Historischer Besuch in Grazer Synagoge

In der Grazer Synagoge ist es am Freitag zu einem historischen Treffen gekommen: Der neue Präsident der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich traf sich mit dem Präsidenten der jüdischen Gemeinde Graz.

Die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) will künftig mehr Nähe zur Bevölkerung zeigen und geht daher auf Österreich-Tour. Zum Auftakt dieser Tour traf der neu gewählte Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich, Ümit Vural, am Freitag das Oberhaupt der jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen.

Elie Rosen und Ümit Vural

ORF

Elie Rosen und Ümit Vural

Dass es zwischen der jüdischen und der muslimischen Gemeinde in der Steiermark Unterschiede gibt, zeigen allein schon die Zahlen: Die jüdische Gemeinde zählt gerade einmal 200 Mitglieder, die muslimische Gemeinde zwischen 80.000 und 100.000. Das Klima in Europa und auch in Österreich sei aber für beide Glaubensgemeinschaften rauer geworden - darin waren sich beide Präsidenten einig.

Schulterschluss notwendig

Deshalb sei ein Schulterschluss notwendig, betonte Eli Rosen: „Begegnungen sind die einzige Form und Möglichkeit einer Annäherung, und da sind nun wichtige Schritte getan. Ein Thema unseres Gesprächs war Antisemitismus, der auch, das muss ich sagen, in der muslimischen Gemeinde durchwegs verbreitet ist.“

„Antisemitismus ist ein No-Go“

Ümit Vural versicherte, „dass für uns Antisemitismus ein No-Go ist. Es kann nicht sein, dass sichtbare Mitglieder einer Religionsgemeinschaft Angst haben, angepöbelt oder angefeindet werden, daher haben Mitglieder der jüdischen Gemeinde unsere volle Solidarität.“

Es sei notwendig, die muslimische Bevölkerung dafür zu sensibilisieren und vor allem junge Menschen über die Geschichte des Judentums aufzuklären, so Vural - möglich wären etwa bundesweit organisierte Besuche im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen, „um auch vor Ort dieses Leid zu sehen und zu reflektieren, denn man muss aus der Vergangenheit die Lehren ziehen“.

Gemeinsamkeiten unterstreichen

Die jüdische und die muslimische Bevölkerung dürfen nicht auseinanderdividiert werden, mahnte Vural, und Eli Rosen unterstrich die religiösen Gemeinsamkeiten beider Seiten: „Das Thema Beschneidung und Schächten betrifft uns insbesondere gleichermaßen in Zeiten, wo es ein nicht so von Offenheit geprägtes Miteinander der Kulturen in Österreich gibt, und ich denke, ein gemeinsames Anliegen ist es, hier den Kampf gegen Vorurteile voranzutreiben.“

Neben jüdischen Vertretern traf der neue Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich am Freitag auch Vertreter der evangelischen Gemeinde und der Diözese Graz. Danach stand das Freitagsgebet in der „Dzemat Bosnjak“ auf dem Programm. Abschließend gab es ein Treffen mit Imamen und Obleuten der Grazer Moscheegemeinden.

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