Verwandte nicht von Bestattung informiert

Die Stadt Graz hat einen 65-Jährigen bestattet - den Angehörigen wurde das aber erst Wochen später mitgeteilt. Aus Datenschutzgründen, heißt es von der Stadt Graz, habe man nicht nach Verwandten suchen dürfen.

Der Mann war bereits am 11. Jänner tot in seiner Wohnung in Graz-Eggenberg gefunden worden - Bekannte hatten ihn am Stammtisch vermisst. Seine Angehörigen beschreiben den Alleinstehenden und Kinderlosen als „Freigeist“, niemand habe sich etwas dabei gedacht, als er im Jänner auf Anrufe nicht reagiert habe.

Schreiben von Notar

Ein Notar kümmerte sich um den Nachlass des 65-Jährigen und wandte sich per Brief an die Schwester des Mannes - sie sei ihm vom Grazer Sozialamt als nächste Angehörige bekanntgegeben worden. Das war allerdings Wochen nach dem Tod, und der Mann war zu diesem Zeitpunkt von der Stadt Graz bereits eingeäschert worden. Man habe die Vorgabe, Verstorbene innerhalb von sieben Tagen zu bestatten, sagt Kurt Hohensinner, der zuständige Sozialstadtrat (ÖVP).

Die Familie hat kein Verständnis für die Vorgangsweise der Stadt. Der Neffe wandte sich via Facebook an die Öffentlichkeit: Wenn man in Graz sterbe, einen Ausweis und einen gemeldeten Wohnsitz habe, dann müsse es doch möglich sein, die nächsten Angehörigen herauszufinden und zu verständigen - noch dazu, wo Onkel und Neffe den gleichen Nachnamen hätten.

Stadtrat: „Lücken suchen“

Genau das sei aber nicht möglich, sagt Hohensinner: Die Stadt bzw. das Sozialamt habe aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Möglichkeit, im Melderegister Verwandte oder namensgleiche Personen zu recherchieren - das dürfe nur ein Notar.

Für Hohensinner ist es wichtig, „Lücken zu finden, wo wir den Datenschutz schon respektieren und nicht verletzen, aber Angehörige noch besser begleiten können“. Mit allen zuständigen Stellen der Stadt soll jetzt nach solchen „Lücken“ gesucht werden. Die Familie des verstorbenen 65-Jährigen wird die Urne von der Stadt bekommen und im Familiengrab beisetzen.

2018 übernahm die Stadt Graz in 81 Fällen die Feuerbestattung, weil keine Angehörigen ausfindig gemacht werden konnten. Die Bestattungsunternehmen warten dann noch eine gewisse Zeit mit der tatsächlichen Beisetzung, ob sich - wie im Fall des 65-Jährigen - noch jemand meldet.