Karfreitagsurteil: Geteilte Meinungen

Nach der Entscheidung des EuGH zur Karfreitagsregelung fallen die Reaktionen in der Steiermark unterschiedlich aus. Während sich die Wirtschaftskammer dagegen ausspricht, sind Arbeitnehmervertreter und Touristiker dafür.

Die Frage, ob der Karfreitag ein Feiertag für alle werden soll oder nicht, sorgt auch in der Steiermark für heftige Diskussionen.

Karfreitag derzeit „Diskriminierung für einige“

Von den Arbeitnehmervertretern wie der Gewerkschaft kommt klare Zustimmung zum zusätzlichen Feiertag, denn die Österreicher seien ein „fleißiges Völkchen“, argumentiert Franz Gosch von der Fraktion Christlicher Gewerkschafter.

Ebenfalls für den Karfreitag als Feiertag für alle spricht sich Arbeiterkammerpräsident Josef Pesserl aus: Der Gesetzgeber sei aufgefordert, diese Diskriminierung zu beseitigen, so Pesserl. Dafür gebe es zwei Wege: Entweder es werde der bestehende Feiertag für jene, die ihn jetzt schon bekommen, per Gesetz beseitigt, oder die gesetzliche Regelung müsse für alle gleichermaßen gelten - sonst sei das für einen Teil der Arbeitnehmer eine Verschlechterung.

Wirtschaftskammer sieht weiteren Feiertag kritisch

Völlig anders sieht man die Lösung des Problems bei der steirischen Wirtschaftskammer - dort will man keinen zusätzlichen Feiertag: Man sehe das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) problematisch. „Ich glaube, wir haben in Österreich genügend Feiertage. Ein zusätzlicher Feiertag ist eine enorme Belastung für die Wirtschaft, und wir sehen das sehr kritisch. Natürlich wollen wir alles unternehmen, damit nicht noch zusätzliche Feiertage in der Steiermark und in Österreich eingeführt werden“, sagt Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk. Laut steirischer Wirtschaftskammer würde ein zusätzlicher Feiertag die steirischen Unternehmen rund 80 Millionen Euro kosten.

Superindentent: Streichung wäre „falsches Signal“

Mit der Einführung des Karfreitags als Feiertag und dem evangelischen Religionsunterricht in den Schulen im Jahr 1961 sei endlich die Benachteiligung von Angehörigen der evangelischen Kirche in Österreich beendet worden - eine generelle Streichung dieses Feiertags, sei ein völlig falsches Signal, so Superintendent Wolfgang Rehner: „Der Karfreitag als Feiertag für die Evangelischen hat in Österreich eine ganz besondere Bedeutung, nämlich Aufhebung von Diskriminierung der Evangelischen. Wenn jetzt gerade unter dem Diskriminierungsgesichtspunkt dieser Feiertag wieder abgeschafft werden soll oder keine besondere Begründung hat, ist das schon ein bisschen eigenartig.“ Rehner spricht sich dafür aus, dass der Karfreitag ein Feiertag für alle wird - mehr dazu in religion.ORF.at.

Tourismus gegen Tausch von Feiertagen

Steirische Touristiker wiederum können einem auch diskutierten Vorschlag eines Feiertags-Tausches nichts abgewinnen: Würde der Karfreitag als Feiertag für alle etwa gegen den Pfingstmontag getauscht werden, wäre das ein enormer Einkommensverlust - der Karfreitag falle ohnehin in die Osterferien und somit in die Urlaubszeit, das Pfingstwochenende biete dagegen eine zusätzliche Einkommensquelle.

„Ganz grundsätzlich sind Ferien und Feiertage wichtig für den Tourismus, und wenn wir zu Pfingsten ein verlängertes Wochenende verlieren, würde sich das bestimmt auswirken, weil verlängerte Wochenenden bieten sich für Kurzurlaube und für Ausflüge an, und das wäre bestimmt ein Verlust“, sagt Erich Neuhold, Chef des Steiermark Tourismus.

Regierung winkt bei Feiertag für alle ab

Die Regierung wird wegen des EuGH-Urteils zum Karfreitag in Gespräche eintreten - das sagte EU-Minister und ÖVP-Regierungskoordinator Gernot Blümel am Mittwoch nach dem Ministerrat. Doch Faktum sei, dass man nicht einen zusätzlichen Feiertag einführen könne, so Blümel auf eine entsprechende Frage einer Journalistin - mehr dazu in Regierung winkt bei Feiertag für alle ab (news.ORF.at).