Brexit: Steirische Unternehmer bereiten sich vor

Die steirischen Unternehmer bereiten sich auf den Brexit vor - immerhin ist. Großbritannien der viertwichtigste Exportmarkt der Steiermark. Am Dienstag wird im britischen Parlament über das EU-Austrittsabkommen abgestimmt.

Im Dezember verschob die britische Premierministerin Theresa May die Abstimmung mangels Aussicht auf Erfolg noch, am Dienstag aber gibt es kein Entkommen mehr: Das britische Parlament entscheidet am Abend über den Brexit-Vertrag mit der Europäischen Union. Eine Niederlage für May ist deutlich absehbar, wie es danach weitergeht, weniger - mehr dazu in Stunde der Wahrheit schlägt in Westminster (news.ORF.at).

Unsicherheit als Hauptproblem

Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union hat auch unmittelbare Auswirkungen auf die steirische Wirtschaft - das lasse sich jetzt schon sagen, so Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP). Welche Auswirkungen das aber konkret sein werden, stehe jedoch noch nicht fest.

Brexit-Hotline

Experten des Internationalisierungscenters Steiermark beantworten unter der Telefonnummer 0316 601 400 Fragen von Unternehmern

Das Hauptproblem sei momentan die Unsicherheit, so Eibinger-Miedl: „Man weiß nicht, was in Großbritannien im Parlament geschehen wird. Es kann von der Annahme des Brexit-Deals bis hin zu einem neuerlichen Referendum kommen. Das heißt, wir müssen auf alles vorbereitet sein." So wurde etwa vom Land eine eigene Brexit-Homepage eingerichtet, über die sich Unternehmer informieren können, und über die Brexit-Telefonhotline beantworten Experten des Internationalisierungscenters Fragen zu möglichen Änderungen im Export von Waren und Dienstleistungen.

Viele Fragen zu Handelsbeziehungen offen

Die große Frage sei, wie in Zukunft die Handelsbeziehungen zu Großbritannien aussehen werden, so die Landesrätin: „Die Frage ist, kommen neue Handelshemmnisse in Form von Zöllen auf uns zu. Die Frage ist auch, wie kann der Transport abgewickelt werden, und selbstverständlich gibt es auch betroffene Staatsbürger, die dann die Sicherheit haben müssen, dass sie weiterhin in Großbritannien leben und arbeiten können." Derzeit leben rund 22.000 österreichische Staatsbürger in Großbritannien – umgekehrt lebten mit 1. Jänner 2017 10.368 Personen mit Staatsbürgerschaft des Vereinigten Königsreichs in Österreich, davon 913 in der Steiermark.

Die steirischen Unternehmer entwickeln für den Fall des Falles neue Verfahren im Unternehmen, „indem neue Lagerkapazitäten aufgebaut werden. Weil man sich eben teilweise nicht sicher ist, ob in den ersten Wochen und Monaten die Transportwege dann so laufen, wie man es gewohnt ist." Großbritannien ist immerhin der viertwichtigste Exportmarkt der Steiermark, für Österreich ist es der neuntwichtigste Partner.

Großbritannien als Fokusregion 2019

Großbritannien wurde seitens der steirischen Wirtschaft auch als Fokusregion 2019 ausgewählt: Das heißt, dass es das ganze Jahr über Workshops, Seminare und Beratungen geben wird. „Ich persönlich würde es sehr bedauern, wenn es tatsächlich zu einem Austritt Großbritanniens kommt. Großbritannien macht 13 Prozent der EU-Bevölkerung aus und ist ein sehr wichtiger Handelsmarkt innerhalb der Europäischen Union“, so Eibinger-Miedl. Im Oktober 2019 wird es auch eine steirische Delegationsreise nach London geben, um Kontakte zu knüpfen und den Markt zu sondieren.

Informationsvideo des österreichischen Wirtschaftsdelegierten in Großbritannien Christian Kesberg

Offizieller Scheidungstermin mit der EU wäre der 29. März – am Dienstag kommt es zunächst zur entscheidenden Abstimmung im britischen Parlament. Im Falle einer Ablehnung ihres Brexit-Abkommens hält Premierministerin Theresa May einen Stopp des EU-Austritts für wahrscheinlicher als einen Ausstieg ohne Deal.

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