Spitalsschließungen: Schnee führt zu Widerstand

Im Bezirk Liezen führen die starken Schneefälle zu einem erneuten Aufflammen des Widerstands gegen die geplante Zusammenlegung der Spitäler Rottenman, Bad Aussee und Schladming - das gilt vor allem für Bad Aussee.

Seit Tagen schneit es in der nördlichen Obersteiermark - die Straße von Bad Aussee nach Oberösterreich ist gesperrt, und auch eine mögliche Sperre in Richtung Ennstal stand am Dienstag zur Diskussion.

„Die Versorgung muss gesichert sein“

Für viele Ausseer ist das eine Situation, in der der Wert des eigenen Spitals im Ort besonders auffällt - und die Versorgung, die dieses bietet, solle auch trotz der neuen Spitalspläne erhalten bleiben, fordert der Bürgermeister von Bad Aussee, Franz Frosch (ÖVP): „Ja, das sagt uns ganz klar, dass in Zukunft auch eine chirurgische Erstversorgung rund um die Uhr für die Bevölkerung und für die Gäste in dieser Situation, wo wir nach Oberösterreich zur Gänze abgeschnitten sind und möglicherweise auch Richtung Ennstal die Straße gesperrt wird, dass diese Versorgung gesichert sein muss.“

Schnee: Widerstand gegen Schließungen

Die angespannte Schneesituation verunsichert viele Obersteirer. Sie fürchten um ihre Gesundheitsversorgung.

Wie wichtig das LKH im Ort sei, hätten auch die letzten Tage gezeigt, so Frosch, denn allein an einem Tag seien rund 70 Menschen vor allem wegen Stürzen behandelt worden.

„Die Erreichbarkeit stimmt nicht“

Gegen die Spitalsschließungen und den Neubau im Raum Trautenfels spricht sich auch Michael Fölsner von der Initiative Biss aus, vor allem weil die Anfahrtswege zu lange zu seien: „Wir haben verschiedene mathematische Modelle aufgestellt und klar bewiesen, dass die Erreichbarkeit nicht stimmt. 30 Minuten laut Angabe des Landes stimmt sicher nicht - es sind bis zu 45 Minuten und einer Stunde, und bei solch einer Wetterlage sicher noch länger.“

LKH Bad Aussee

ORF

Drexler: „Gehen von Idee nicht ab“

Gesundheitslandesrat Christopher Drexler (ÖVP) sagt, dass es in Bad Aussee und Rottenmann Gesundheits- und Facharztzentren geben werde und diese auch auf Extremwetter vorbereitet würden: „Wie wir die für spezielle Situationen, wie sie dieser Tage stattfinden, dann fit machen werden, das werden wir uns gemeinsam überlegen, man muss auch aus Krisensituationen Schlüsse ziehen und lernen, aber die grundsätzliche Idee des Leitspitals ist eine Verbesserung der Versorgung für die Region, und von dieser Idee werden wir keinesfalls abgehen.“

Kritik an der Idee kam - angesichts der Lawinensituation in der nördlichen Obersteiermark - in der vergangenen Tagen auch schon von der Opposition: Für FPÖ, Grüne und KPÖ zeige sich nun die Bedeutung einer dezentralen Gesundheitsversorgung und dass die Versorgung mit Gesundheitszentren bei extremen Schneelagen nicht gewährleistet sei - mehr dazu in Winterwetter: Opposition kritisiert Spitalspolitik.

Laut betroffenen Ärzten Versorgung sichergestellt

Das wiederum sieht man in den obersteirischen Gesundheitszentren von Eisenerz und Mariazell anders: Patrick Killmaier vom Gesundheitszentrum Mariazell sagte am Dienstag, man finde derzeit mit dem Regelpersonal das Auslangen, das seien zwei Ärzte und drei bis vier Krankenpflegekräfte. „Bis auf einen Kollegen sind wir auch alle Notfallmediziner“, so Killmaier. Man habe Röntgen, Akutlabor, Überwachungsbetten und einen Raum für kleinere chirurgische Eingriffe.

Am Wochenende habe man eine 24-Stunden-Bereitschaft eingerichtet, der Erfahrung nach reiche ein Arzt; auch das Krankenpflegepersonal sei in Bereitschaft gewesen, falls man einen Akutpatienten über Nacht hätte beobachten müssen. Killmaier lobte in diesem Zusammenhang explizit die Spitalsreform der Landesregierung: Seiner Erfahrung nach habe es sich bewährt, in kleineren Strukturen die Erstbehandlung durchzuführen und gegebenenfalls Patienten in Schwerpunktspitäler weiterzuleiten. „Wir dürfen nicht vergessen, alle medizinischen Strukturen müssen ja mit Ärzten besetzt werden, und bei der Zahl der zur Verfügung stehenden Mediziner haben wir Mangelerscheinungen.“

Landesgrenzüberschreitendes Rendezvous-System

Auch im Gesundheitszentrum Eisenerz im Bezirk Leoben sah der Mediziner Uwe Schartner-Bauer keine Probleme mit der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung, obwohl die Verbindung nach Süden über den Präbichl-Pass nach Leoben unpassierbar war: „Ich selbst stamme aus Graz, aber ich habe mir in Eisenerz ein Quartier genommen“. Sein Kollege sei aus Eisenerz, dieser könne ungehindert zum Dienst, ebenso die beiden in der Gegend wohnenden Krankenschwestern. Dazu komme noch eine weitere Krankenschwester aus einer Hausarztpraxis.

Seit Samstag arbeite man in einem 24-Stunden-Dienst, für das kommende Wochenende werde man eine Regelung finden, wenn das schlechte Wetter anhalte. In Richtung Norden sei ja die Straße nach Waidhofen an der Ybbs (Niederösterreich) offen - mit dem dortigen Landesklinikum habe man ein sogenanntes Rendezvous-System: Das bedeutet, dass die Ärztin mit einem Patienten mit dem Rettungswagen sich auf halbem Wege mit einem Team aus dem nö. Landesklinikum treffe und dieses dann den Fall übernehme. In Waidhofen gibt es auch eine unfallchirurgische Abteilung.

Wetter:

Aktuelle Wetterwerte sowie den aktuellen Lawinenwarnbericht finden Sie auf wetter.ORF.at

Lawinenwarnstufe fünf

Für einzelne Regionen in der nördlichen Obersteiermark gilt seit Dienstagabend die höchste Lawinenwarnstufe fünf. Nun soll im Einzelfall abgewogen werden, ob Gebäude evakuiert werden. Mehr als 1.500 Personen sind weiter abgeschnitten - mehr dazu in Lawinenwarnstufe fünf in den Nordalpen.

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