Streit um Ausseer Badesee wird Korruptionsfall
Der Sommersbergsee ist der kleinste, aber auch der wärmste Badesee im Ausseerland und der einzige in Bad Aussee - idyllisch wie ein Almsee von Bergen umgeben, liegt er doch nur zehn Autominuten vom Ortszentrum entfernt.
Als der Landwirt Johannes Wasner seine Felder, sein Haus und den See vor drei Jahren um 1,5 Millionen Euro verkauft hat, wunderten sich Einheimische, dass der Preis nicht höher war. Mittlerweile gibt es ein Gutachten, wonach das Seegrundstück 9,5 Millionen wert sei.
Betrug in der Höhe von fünf Millionen Euro
Es besteht der Verdacht, dass der erkrankte Besitzer über den Tisch gezogen worden sei. Die Staatsanwaltschaft Leoben schreibt in einem Dokument, das Ö1 vorliegt: „Das Verfahren wird der Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption abgetreten, weil nach der Vorab-Bewertung des Sachverständigen von einem Kaufpreis von 9,5 Millionen Euro auszugehen ist, was einen fünf Millionen Euro übersteigenden Betrugsschaden bedeuten würde.“
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Der Gutachter geht nämlich davon aus, dass See und Grundstücke womöglich nicht als landwirtschaftliche Flächen, sondern als Flächen mit touristischer Sondernutzung zu bewerten sind. Der betroffene Landwirt Johannes Wasner selbst sagt, er sei beim Verkauf über den Tisch gezogen worden und nicht geschäftsfähig gewesen, „weil ich durch meine Erkrankung, starke Medikamente und Alkohol nicht in der Lage war, dies zu erkennen. Ich wurde benützt und betrogen“.
Insgesamt sieben Beschuldigte
Die Staatsanwaltschaft Leoben schreibt nun: „Das Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des schweren Betruges unter Ausnützung der Geschäftsunfähigkeit des Johannes Wasner und Täuschung über den wahren Wert der Liegenschaft wird fortgesetzt.“
Es gebe sieben Beschuldigte, darunter ein Unternehmerehepaar, ein Notar und als Käufer ein bekannter steirischer Anwalt, der schon öfter mit erfolgreichen, aber auch umstrittenen Immobilienprojekten für Aufsehen gesorgt hat. Er wollte keine Stellungnahme abgeben.
Kein Baden für Einheimische und Besucher
Auch für die Ausseer hat der zwei Jahren dauernde Rechtsstreit Folgen: Landwirt Wasner wohnt nach wie vor am See. Er hat den Zugang zum Grundstück zumindest vorübergehend mit Baumstämmen und Siloballen blockiert und seinen Bade-Pachtvertrag mit der Gemeinde für ungültig erklärt. Seit dem Sommer 2017 badet dort fast niemand, denn es wurden 25 Euro Eintritt verlangt. Wer nicht zahlen wollte, erhielt Zahlungsaufforderungen wegen Besitzstörung.
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Es gab Anzeigen, dass Wanderer von Hunden gebissen worden seien und dass die Bekleidung von Badenden entfernt oder versteckt wurde. Er habe damit nichts zu tun, sagt Wasner, er habe den See verpachtet - an eine Agentur rund um einen umstrittenen ehemaligen Immobilienhändler.
Auf die Frage, ob der Sommersbergsee kommenden Sommer wieder zum Baden genutzt werden kann, meint Wasner, er würde es sich wünschen, glaube aber nicht, dass die Gerichte so schnell eine Entscheidung treffen werden, denn neben dem Ermittlungsverfahren sind auch die zivilrechtlichen Verfahren, wem der See nun gehört, noch gerichtsanhängig.