Kuhattacken-Urteil: Droht Aus für Almen?

Nachdem eine Touristin von seinen Kühen zu Tode getrampelt worden ist, soll nun ein Tiroler Landwirt 490.000 Euro bezahlen. Dieses Urteil könnte dramatische Folgen für den Tourismus und die Almenwirtschaft haben, heißt es.

Der Vorfall liegt fast fünf Jahre zurück: Eine 45 Jahre alte deutsche Urlauberin war damals mit ihrem Hund in einem Seitental des Staubaitales in Tirol unterwegs, als sie plötzlich - am Wanderweg - von mehreren Kühen angegriffen und zu Tode getrampelt wurde. Laut Experten wollten die Tiere ihre Kälber vor dem Hund schützen.

Der betroffene Landwirt wies im Verlauf des Prozesses mehrmals darauf hin, dass er Hinweis- und Warnschilder angebracht hatte, die auf eine Mutterkuhhaltung hingewiesen hätten. Das war dem Gericht aber offenbar zu wenig: Der Landwirt soll den Hinterbliebenen nun 490.000 Euro bezahlen, er will aber gegen das Urteil berufen - mehr dazu in Urteil nach tödlicher Kuhattacke (tirol.ORF.at).

„Da wird Stacheldraht hochgezogen“

Christine Pollhammer vom Naturpark Almenland Tourismus befürchtet nun schlimme Auswirkungen auf den gesamten Almenland-Tourismus: „Die Bauern werden die Wege einfach sperren. Es wird auf der Alm nur noch Stacheldraht geben, es wird keine Mountainbikestrecken geben und auch keine Wanderwege durch die Weide, weil jeder Bauer Angst hat, dass er zur Haftung kommt. Da wird Stacheldraht hochgezogen, davon bin ich überzeugt.“

„Diskussion wird in Richtung Wegsperren gehen“

Auch Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher sieht das gute Miteinander zwischen Almwirtschaft und Tourismus gefährdet: Das Urteil habe unter den 3.700 steirischen Almbauern Bestürzung ausgelöst - mehr dazu in Dramatische Warnung nach Kuhattacke-Urteil (news.ORF.at).

Eine verpflichtende Einzäunung wäre finanziell nicht zumutbar, sagt Titschenbacher, außerdem sei das nur dort umsetzbar, wo Koppeln möglich sind: „Bei Hochalmen wird Einzäunen de facto nicht möglich sein bzw. unter schwierigsten Bedingungen, und insofern wird die öffentliche Diskussion in Richtung Wegsperren gehen.“ Titschenbacher sieht außerdem die Haftungskosten von fast einer halben Million Euro problematisch, denn im Schnitt liege das Jahreseinkommen eines Bergbauernbetriebes unter 20.000 Euro.

Link: