Schüler von heute, Rollenklischees von gestern

Noch immer sind Mädchen und Burschen stark in alten Rollenklischees verhaftet. Das zeigt eine Studie, die das Institut für Soziologie an der Uni Graz im Auftrag des Grazer Lichtenfelsgymnasiums durchgeführt hat.

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Nähere Informationen zur Studie und dem ihr zugrundeliegenden Projekt „Futute of Life“ finden Sie hier!

Demnach sieht sich die überwiegende Mehrheit der Mädchen nach wie vor eher in Gesundheits-, Sozial- oder pädagogischen Berufen, Burschen zieht es zu technischen und wirtschaftlichen Berufsfeldern hin. Dass die Kluft zwischen den Geschlechtern betreffend Berufsvorstellungen immer noch so groß ist, hat selbst die Studienautorinnen überrascht.

„Dass es in dieser Deutlichkeit vorliegt, ist tatsächlich interessant: Wir können davon ausgehen, dass die Rollenvorstellungen in der Sozialisation weitergegeben werden, dass nach wie vor vorgelebt wird, dass sich Mädchen mehr beheimatet in den sorgenden und pflegenden Berufen fühlen“, so Karin Scaria-Braunstein vom Institut für Soziologie an der Uni Graz.

Mädchen: Mehr Gedanken zu Familie und Beruf

Abgefragt wurden auch die wichtigsten Aspekte der zukünftigen Arbeit. Hier ist den 14- bis 18-Jährigen ein gutes Einkommen besonders wichtig - gefolgt von der Möglichkeit, persönliche Interessen ausleben zu können. An dritter Stelle steht der sichere Arbeitsplatz, „aber auch da sehen wir Unterschiede zwischen Burschen und Mädchen: Den Burschen ist es nochmal wichtiger, ein gutes Einkommen zu haben (88 zu 79 Prozent). Die Mädchen machen sich deutlich mehr Gedanken - bereits in diesem Alter - wie sie später Familie und Beruf unter einen Hut bekommen werden (55 zu 41 Prozent)“.

„Vielleicht wollen sie nur ihr Leben bewältigen?“

Diese Geschlechterunterschiede müsse man bis zu einem gewissen Grad wohl akzeptieren, sagt Nikolaus Holzapfel - er ist verantwortlich für das Projekt „Future of Life“ am Lichtenfelsgymnasium, das die Studie initiiert hat.

Schule Klasse Schülerin

APA/Harald Schneider

Bereits in der Kindheit werden zahlreiche Rollenklischees aufgebaut

„Es ist ein Bild, das uns zeigt, dass wir mit mehr Tradition versehen sind als wir glauben. Wir denken, unsere jungen Menschen sind so neu, so anders, so fortschrittlich, so vorausdenkend. Vielleicht wollen sie aber nur ihr Leben bewältigen - und ich glaube, dabei sollten wir Ihnen helfen, das ist unser Job“, so Holzapfel.

600 Jugendliche beantworteten Fragen

Generell sehen Mädchen auch ängstlicher in die Zukunft. Konkret bereiten den Jugendlichen Klimawandel und Naturkatastrophen die größten Sorgen. Mädchen sind sich selbst gegenüber - laut der Studie - kritischer, während Burschen sich in ihrer Lebenssituation glücklicher fühlen (37 zu 27 Prozent).

Neben dem Lichtenfelsgymnasium nahmen auch fünf Partnerschulen an der Studie bzw. dem Projekt „Future of Life“ teil. Insgesamt 600 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren wurden befragt. Die überraschenden Ergebnisse wurden im Rahmen der Feier zum 150-jährigen Jubiläum des Lichtenfelsgymnasiums präsentiert.

„Keiner kann sagen, wie die Zukunft aussehen wird“

Die Idee zur Studie hatte ein ehemaliger Lichtenfels-Absolvent, der Cellist Friedrich Kleinhapl: „Ein Professor des Lichtenfelsgymnasiums hat mich gefragt, ob ich als bekannter Absolvent an der Jubiläumsfeier mitwirken möchte. Dabei hatte ich die Idee, mit den Jugendlichen über die Zukunft zu sprechen - und diese Idee ist dann sehr schnell ein großes Projekt geworden.“

Dabei betont Kleinhapl: „Die Gegenwart verändert sich so schnell, keiner kann sagen wie die Zukunft aussehen wird. Was wünschen sich junge Menschen angesichts dieser Situation? Ich weiß aus meinem Leben, dass ich von allen Generationen sehr stark inspiriert wurde und trotzdem bedingt immer eine starke Generation für sich, die Gegenwart und die Zukunft zu bestimmen - und ich denke, das ist wenig förderlich. Es macht mehr Sinn, das Potential aller Menschen miteinzubeziehen - aus diesem Aspekt ist das Projekt ‚Future of Life‘ entstanden.“

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