Biobauern wollen professioneller werden

Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln ist in den letzten Jahrzehnten enorm gestiegen. Um stärker am Markt auftreten zu können, wollen die Biobauern von Bio Ernte Steiermark nun ihre Strukturen hin zur Erzeugergemeinschaft ändern.

Gab es Ende der 80er-Jahre rund 200 Biobauern, so sind es heuer schon mehr als 4.000, fast ein Viertel der landwirtschaftlich genutzten Fläche in der Steiermark wird inzwischen von Biobauern bewirtschaftet - allein in den letzten fünf Jahren gab es jedes Jahr ein Wachstum von rund zehn Prozent.

„Unsere Kräfte bündeln“

Bioprodukte sind schon lange kein Nischenmarkt mehr - sie sind mittlerweile ein Wirtschaftsfaktor: So haben etwa auch viele Lebensmittelketten Bioprodukte in ihr Sortiment aufgenommen. Um in Verhandlungen mit Abnehmern künftig stärker auftreten zu können, will sich der Bioverband Bio Ernte Austria verändern, so sein Obmann, Thomas Gschier: „Hin zu Erzeugergemeinschaften und Genossenschaften, weil ich sage, dass wir unsere Kräfte bündeln sollten, und somit haben wir dann - weil wir Geschäftspartner sind - gleich einen ganz anderen Stellenwert in der Gesprächsführung, in der Verhandlungsführung. Deswegen können wir auch den Druck wegnehmen, einerseits vom Verarbeitungsbetrieb und auch vom Lebensmitteleinzelhandel, der auch untereinander einem starken Wettbewerb ausgesetzt ist. Wenn man dann sagt, da ist ein dritter Player dabei, dann kann man das etwas entschleunigen.“

Mehr Direktvermarktung

Zusätzlich will man aber auch vermehrt kleinräumige Projekte in der Direktvermarktung aufbauen, damit die Biobauern ein zusätzliches Standbein haben und auch größere Ernten nicht gleich den Preis zu sehr drücken, sagt der Geschäftsführer der Bio Ernte Steiermark, Josef Renner: „Unser Ziel ist es, in den nächsten Jahren auf viele kleine und mittlere Vermarktungsprojekte zu setzen, diese bestens zu unterstützen und somit mehrere Standbeine neben dem sehr starken Lebensmitteleinzelhandel aufzubauen.“

Durch den Lebensmitteleinzelhandel sei die biologische Landwirtschaft zwar sehr schnell in die Breite gewachsen; nun gehe es jedoch darum, mit Vermarktungsprojekten in kleineren Strukturen Alternativen am Markt zu finden. „Dann ist man als Bio-Bauer nicht so leicht austauschbar, wie es jetzt noch oft mit dem Lebensmitteleinzelhandel ist“, begründete Renner die Strategie.

Neue Möglichkeiten durch Digitalisierung

Die Digitalisierung werde in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielen, zeigte sich Renner überzeugt: „Ich denke, dass es ganz entscheidend ist, dass man als Biobauer die Möglichkeit hat, verschiedene Strukturen zu beliefern - kleine Vermarktungsstrukturen sind stabiler. Ich denke, dass in Zukunft die Onlineshops, die ganze Digitalisierung, die auf uns zukommt, zunehmend Möglichkeiten bietet, dass auch Bauern, die weiter weg sind, durchaus mit einem Onlineversand punkten und ihre Produkte gut an den Konsumenten bringen können.“

Zu wenige Bio-Schweinebauern

Eine Optimierung wäre aber auch bei den Biobauern selbst möglich: Für Biolebensmittel aus dem Ackerbau oder auch für Bioschweinefleisch würde es nämlich zu wenige Biobauern geben, so Renner. Die Nachfrage nach Bio-Schweinefleisch sei hoch, die Umstellung aufgrund völlig anderer Stallkonzepte, die die freie Bewegung und den Auslauf der Tiere sicherstellen, aber schwierig - daher liege der steirische Bio-Anteil hier noch immer unter zwei Prozent, so Renner.

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