Ärzte aus Liezen sprechen sich für Leitspital aus

In die Diskussion rund um das geplante Leitspital im Bezirk Liezen in Trautenfels schalten sich nun auch leitende Mediziner aus dem Bezirk ein. Vier führende Spitalsärzte sprachen sich am Mittwoch klar für das Leitspital aus.

Seit Monaten sorgen die Pläne des Landes, in Trautenfels ein neues Leitspital für den Bezirk Liezen zu errichten, für Diskussionsstoff - mehr dazu inTrautenfels als Standort für neues Leitspital fix (17.5.2018). Erst am Dienstag debattierte der Landtag über die Gesundheits- und Spitalsversorgung in der Steiermark - mehr dazu in Spitalsdebatte im Landtag: Dringliche an Drexler. Für vier führende obersteirische Spitalsärzte aus Schladming, Bad Aussee und Rottenmann ist die Sache klar: Obwohl ihre Standorte durch den Bau eines zentralen Krankenhauses von der Absiedlung betroffen wären, sprechen sie sich klar für ein Leitspital im Bezirk aus.

Grafik Spitäler Liezen

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Kleinteilige Struktur als Sackgasse

Die vier Mediziner verfassten eine gemeinsame Erklärung, in der sie sich zu einem zentralen Spital bekennen. So meinte etwa der Leiter der chirurgischen Versorgung Bad Aussee und Rottenmann, Savo Miocinovic: „Aus fachlicher Sicht ist das Festhalten an der noch aktuellen kleinteiligen Struktur eine Sackgasse.“ Ähnlich sehen das sein Kollege, der ärztliche Leiter Gerhard Melzer, sowie der ärztliche Leiter Karl Wohak und Christian Kaulfersch, Leiter der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie, beide vom Diakonissenkrankenhaus Schladming.

Keine fachliche Alternative zu Leitspital

Die Mediziner fordern in der Erklärung, „diese wichtige Entscheidung über die Zukunft der Gesundheitsversorgung im größten Bezirk Österreichs nach fachlichen und nicht nach politischen Kriterien zu treffen“. Das Leitspital in Kombination mit geplanten Gesundheitszentren bzw. der geplanten Form der Notfall- und ambulanten Versorgung am Standort Schladming sei „fachlich ohne Alternative“.

Damit der medizinische Fortschritt in der Region weiterhin stattfinden könne, brauche es im 21. Jahrhundert Mindestfallzahlen, die an den bisherigen - im Vergleich kleineren - Standorten nicht erreichbar seien, so das ärztliche Quartett: „Nur damit kann die Qualität der Behandlung - und auch jene der Aus- und Weiterbildung der Ärzte in der Region gewährleistet werden.“

Gesundheitszentren als maßgeschneiderte Form

Medizinische Versorgungsqualität im modernen Ausmaß könne künftig „nur in Spitälern ab einer bestimmten Größenordnung" angeboten werden. Für die Versorgung, die direkt vor Ort gebraucht wird, seien im 21. Jahrhundert die geplanten Gesundheitszentren die maßgeschneiderte Form“, das würden die bereits vorhandenen Zentren in Mariazell und Eisenerz eindrucksvoll beweisen, heißt es in der gemeinsamen Erklärung der Ärzte.

Man arbeite von Seiten der KAGes und der Diakonie auch mit den niedergelassenen Ärzten zusammen, um den Zeitraum bis 2025 zu nützen und ein fundiertes Netzwerk für die Patienten aufzubauen, sagt Karl Wohak: „Die ambulante Versorgung und die Notfallversorgung sind natürlich große Anliegen der Patienten. In Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz und auch dem niedergelassenen Bereich sollen entsprechende Weiterbehandlungen deutlich besser weitergeführt werden, als das bisher eigentlich der Fall ist.“

Angst zu schüren ist „verantwortungslos“

Die Oppositionsparteien KPÖ und FPÖ im Landtag legten im Jänner Unterschriften für eine Volksbefragung gegen das geplante Leitspital und für den Erhalt der drei Standorte vor. Die Volksbefragung soll am 7. April stattfinden - mehr dazu in Volksbefragung zu Leitspital Liezen beantragt (15.1.2019). Kritiker verwiesen bisher stets darauf, dass manche Ärzte das Leitspital nicht befürworten würden.

Wohak entgegnete am Mittwoch: „Aus unserer Sicht ist es ein notwendiger Schritt, um das Problem der ärztlichen Versorgung und dem Mangel in anderen Berufsgruppen, wie zum Beispiel Hebammen oder Physiotherapeuten, entgegenzuwirken. Mit dieser Maßnahme können künftig Diensträder weiterhin sichergestellt werden. Angst in der Bevölkerung vor einer Verschlechterung der Versorgung zu schüren, ist verantwortungslos und entbehrt jeder Sachlichkeit“, sagte der Mediziner.

Bürgerinitiative gegen Leitspital als „Ehre“

Gerhard Melzer sprach dennoch der lokalen Bürgerinitiative seinen Dank aus, die sich für den Erhalt der bestehenden drei Krankenhäuser einsetzt - mehr dazu in Leitspital Liezen: Demo bei Nachtslalom geplant (20.12.2018). „Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten wirklich alles getan, um den Menschen im Bezirk Liezen in der traditionellen Struktur die bestmögliche Versorgung zu bieten“, so Melzer.

„Das haben wir so gut gemacht, dass sich sogar eigene Initiativen für unseren Fortbestand in dieser Form gebildet haben, was für uns selbstverständlich eine Ehre und Anerkennung ist. Faktum ist aber, dass der Weg in Zukunft bedingt, dass wir auch wachsen müssen, um unserer Ärzteschaft genügend verschiedene Fälle bieten zu können, um ihre beruflichen Erfahrungen machen und weiter ausbauen zu können.“

„Ende des Weges“ im Kampf um Bad Aussee

Savo Miocinovic sah ein „Ende des Weges“ im Kampf um den Erhalt der chirurgischen Versorgung am Standort Bad Aussee: „Ich habe seit vielen Jahren hart für den Erhalt der chirurgischen Versorgung am Standort und im Verbund gearbeitet und tue es noch. Aber gerade das berechtigt bzw. verpflichtet mich sogar dazu, zu erkennen und auch zu sagen, wenn das Ende dieses Weges in Sicht kommt und der sinnvolle Weg in Zukunft künftig ein anderer sein muss, nämlich jener über ein Leitspital.“

Junge Spitalsärzte könnten nicht mehr davon überzeugt werden, in Liezen zu leben und zu arbeiten, wenn ihnen kein zeitgemäßes Arbeitsumfeld geboten werden könne, sagte Miocinovic - dazu brauche es eine Mindestgröße des Spitals.

Weiterentwicklung nur in größerer Einheit möglich

Christian Kaulfersch vom Diakonissenspital Schladming meinte: „Seit Jahrzehnten gewährleisten die Diakonissen gemeinsam mit niedergelassenen Ärzten die medizinische Versorgung in der Region Schladming-Dachstein. Wir haben uns über die vielen Jahre immer weiterentwickelt und haben ganz klar festgestellt, dass aufgrund des medizinischen Fortschritts eine Weiterentwicklung für alle Fachbereiche nur in einer größeren Einheit möglich ist.“

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