Schneechaos: Voll des Lobes über Kooperationen

Nach zwei Wochen mit extremer Schneesituation kehrt in der nördlichen Obersteiermark langsam wieder Normalität ein. Am Freitag zogen die Einsatzkräfte eine erste Bilanz - sie verzeichneten Tausende Einsatzstunden.

Landesfeuerwehrkommandant Reinhard Leichtfried nannte 1.293 Einsätze in 14 Tagen, davon 827 in den nördlichen Bezirken, geleistet von 506 der 771 steirischen Feuerwehren. „Alle 16 KHD, also die Katastrophenhilfsdienste aus allen Bezirken waren im Einsatz. Alleine am vergangenen Wochenende waren über 1.000 Männer und Frauen im Schneeeinsatz, großteils wurden Dächer abgeschaufelt“, sagte Leichtfried - dies seien über 50.000 Einsatzstunden. Die Arbeitgeber der Helfer seien da positiv gegenüber den Freiwilligen eingestellt gewesen.

Der steirische Militärkommandant Heinz Zöllner, sagte, in der Luft seien österreichweit 110 Soldaten mit mehreren AB-212, S-70 und Alouette III im Einsatz gewesen, auf die Steiermark lasse sich die Zahl noch nicht herunterrechnen. „Zu den Aufgaben der Helikopterbesatzungen zählten Erkundung, Rettung, Lawinensprengung und das Freimachen von Stromleitungen und Bäumen mittels Rotorabwind, dem sogenannten Downwash“.

Bis zu 269 Soldaten seien am Boden eingesetzt worden, Reserven wären noch da gewesen. 46 Schadstellen wurden abgearbeitet, rund 11.500 Mannstunden geleistet. „Als ich die Bilder des von einer Lawine erfassten Hotels in der Ramsau gesehen habe, habe ich selbst nicht gedacht, dass es die Soldaten so rasch frei räumen können“, so Zöllner - mehr dazu in Ramsau nach Lawine um Entspannung bemüht.

„Priorität hat die Schaufel, nicht der Computer“

Laut Bergrettung Steiermark-Chef Michael Miggitsch waren 38 von 53 Ortsstellen betroffen, teilweise seien sie permanent im Einsatz gewesen, „teils abgeschnitten und auf sich alleine gestellt, mit Ausnahme der Luftunterstützung von Polizei und Bundesheer“. Zu den Aufgaben haben u.a. Assistenzleistungen wie die Begleitung von Ärzten im schwierigen Gelände und Medikamententransport in abgeschnittene Gebiete gezählt. „Die Einsätze gehen am Wochenende ja weiter. Und noch haben wir keine genaue Einsatzstatistik. Priorität hat derzeit die Schaufel, nicht der Computer“. Er rechne mit rund 25.000 Einsatzstunden, bis alles abgeschlossen sei.

Landespolizeidirektor Gerald Ortner berichtete, dass rund 130 Kollegen zusätzlich für die betroffenen Bereiche abgestellt wurden. Gesamt seien über 1.500 Polizisten im Einsatz gewesen, bei Überwachung und Durchführung von Straßensperren sowie Unterstützung bei Evakuierungen, auch bei zahlreichen Verkehrsunfälle. Vier Hubschrauber, u.a. aus Graz, Klagenfurt und Wiener Neustadt seien zur Verfügung gestanden, Einsatzreserven am Boden gebildet worden.

„Bis zu sechs Meter Neuschnee“

Alexander Podesser, Chef der ZAMG Steiermark, erläuterte nochmals die Wetterlage, die zu dem Jahrhundert-Schneeereignis geführt hatte: „Ein Azorenhoch führte Störungen an den Alpenrand, dadurch hat es 14 Tage mit Schneefällen und nie Schönwetterphasen gegeben“.

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Dies ergab bis zu sechs Meter Neuschnee und nur einen einzigen Tag für Flugwetter. Ein „Vorteil“ aus lawinentechnischer Sicht sei es aber doch gewesen, dass sich nie die Sonne gezeigt habe, denn dies hätte für weitere Instabilität gesorgt.

Wie viel Schnee teils in der Steiermark fiel, zeigte laut Podesser der Pegel am Loser im Ausseerland. „Wir haben schon zuvor die Sonde auf sieben Meter verlängert, konnten aber bei sechs Meter Schneehöhe nicht mehr messen“. Gleiches galt im Gesäuse, Solarpanele zur Energieversorgung waren eingeschneit, „und drei rote Schneewarnungen mit der höchsten Lawinenwarnstufe fünf hintereinander sind einzigartig. Zudem hat der anhaltende starke Wind Vorhersagen unmöglich gemacht“, so Podesser. Die Meteorologen und die Lawinenkommissionen hätten alleine bis zu 50 Flugstunden in Polizeihubschraubern verbracht, um die Lage einschätzen zu können.

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Das Schneechaos im Rückblick

Ein Rückblick auf die Ereignisse seit Anfang Jänner wirft die Frage auf, was man in Zukunft anders oder besser machen kann.

Rotkreuz-Präsident Werner Weinhofer sagte, eine der Aufgaben sei es auch gewesen, den Menschen die Angst zu nehmen, dass sie nicht betreut werden könnten. Weinhofer lobte die „tolle Zusammenarbeit“, zum Beispiel mit der Feuerwehr: „Sie mussten uns den Weg freimachen, so dass wir überhaupt zu den Gehöften kommen konnten“.

„Es funktioniert, auch wenn höhere Gewalt vorliegt“

Das sei keine Selbstverständlichkeit in dieser Situation, dass das so funktioniert habe. „Jeder, der Versorgung benötigte, hat sie bekommen“, sagte Weinhofer. Rund 28.000 Stunden wurden geleistet, von Hauptberuflichen und Freiwilligen, auch aus nicht vom Schnee betroffenen Bezirken. „Es funktioniert, auch wenn höhere Gewalt vorliegt“, bilanzierte der Rotkreuz-Präsident.

Günter Hohenberger, Leiter der Landeswarnzentrale, der über 14 Tage mit einem reduzierten Team von zehn Mann (einige neue Leute sind nach einigen Pensionierungen erst in Ausbildung, Anm.) die Anforderungen koordinierte, sprach von über 100 Assistenzbitten an Polizei und Heer, und über 150 an die Bergrettung. Dazu kamen noch tausende Telefonanrufe bzw. zu treffende Abstimmungen mit den Bezirkshauptmannschaften, Bürgermeistern, Lawinenkommissionen und den Einsatzorganisationen.

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