Lawinensituation: Krisensitzung am Dienstag

In der nördlichen Obersteiermark gibt es keine Entspannung der Lawinensituation: Pölstal und Hohentauern im Bezirk Murtal wurden zum Katastrophengebiet erklärt. Am Dienstag gibt es in der Grazer Burg eine Krisensitzung des Landes.

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) hat für Dienstag (14.00 Uhr) den Landeskoordinationsausschuss einberufen: Dabei werden die Einsatzkräfte die Landesregierung über die aktuelle Lage in der nördlichen Obersteiermark informieren. Notwendig wurde das aufgrund der schlechten Wetterprognosen. Anschließend wird die Landesregierung darüber beraten, wie man die Einsatzkräfte bestmöglich weiter unterstützen kann.

Schickhofer: „Sperren ernst nehmen“

Katastrophenschutzreferent Michael Schickhofer (SPÖ) machte sich Montagnachmittag ein Bild von der Lage: „Die Lawinengefahr ist weiter hoch. Ich appelliere an alle Steirer, die sich in den Gefahrenbereichen aufhalten, die Straßensperren sehr ernst zu nehmen und sich an alle Anordnungen der Behörden zu halten.“

Pölstal und Hohentauern Katastrophengebiet

Insgesamt sind weiter rund 2.000 Menschen von den Schneemassen eingeschlossen. In den Gemeinden Pölstal und Hohentauern hat sich die Situation am Montag weiter zugespitzt - daher riefen die jeweiligen Bürgermeister kurz nach Montagmittag den Katastrophenzustand aus - es bestehe Gefahr für Leib und Leben, heißt es.

Schnee: Lage spitzt sich zu

In der ersten Woche nach den Weihnachtsferien spitzt sich die Schneesituation besonders im Norden weiter zu.

Bevölkerung „sehr ruhig“

„Das Problem ist, dass wir nicht wissen, wie lange die Situation noch so bestehen wird“, schilderte der Pölstaler Bürgermeister Alois Mayer die Situation, die Bevölkerung sei dennoch „sehr ruhig“: Die Stromversorgung ist aufrecht, und man kommuniziere per Telefon. Noch gab es keine Bitten wegen fehlender Medikamente oder Nahrungsmittel: „Wegen Schneemassen bricht nicht alles zusammen. Die Leute haben Vorräte und sind darauf eingestellt“, erklärte Mayer. Außerdem würden ein Gemeinderat sowie der Vizebürgermeister im Sperrgebiet worden - sie seien mit den Betroffenen in engem Kontakt.

Ein Problem stelle derzeit noch die ungelöste Frage der Notarzt-Versorgung dar: Zwar habe es bei den eingeschlossenen Bewohnern bisher keine Notfälle gegeben, aber man müsse sich einen Plan für diesen Fall zurechtlegen. Am Dienstag soll es zusammen mit der Gemeinde Hohentauern, dem Land und der Bezirkshauptmannschaft Murtal eine Einsatzbesprechung geben, in der das geklärt werden soll, kündigte Mayer an. Schon allein die Art der „Anreise“ für die Beteiligten der Besprechung macht die Lage deutlich: „Die Kollegen aus Hohentauern kommen auf Schneeschuhen herunter.“

Erster Hubschrauberflüge

In der Landeswarnzentrale hofft man weiter, Erkundungsflüge mit den Lawinenkommissionen durchführen zu können, sagt Patrick Dorner von der Landeswarnzentrale: „Momentan können wir aufgrund der Wetterlage nicht von Entspannung sprechen. Man wartet Wetterfenster ab, damit Hubschrauberflüge bzw. Versorgungsflüge möglich sind.“

Ein solches Wetterfenster tat sich Montagnachmittag auf - da konnten zwei Maschinen des Bundesheeres zu Versorgungs- bzw. Erkundungsflügen starten: Eine Alouette III hob in Richtung der abgeschnittenen Radmer im Bezirk Leoben ab, um dringend benötigte Sauerstoffflaschen für einen Patienten in der Ortschaft Radmer zu bringen, dessen Vorrat am Mittwoch zu Ende geht, eine zweite in Richtung Johnsbach im Gesäuse im Bezirk Liezen, um bei der gesperrten Bundesstraße 146 eine Erkundung der Lawinenlage durchzuführen.

Bundesheerhubschrauber

APA/Bundesheer/Peter Lechner

Keine Evakuierungen möglich

Sollten weitere Versorgungsflüge kurzfristig möglich sein - laut Bundesheer wären die Maschinen innerhalb von 15 Minuten startklar -, würden die eingeschneiten Menschen mit dem Allernotwendigsten - Lebensmitteln, Getränken und Medikamenten - versorgt werden; Evakuierungen sind nicht möglich.

Sollte es zu einem medizinischen Notfall kommen, gibt es laut Dorner „in den betroffenen Gebieten teilweise Notwege, die im äußersten Notfall befahren werden können. Da ist die Situation aber recht schwierig, da auch diese aufgrund der angespannten Lawinensituation von Stunde zu Stunde überprüft werden müssen, ob dort noch eine Befahrung möglich ist“.

Verkehr

Der Neuschnee beeinträchtigt auch den Verkehr - das Ö3-Verkehrsservice bietet mit einer interaktiven Karte einen Überblick über die aktuelle Verkehrssituation in der Steiermark und in ganz Österreich.

Weiterhin zahlreiche Straßensperren

Laut Landeswarnzentrale sind insgesamt 27 Straßen oder Straßenabschnitte - darunter auch die B320 zwischen Trautenfels und Espang - gesperrt - mehr dazu in Lawinengefahr: 1.200 Menschen eingeschneit. Auch wurde das Skigebiet Planneralm evakuiert - mehr dazu in Winterwetter: Planneralm evakuiert.

Aufgrund akuter Lawinengefahr mussten aber auch die ÖBB den Zugverkehr zwischen Stainach und Schladming einstellen. Für die Züge des Fernverkehrs wurde in diesem Streckenabschnitt ein Schienenersatzverkehr eingerichtet, für Reisende im Nahverkehr steht ein Schienenersatzverkehr zwischen Stainach und Öblarn zur Verfügung.

Schneechaos in der Obersteiermark

APA/EXPA/Martin Huber

Abseits davon machen den Helfern aber vor allem auch Einsätze abseits der Straßen zu schaffen - Einsätze, für die die Bergretter ihr eigenes Leben riskieren und die nicht notwendig wären, etwa Skifahrer, die trotz Lawinenwarnstufe vier die gesicherten Pisten verlassen und sich dann verirren - mehr dazu in Lawinengefahr: Leichtsinn fordert Einsatzkräfte.

„Schneefrei“ für 60 Schüler im Bezirk Liezen

Im von den Schneefällen und starkem Wind am stärksten betroffenen obersteirischen Bezirk Liezen erschienen am Montag von rund 3.000 Schülern rund 60 nicht zum Unterricht erschienen. Bis auf die Volksschule St. Nikolai im abgeschnittenen Sölktal - mit rund 40 Schülern und vier Lehrern - und einige kleinere Schulen war der Unterricht überall aufrecht, heißt es von der Bildungsdirektion. Nur eine einzige Lehrerin konnte im Bezirk Liezen nicht zum Unterricht erscheinen. Die geringen Fehlzahlen dürften auch darin begründet liegen, dass viele Schüler und Lehrer an extreme Wetterbedingungen im Winter gewöhnt sind.

Ein Sonderfall ist das im Bezirk Leoben gelegene Eisenerz: Es ist von beiden Seiten - sowohl über den Präbichl von Süden her als auch von Norden über Hieflau - nicht erreichbar. Im BORG Eisenerz wurde daher am Montag „intern“ unterrichtet, sprich es waren jene Schüler und Lehrer anwesend, die im Ort oder in der Nähe wohnen.

Laut Bildungsdirektion gilt für alle Schüler und deren Eltern: Sie dürfen dem Unterricht fernbleiben, wenn der Schulweg durch die Witterung unzumutbar und dadurch eine Gefährdung der Gesundheit möglich ist - die Schulen sind aber geöffnet.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Die Bundeshandelsakademie in Liezen war am Montag normal geöffnet - einige Schüler kamen aber nicht zum Unterricht, wie Radio-Steiermark-Reporter Paul Sihorsch erfahren hat.

Lawinengefahr weiter hoch

Die Lawinengefahr liegt in den Nordalpen oberhalb der Waldgrenze vom Dachstein bis zur Rax bei Stufe vier, in den Niederen Tauern bei Stufe drei. Südlich der Mur-Mürzfurche und im Grazer Bergland wurde die Lawinengefahr mit Stufe zwei beurteilt.

Wetter

Aktuelle Wetterwerte sowie de aktuellen Lawinenwarnbericht finden Sie auf wetter.ORF.at

Es besteht laut Lawinenwarndienst weiterhin die Möglichkeit, dass sich sehr große Lawinen spontan lösen - von Skitouren und von allen Bewegungen abseits von Straßen und gesicherten Skipisten wird eindringlich abgeraten. Die Lawinengefahr dürfte am Dienstag wieder ansteigen.

Auch Restösterreich versinkt im Schnee

Der Winter hält aber auch die anderen Teile Österreichs fest im Griff, die Schneemengen dürften sogar noch zunehmen. Es gab schon mehrere Lawinentote, vielerorts ist die Gefahr neuer Abgänge unverändert hoch. Während sich einige Schulkinder freuen dürfen, stehen die Einsatzkräfte im Dauereinsatz - mehr dazu in Weitere Todesopfer durch Lawine (news.ORF.at).

Links: