Karfreitag: Gemeinden geben Protestanten frei

Die neue Karfreitag-Regelung der ÖVP-FPÖ-Bundesregierung ist seit vergangener Woche Gesetz. In der Steiermark weichen aber einige Gemeinden von dem Beschluss ab und geben den Protestanten frei.

Seit Wochen wird über den Karfreitag als Feiertag diskutiert. In der Vorwoche beschloss die Bundesregierung, den Karfreitag als freien Tag für evangelische und altkatholische Arbeitnehmer zu streichen - mehr dazu in Beschluss trotz heftiger Kritik (news.ORF.at). Einige ÖVP-Bürgermeister entschieden sich nun aber, gegen die Parteilinie und trotz neuer Regelung Gemeindebediensteten freizugeben - mehr dazu in Kleine Rebellionen innerhalb der ÖVP (news.ORF.at).

FPÖ-Gemeinde Breitenau gegen Parteilinie

In der Steiermark hatten bisher seit 1966 alle Landesbeamten ab Mittag frei, Protestanten ganztägig - Landesamtsdirektor Helmut Hirt verwies auf einen Beschluss der Landesregierung aus dem Jahr 1966.

Die einzige Gemeinde in der Steiermark, die von einem FPÖ-Bürgermeister geführt wird, ist Breitenau am Hochlantsch im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag. Willibald Ebner ist selbst Protestant, er werde sich nicht an die Parteilinie halten, sondern an die Tradition: „Im Prinzip ändert sich für unsere Mitarbeiter bei der Gemeinde nichts, weil sie bis jetzt seit den 1980er Jahren laut Gemeinderatsbeschluss, der damals gefasst worden ist, am Karfreitag einen freien Tag haben - egal ob sie jetzt katholisch oder evangelisch sind.“ Einen Urlaubstag müssten die Mitarbeiter dafür nicht nehmen, so Ebner. Es betreffe 20 Bedienstete von der Verwaltung über den Wirtschaftshof bis zum Reinigungsdienst.

Evangelische Hochburg Ramsau gibt Protestanten frei

Auch in der evangelischen Hochburg Ramsau am Dachstein im Bezirk Liezen werden die Protestanten heuer - so wie auch die vergangenen Jahre - freihaben, erklärte Bürgermeister Ernst Fischbacher von der gleichnamigen Namensliste: „Nachdem wir die größte evangelische Gemeinde in Österreich sind, mit 80 Prozent evangelischen Mitbürgern, wird es so funktionieren, dass wir bei uns im Amt einen katholischen Mitarbeiter haben, der das Bürgerservice betreut.“ Der Karfreitag sei der heiligste Feiertag in der Glaubensgemeinschaft, und er werde zelebriert wie jedes Jahr, so Fischbacher.

ÖVP-Gemeinden auf Parteilinie

Bei einem Rundruf in steirischen ÖVP-Gemeinden zeigt sich, dass sich jene von Radio Steiermark kontaktierten an die Bundesvorgabe halten - unter anderem Fürstenfeld und Gleisdorf in der Oststeiermark: Allerdings sei die Gemeinde ab Freitagmittag ohnehin geschlossen, hieß es aus den beiden Gemeinden.

Land und Graz halten sich an Gesetzesvorgaben

In der Landeshauptstadt Graz wird man sich an die gesetzliche Vorgabe halten, hieß es aus dem Büro von Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP). Auch im Land werden Protestanten heuer erstmals nicht dienstfrei haben: Laut Vorschlag sollen sie bis 12.00 Uhr arbeiten, so Landesamtsdirektor Helmut Hirt. Es betreffe 230 der 6.500 Verwaltungsmitarbeiter, der Regierungsbeschluss dafür stehe aber noch aus, sagte Hirt.