Das oder die Mail: Sprachenforschung an Uni Graz

Forscher der Uni Graz haben gemeinsam mit Kollegen aus Deutschland und der Schweiz die deutsche Sprache und deren Unterschiede unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist ein Online-Nachschlagewerk mit mehr als 1.300 Einträgen.

Österreich, Deutschland, die Schweiz: In allen drei Ländern und zusätzlich auch noch im Fürstentum Liechtenstein, in Belgien, Luxemburg und Südtirol wird deutsch gesprochen. Je nach Land oder Region findet man allerdings sprachliche Varianten des Deutschen, die von unterschiedlichem Wortschatz bis hinein in die Grammatik reichen, so Anna Thurner vom Institut für Germanistik der Uni Graz.

„An“ oder „zu“ Weihnachten

Wird im Deutschen beispielsweise ein Feiertag wie Weihnachten oder Ostern als Zeitpunkt genannt, können davor die Präpositionen „an" oder „zu" verwendet werden. Während das Vorwort „zu" in Norddeutschland und Mitteldeutschland wie auch in Westösterreich immerhin mehrheitlich verwendet wird, findet man im Rest von Österreich im geschriebenen Deutsch fast ausnahmslos „zu Weihnachten" oder „zu Ostern". In der Schweiz, Süddeutschland oder Luxemburg wird hingegen mehrheitlich „an Weihnachten" verwendet.

„Die“ oder „das“ E-Mail

Weihnachtsgrüße werden zunehmend auf elektronischem Weg verschickt. Ob sich die Adressaten über „das E-Mail" oder „die E-Mail" freuen, hängt davon ab, ob sie in Deutschland, Ostösterreich oder der Schweiz wohnen: In Deutschland und in deutschsprachigen Teilen Belgiens ist fast ausnahmslos „die E-Mail" im Gebrauch. Sie wird auch in Südtirol, Westösterreich, Liechtenstein und Luxemburg mehrheitlich verwendet, hat das von der Universität Zürich koordinierte trinationale Wissenschafterteam beispielsweise herausgefunden. In Ostösterreich und der Schweiz wird hingegen mehrheitlich die Variante „das E-Mail" gebraucht.

Zeitungen als Datengrundlage

Diese, wie noch tausende weitere Beispiele, die seit dem Jahr 2011 gesammelt und beschrieben wurden, haben die Wissenschafter der Universitäten Zürich, Graz und Salzburg in dem Online-Nachschlagewerk zugänglich gemacht. Als Datengrundlage für die Variantengrammatik dienten die Online-Ausgaben von 68 regional verbreiteten Zeitungen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, die verschiedenen Großregionen zugeordnet wurden.

„Alle dokumentierten Varianten gehören zur deutschen Standardsprache und sind gleichberechtigt", so Thurner. So gelte es auch zu akzeptieren, dass man sich im deutschen Sprachraum sowohl „an Weihnachten" als auch „zu Weihnachten" einen „Rinderbraten" oder eine „Rindsroulade" munden lassen kann, ohne grammatikalisch danebenzuliegen. Apropos danebenliegen - als Beilage passen Erdäpfelknödel oder Kartoffelklöße - so oder so. Das Projekt wurde von Forschungsinstitutionen Österreichs, Deutschlands und der Schweiz mit insgesamt 1,2 Millionen Euro finanziert.

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