: „Fairen Lohnabschluss verdient“

Für Verena Nussbaum von der steirischen Gewerkschaft der Privatangestellten ist die Forderung nach plus 3,5 Prozent keineswegs überzogen, „weil auch die Beschäftigten im Handel haben einen fairen Lohnabschluss verdient. Gerade durch die vielen Teilzeitbeschäftigten ist ja das Einkommen oft sehr gering, und da kann man ruhig einen Prozentsatz nehmen, so wie wir das jetzt fordern, der bei 3,5 Prozent liegt“.

Arbeitgeber: Faires Angebot

Die Arbeitgeber bieten derzeit zwischen 2,35 und 2,65 Prozent. Gerhard Wohlmuth von der Sparte Handel in der steirischen Wirtschaftskammer weist außerdem daraufhin, „dass wir bei Lehrlingen bis zu zehn Prozent mehr geben, und was vor allem noch dazu kommt: Wir schenken allen Mitarbeitern eine Stunde am Heiligen Abend, statt 14.00 Uhr machen wir die Geschäfte um 13.00 Uhr zu, und das bei voller Entlohnung“. Insgesamt sei es ein faires Angebot, sagt Wohlmuth.

Dass die Gewerkschaft aus politischen Motiven die Verhandlungen in die Länge zieht, glaubt er nicht: „Ich sehe kein Politikum, ich sehe einfach, dass wir uns nicht geeinigt haben. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis, und so hoffe ich, dass wir uns beim nächsten Termin einigen können.“

Konsumenten sollen nicht gestört werden

In der Steiermark sind rund 60.000 Mitarbeiter in mehr als 6.000 Unternehmen betroffen. Erste Proteste gab es bereits am Samstag - mehr dazu in 8. Dezember zwischen Kauflust und Protest; ab Montag hält die Gewerkschaft nun die ganze Woche über Betriebsversammlungen ab, um die Mitarbeiter über den Stand der Gespräche zu informieren. Die Veranstaltungen sollen aber nicht länger als 30 Minuten dauern, so die Gewerkschaft - die Konsumenten sollen dadurch bei ihren Erledigungen nicht gestört werden.

Arbeitnehmer: „Arbeitgeberseite sehr bemüht“

„Der Ernst der Lage ist durchaus auch den Arbeitgebern bekannt, dass es weitergehen muss, und so wie wir es jetzt in den Gesprächen auch gehört haben, ist die Arbeitgeberseite auch sehr bemüht, zu einem neuen Verhandlungstermin zu kommen, eben noch vor Weihnachten, das ist sehr wesentlich“, sagt Gewerkschafterin Nussbaum, die am Montag in Lebring eine Resolution der Handelsbeschäftigten an Philipp Gady überreichte - der steirische Unternehmer ist Mitglied im Verhandlungsteam der Arbeitgeberseite.

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Arbeitgeber: „Es geht nur mit gutem Miteinander“

„Ein offener Meinungsaustausch auf dieser Ebene ist vollkommen korrekt, es ist gut, wenn man die Standpunkte offen und ehrlich austauscht, aber dann wieder zurückkehrt zur Sachlichkeit und zu einer guten Diskussion am Tisch. Es kann in der Wirtschaft nur mit einem guten Miteinander gehen, die Arbeitnehmerseite und die Unternehmer müssen gut zusammenarbeiten, damit wir wirtschaftlichen Erfolg haben, und ich glaube, das wissen beide Seiten“, so Gady.

Einen nächsten Verhandlungstermin gibt es noch nicht; sollte es dann aber wieder keine Einigung geben, kündigte die Gewerkschaft bereits weitere Maßnahmen wie großangelegte Informationskampagnen in den Betrieben an.

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